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2008
Bilder © 20th Century Fox
**** Operation Walküre:
Das Stauffenberg-Attentat

bryan singer


Deutschland 1943/44. Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg plant mit Unterstützung von Gleichgesinnten Adolf Hitler zu töten, die Regierungsgewalt zu übernehmen und dem Krieg und der Massentötung ein Ende zu bereiten. Die Welt soll wissen, dass sich nicht alle Deutschen untätig einem menschenverachtenden Nazi-Regime ergeben.

Als bekannt wurde, dass Tom Cruise den deutschen Widerstandshelden Claus Schenk Graf von Stauffenberg bei der Verfilmung des gescheiterten Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 spielen sollte ging ein Aufschrei durch die deutsche Presselandschaft und selbst Politiker des Bundestages glaubten ihren Unmut kundtun zu müssen. Ursache der künstlichen Aufgeregtheit war der Privatmensch Cruise und seine Zugehörigkeit zu einer in Deutschland äußerst umstrittenen Religionsgemeinschaft. Da forderte so mancher auch, dass der Filmcrew verweigert werden sollte im Bendler-Block in Berlin zu drehen, dem Schauplatz der finalen dramatischen Ereignisse, die zur Exekution von von Stauffenbergs und seinen Mitverschwörern führte. Meldungen von schlechten Test-Screenings, Nachdrehs und eine Verschiebung des Kinostarts um mehrere Monate sorgten ebenso für negative Publicity. Gedreht wurde der Film letztendlich aber vorwiegend in Deutschland und an Originalschauplätzen in Kooperation mit dem Studio Babelsberg.

Betrachtet man nun den fertigen Film, dann erlebt man den Schauspieler Tom Cruise, der sich unterstützt von einer prominent besetzten internationalen Riege an Charakter-Schauspielern (u.a. Kenneth Branagh, Bill Nighy, Tom Wilkinson) dem wichtigen Thema des Films unterordnet und damit zu einem gelungenen Thriller beiträgt. Die Zutaten dazu saugen sich die Drehbuchautoren (Christopher McQuarrie, Nathan Alexander) nicht aus den Fingern sondern greifen ziemlich detailliert auf historisch belegte Fakten zurück. Dass Geschichts-Experten trotzdem Fehler monieren, die z.T. aus dramaturgischen Gründen entstanden sind, sollte man dem Film nicht negativ ankreiden. Mit Geschichtsverfälschung hat das nichts zu tun. "Walküre" will keine Geschichtsdokumentation sein, sondern schildert ein wichtiges, außerhalb Deutschlands wohl wenig bekanntes Ereignis verpackt im Mantel des Unterhaltungsfilms. Mit der Form des Dokumentationsfilms über vergangene historische Ereignisse tut sich ja so mancher schwer.

Die Geschichte des Attentats wurde schon einige Male in Deutschland verfilmt, zuletzt 2004 fürs Fernsehen mit Sebastian Koch in der Rolle des couragierten Widerstandskämpfers. Im Vergleich schneidet die Hollywood-Verfilmung besser ab, weil Planung, Hergang und Probleme des Attentats ausführlicher und detailgenauer beschrieben werden. Im Kino und mit einem weitaus höheren Budget (75 Mio. USD) sind die Möglichkeiten zweifelsohne besser. Entgegen vielfach geäußerter Befürchtungen ist Bryan Singers Film kein bombastischer Kriegsactionfilm mit übertriebenem Pathos bei dem Cruise als Held seine Schauspielkollegen dominiert. Stattdessen erlebt man einen verhältnismäßig ruhigen Film, der langsam seine Dynamik entfaltet während die Planungen für die Regierungsübernahme voranschreiten. Das Thrillerformat setzt auf ein starkes Schauspielerensemble, das uns viele historischen Figuren wortreich präsentiert und damit das Interesse am Thema konstant erhält. Was man dem filmischen Werk ankreiden könnte ist, dass der emotionale Aspekt etwas zu kurz kommt und von einer kühl kalkulierten Szenenabfolge verdrängt wird.

Dass der Film bis auf ein paar deutsch gesprochene Anfangssätze in englischer Sprache gedreht wurde mag zunächst irritieren (schließlich sind die Protagonisten alle Deutsche), doch in dem Fall ist die deutsche Synchronfassung keine schlechte Wahl. Setzt sich die Besetzung der Hauptfiguren vorwiegend aus Briten und Amerikanern zusammen, so sind aber auch einige bekannte Deutsche mit dabei. Christian Berkel (Das Experiment) und Thomas Kretschmann (Wanted) in etwas größeren Rollen, Matthias Schweighöfer (Der Rote Baron), Wotan Wilke Möhring (In jeder Sekunde) und der Enkel von von Stauffenberg, Philip von Schulthess, in kleineren Nebenrollen.

‚Operation Walküre' ist ein spannender, geradlinig kalkulierter Thriller, der dem wichtigen Thema des deutschen Widerstandes mit dem Kapitel von Stauffenberg trotz seiner Verpackung als Unterhaltungsfilm gerecht wird. Dabei könnte dieser Hollywoodstreifen auch dazu beitragen, dass wir Deutschen im Ausland weniger einseitig gesehen werden. Denn sonst ist der Deutsche im Film meist der böse (Nazi)Schurke.

Text © Markus Klingbeil
28.01.2009 VÖ: 29.01.2009

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih