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2008
Bilder © Warner Bros.
** RockNRolla
guy ritchie


Wer in London Geld oder Baugenehmigungen benötigt kommt zu Geschäftsmann Lenny Cole (Tom Wilkinson), dem selbsternannten König der Stadt. Mit Immobilienspekulationen zu Reichtum gekommen vermehrt er täglich sein Vermögen, wobei ihm korrupte Politiker äußerst nützlich sind. Die Kleingangster One Two (Gerard Butler) und Mumbles (Idris Elba) lassen sich auf einen Deal mit Cole ein und fallen gründlich auf die Schnauze. Plötzlich stehen sie bei ihm mit zwei Millionen Pfund in der Kreide und mit Cole und seiner rechten Hand Archie (Mark Strong) lässt sich nicht verhandeln.

10 Jahre ist es bereits her, dass ein junger britischer Regisseur namens Guy Ritchie mit einem kleinen, feinen Gangsterfilm international auf sich aufmerksam machte. "Bube, Dame, König GrAS" war zudem das Schauspieldebut von Jason Statham, der sich seitdem kontinuierlich zum angesagten Actionhelden hocharbeitete (s. die "Transporter"- Filme). Ritchies Karriere dümpelt aber nach dem unterhaltsamen Nachfolger "Snatch - Schweine und Diamanten" (2000) mehr oder weniger so dahin, wurde er doch in der Öffentlichkeit mehr als "der Mann von Madonna" wahrgenommen, anstatt mit seinem Beruf identifiziert zu werden. Mit seiner Ehefrau drehte er dann auch einen Kurzfilm für die BMW-Werbereihe und das Remake des italienischen Filmes "Travolti da un insolito destino nell'azzurro mare d'agosto" von Lina Wertmüller.

Das war wohl die schlechteste Entscheidung in seiner Karriere, denn die 10-Millionen-Dollar-Produktion über zwei auf einer einsamen Insel gestrandeten Personen floppte gnadenlos und die fast ausschließlich vernichtenden Kritiken taten ihr übriges selbst Hardcore-Madonna-Fans vom Kauf einer Kinokarte abzuhalten. Ritchie tat dann das was wohl jeder vernünftige Regisseur in seiner Situation getan hätte. Schuster bleib bei deinen Leisten! Mit "Revolver" und dem mittlerweile international gut bekannten Jason Statham in der Hauptrolle kehrte Ritchie 2005 ins kriminelle Milieu zurück. Das Bemühen ist sichtbar, doch Ritchie scheitert mit einem zu konstruierten, verwirrenden Plot. Die Briten trauten dem Braten wohl auch nicht so recht und nur knapp 447.000 Kinobesucher riskierten den Kauf eines Kinotickets. (Zum Vergleich: 2,9 Milionen bei "Bube, Dame ..." / 2,8 Mio. für "Snatch").

In Deutschland wurde "Revolver" drei Jahre (!) nach der Erstaufführung (Filmfest in Toronto) als Videopremiere veröffentlicht. Dieses Schicksal bleibt Ritchies neuestem Streich erspart, denn Warner Brothers bringt "RocknRolla" auch in die deutschen Kinos. Doch ob das mit Gerard Butler (300), Tom Wilkinson (Operation Walküre), Thandie Newton (Crash) und Mark Strong (Der Mann, der niemals lebte) gut besetzte Gangsterdrama mit Komödieneinschlag bei uns die Zuschauerzahl von "Snatch" (570.000) übertreffen wird darf bezweifelt werden. Denn auch wenn in "RocknRolla" Ritchies Geniestreiche vereinzelt aufblitzen bleibt man als Zeuge seines bemühten Versuchs wieder an frühere Erfolge anknüpfen zu wollen am Ende enttäuscht zurück. In den wichtigen Filmmärkten wie USA, UK, Frankreich und Spanien ist "RocknRolla" bereits gelaufen.

Versöhnen konnte Ritchie die Kritiker nur bedingt findet man doch ein geteiltes Echo vor ob er nun wirklich zur alten Stärke zurückgefunden hat. Die Richtung, das kann man sagen, stimmt allerdings. Von spannend-witzigen, mit schrägen Einfällen glänzenden britischen Gangsterfilmhighlights wie "Brügge sehen ... und sterben ?" (mit Colin Farrell) oder "Layer Cake" (Mit Daniel Craig) ist "RocknRolla" aber meilenweit entfernt. Doch was lief diesmal (wieder) schief ? Zunächst einmal schafft es Ritchie nicht den Film richtig in Gang zu kriegen. Die innovative Creditsequenz lässt ja noch hoffen, doch was folgt ist eine unendlich lange Exposition mit einer Fülle an Charakteren, die aber zu keinen Spannungsmomenten führen. Stattdessen versucht man untermalt mit netten musikalischen Einfällen die Lockerheit der "Ocean's Eleven"-Filmreihe zu imitieren.

