Profikiller Martin Blank (John Cusack) hat den letzten Job nicht zur
Zufriedenheit seiner Auftraggeber ausgeführt. Um das wieder gutzumachen soll er einen Auftrag in Grosse Pointe, einem
Vorort von Detroit erledigen. Dort hat er seine Jugend- und Schulzeit verbracht, bevor er vor 10 Jahren das Weite
suchte. Zufälligerweise findet an diesem Wochenende auch das Jubiläumsklassentreffen statt und da sowohl Blanks
Psychiater (Alan Arkin) als auch seine Auftragskoordinatorin Marcella (Joan Cusack) ihm zuraten taucht er ein in seine
lange verdrängte Vergangenheit.
Über 50 Auftritte in Spielfilmen seit 1983 oder im Schnitt zwei Filme pro Jahr stehen
auf der Habenseite von Schauspieler John Cusack, Jahrgang 1966. Dass auch viele durchschnittliche Werke dabei sind ist
kaum vermeidbar. Cusack selbst gab in einem Interview einmal neun Filme an, auf die er Stolz sei: Max, High
Fidelity, The Thin Red Line, The Grifters, Being John Malkovich, Bullets over Broadway, Eight Men Out, Say
Anything und eben Grosse Pointe Blank. Letzteren hat er mitproduziert, mit
eigenen Ideen bereichert und mit Freunden und seiner halben Verwandtschaft in Neben- und Minirollen besetzt. Der
deutsche Verleih verpasste dieser Komödie um einen Hitman, der seine frühere Freundin wieder trifft und sich nebenbei
mit konkurrierenden Killern rumschlagen muss, den Titel "Ein Mann - Ein Mord". Dabei ist der Originaltitel schlau
ausgedacht, steckt doch der Name vom Schauplatz des Geschehens und vom Protagonisten drin und ist gleichzeitig eine
Anspielung auf den John Boorman-Klassiker "Point Blank" in dem sich ein totgeglaubter Gangster an Personen aus seiner
Vergangenheit rächt. Auf Rache an seinen ehemaligen Schulkameraden hat es Cusack als Martin Blank nicht abgesehen, doch
sein plötzliches Verschwinden vor 10 Jahren, als er Jugendliebe Debi (Minnie Driver) am Abend des Abschlussballs
wortlos sitzen ließ, gab Anlass zu Spekulationen. Sich als Profikiller zurückzumelden scheint auch keine gute Idee zu
sein oder gerade doch ? Glauben tut es einem eh' keiner solange nicht die Kugeln fliegen.
Wie spaßig die Rivalität zwischen Killern sein kann, die ihre Differenzen in einem
ruhigen Vorort austragen, dafür sorgt schon das Auftreten von Dan Aykroyd (Ghostbusters) als Grocer. Der hat die
geniale Idee - so glaubt er - mit einer Gewerkschaft bzw. einem Club für Profikiller bessere Konditionen für die
einzelnen Aufträge aushandeln zu können. Blank ist daran aber nicht interessiert, doch Grocer lässt nicht locker - nur
eine der guten Ideen, die das Drehbuch von Tom Jankiewicz bereithält. Dass die scharfen Dialoge aber auch ihre volle
Wirkung entfalten ist einer exzellente Besetzung bis in die Nebenrollen hin zu verdanken. Die Britin Minnie Driver war
bis dato zwar schon in mehreren (Neben)Rollen zu sehen (darunter Auftritte in "Goldeneye", "Circle of Friends" und
"Sleepers") entfaltet hier aber zum ersten Mal ihr überschäumendes komödiantisches Talent und ist damit der perfekte
Gegenpart zum sich in einer emotionalen Krise befindlichen Cusack. Als Ex-Freundin macht sie es dem Heimkehrer nicht
einfach und gibt ihm verbal ordentlich kontra. Driver schaffte ihren Durchbruch ein Jahr später mit der Rolle als
Freundin von Matt Damon in "Good Will Hunting" als sie für den Oscar nominiert wurde. Diese Verspieltheit, die sich in
der wieder entfachten Liebesbeziehung zwischen Martin und Debi offenbart, findet sich auch in den Beziehungen der
anderen Charaktere zueinander wieder.