Lange wird man hingehalten, bis das Tempo auf der Leinwand etwas anzieht. Wenn das Gaunertrio One Two (Gerard Butler, P.S. Ich liebe dich), Mumbles (Idris Elba, Prom Night) und Handsome Bob (Tom Hardy, Layer Cake) endlich zum zweiten Mal einen russischen Investor (Karel Roden, Hellboy) um 7 Million Pfund Schmiergeld erleichtern möchten und dabei eine schmerzhafte Konfrontation mit dessen hartnäckigen, muskelbepackten Killermaschinen haben, dann ist man für die Abwechslung äußerst dankbar. Oder auch die Tanznummer von Butler und Co-Star Thandie Newton, bei der sie einen eigenwilligen Bewegungsstil zeigen und per Sprechblasen (witziges Stilmittel) kommunizieren gibt Anlass zur Hoffnung, dass der Film die Kurve doch noch kriegt.

Leider kommen solche Szenen viel zu selten vor, stattdessen wird die Homosexualität von Kumpel Bob zerredet (und als "running gag" thematisiert), ein "glückbringendes" Gemälde erst verliehen, dann geklaut und verhökert sowie ein Vater-Stiefsohn-Scharmützel mit in die Geschichte eingeflochten. Statt Schweine und Diamanten heißt es jetzt Bild und Kohle, die zum Objekt der Begierde und unendlicher Hetz(?)jagd durch 114 Minuten Spielfilmlänge werden. Weil das aber immer noch nicht genug ist, wird auch noch ein Spitzel gesucht, der in der Vergangenheit regelmäßig sein Wissen an die ansonsten nicht präsente Polizei weitergegeben hat und damit vielen Londoner Gangstern ein Ärgernis ist. Guy Ritchie überlässt nichts dem Zufall, damit sein Film einem Erfolgskonzept gerecht wird. Das Script ist seins, er führt Regie und produziert. Beim Geschichtenerzählen, das bei "Bube, Dame..." und "Snatch" noch so wunderbar funktioniert hat, übernimmt er sich aber bei "RocknRolla".

Da können Gerard Butler und Idris Elba noch so bemüht die netten Gangster spielen, die ihre Jobs lieber ohne Gewalt durchziehen. Oder Toby Kebbell (Wilderness) den titelgebenden Rockstar verkörpern, der an der Nadel hängt, seinen Tod inszeniert und trotzdem noch den ungeliebten Stiefvater Lenny Cole ärgert. Tom Wilkinson (sehr gut in "Michael Clayton") als skrupelloser, windiger Geschäftsmann zeigt erneut eine interessante Facette seines schauspielerischen Könnens und Thandie Newton überzeugt als sich kühl und distanziert gebende Buchhalterin, die gefährlich lebt und ihren milliardenschweren Boss hintergeht. Mark Strong als rechte Hand von Wilkinson ist mehr Denker als gewalttätiges Raubein (dafür hat er seine Folterknechte) und ist durch seine Loyalität ein Vorzeige-Angestellter. Mit Ritchie arbeitete er zum ersten Mal bei "Revolver" zusammen.

Auch die weiteren Nebenfiguren sind nicht schlecht ausgewählt, gespielt von Jeremy Piven (Grosse Pointe Blank), Rapper Ludacris (Die Gebrüder Weihnachtsmann) und Jimi Mistry (Der Sex-Guru) als bestechlichem Stadtrat. Für Bond-Girl Gemma Arterton (Ein Quantum Trost) bleibt nur eine kaum wahrnehmbare winzige Rolle. Gute Zutaten allein ergeben aber nicht immer ein leckeres Menu. Ritchie ist im übrigen bereit für einen zweiten Teil (das Drehbuch soll schon vorliegen) und hat sogar schon Ideen für eine Trilogie. Bisher hat "RocknRolla" weltweit 25 Mio. USD eingespielt (mehr als 1/3 davon in Großbritannien; "Snatch" mit Brad Pitt spülte 83.5 Mio. in die Kassen). Ob das reicht, damit Produzent Joel Silver (Speed Racer) grünes Licht für eine Fortsetzung gibt ? Abgedreht ist jedenfalls Ritchies Version von "Sherlock Holmes", zu sehen am 19.11.2009.

Guy Ritchie versucht sich erneut im Gangsterfilmgenre, begeht aber wie bei "Revolver" die gleichen Fehler indem er eine mit Figuren und Handlungssträngen überfrachtete Geschichte bis auf zwei, drei Ausnahmen (mit dabei: russische Killer!) ziemlich einfalls- und spannungslos erzählt. Es scheint als hätte der mittlerweile 40jährige Regisseur sein Pulver schon vor acht Jahren verschossen und mehr als heiße Luft ist auch diesmal nicht drin. Schade, aber Filme wie die letztjährigen "Bank Job" und "Brügge sehen ... und sterben?" zeigen, dass der gute britische Gangsterfilm auch heute noch präsent ist.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 10.02.2009

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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