Z.B. zwischen Blank und seinem alten Kumpel Paul, gespielt von Jeremy Piven (Mit dem
spielte John Cusack in insgesamt 11 Filmen zusammen). Wie zu Schulzeiten strampelt sich Paul auch Jahre später
vergeblich damit ab Frauen anzubaggern und er fristet sein Leben in einem langweiligen Job als Immobilienmakler. Ein
weiteres amüsantes Pärchen sind zwei schiessgeile Regierungsbeamte (Hank Azaria, K. Todd Freeman), die nur darauf
warten, dass Blank seinen Abschuss macht, damit sie ihn endlich umlegen können. Cusacks Schwester Joan glänzt als
wohlinformierte Angestellte, die sich gerne auch mal lautstark über mangelhafte Munitionslieferungen beschwert und
Loyalität zu Arbeitgeber Blank beweist, wenn es um das Vernichten von Beweismaterial geht. Dass der Witz vom Drehbuch
beim Übertrag auf die Leinwand nicht verloren geht, dafür sorgt John Cusack höchstpersönlich, hat er doch am Screenplay
mitgearbeitet. So bekommt auch Alan Arkin als verstörter Psychiater seine denkwürdigen Szenen und One-liner Jokes. Für
seine komische Rolle als schlagfertiger Opa in "Little Miss Sunshine" erhielt Arkin 2007 den Oscar als bester
Nebendarsteller.
Neben der Comedy kommt aber auch die Action im Film nicht zu kurz, wird doch
dramaturgisch wohlplatziert geballert bis kein Stein mehr auf dem anderen steht (zerschossener Supermarkt!).
Insbesondere das Finale lässt einen kurzzeitig an John Woos Kugelballette denken. Und das Cusack während des Drehs auch
körperlich gut in Schuss war, zeigt der damals 30-jährige Amerikaner in einer knallharten Kampfszene mit Benny
Urquidez, jenem Mann, der sich in zwei Filmen mit Jackie Chan erbitterte Fights lieferte. Und wer hätte gedacht, dass
ein Füller so nützlich sein könnte. Wem all diese variabel eingesetzten Elemente, dieser Mix aus Thriller,
Komödie und Action noch keine rechte Entscheidungshilfe liefert, dem sei noch der wunderbare 80er-Jahre Soundtrack ans
Herz gelegt, der durchgängig im Film für relaxte Stimmung und Retro-Euphorie sorgt. Violent Femmes, Nena, Guns n' Roses
und viele andere Interpreten sind von Beginn an dabei und steigern ihre Songfrequenz planmäßig zum Höhepunkt bei der
Highschool-Reunion-Party.
Hauptverkaufsargument für "Grosse Pointe Blank" ist aber John Cusack selbst. Der macht allein durch seine
Erscheinung einen sympathischen Eindruck insbesondere, wenn man noch den einen oder anderen Film aus seinen Zeiten als
Teenager im Hinterkopf hat. Begegnet man ihm als neurotischen Hitman ist das nicht anders schließlich macht er als
Martin Blank ja nur seinen Job und tötet unfreundliche Zeitgenossen. Es ist halt alles nur rein geschäftlich und zwar
präzise ausgeführt. Menschlich geblieben ist er aber doch und dass tief in Blank noch ein Romantiker schlummert
offenbart sich in den komischen Therapiesitzungen beim Psychiater seines Vertrauens. Diese Form der
Gewissenserleichterung sollte sich in den kommenden Jahren durchsetzen, denn auch James Gandolfini als Gangster Tony
Soprano und Robert DeNiro in "Reine Nervensache" brauchen seelischen Beistand. Da hatte Drehbuchschreiber Tom
Jankiewicz den richtigen Riecher. Zu Schade, dass er nicht mehr Geschichten geschrieben hat, die verfilmt wurden.
Regisseur George Armitage drehte sieben Jahre später noch einen Film, der auch bis dato sein letzter ist. Mit dem
unsäglichen "Hawaii Story" verabschiedete er sich nach insgesamt nur sieben Filmen (davon ein TV-Movie) mit 62 Jahren
in den Ruhestand.
DVD (NTSC, RC1, Buena Vista)
Die US-DVD ist einer der Schnellschüsse der 90er. Ein einfallsloses, starres Menu kann
man ja mitunter noch verschmerzen, doch die Bildqualität ist leider nur durchschnittlich - zu grobkörnig. Außerdem wird
hier eine nicht-anamorphe Abtastung des Filmmaterials (1.85:1) präsentiert. Der 5.1 DD Ton klingt hingegen gut. Als
Extras gibt's ein paar Trailer (auch den zum Hauptfilm). Nach 10 Jahren wünscht man sich endlich mal eine Special
Edition. Da "Grosse Pointe Blank" aber nicht den Bekanntheitsgrad einer Big-Budget-Hollywoodproduktion hat wird das
wohl leider nicht passieren. Die deutsche DVD soll zwar in der Bildqualität auch nicht berauschend sein, immerhin aber
anamorph kodiert.
"Grosse Pointe Blank" ist einer jener Filme, die auch nach Jahren nichts von
ihrem Unterhaltungspotential eingebüsst haben. Spielfreudige Darsteller, witzige Dialoge, fulminant-augenzwinkernde
Action und ein toller 80er-Jahre-Soundtrack, bei dem man die Lautstärke am TV durchaus etwas höher einstellen sollte.
Diese Killercomedy ist in der Tat einer der besten Filme von Cusack. Da darf man der Selbsteinschätzung des
vielseitigen Schauspielers bedenkenlos zustimmen.