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2008
Bilder © Sony
**** Ein Quantum Trost
marc forster


James Bond (Daniel Craig), Geheimdienstler vom britischen MI6, verfolgt die im letzten Abenteuer entdeckte Spur der Verbrecherorganisation, die scheinbar personifiziert wird durch Mr. White. Der jedoch entkommt durch einen Verrat bei dem auch Bonds Chefin M (Judi Dench) unter Beschuss gerät. Bonds unermüdliche Nachforschungen, auch persönlich motiviert, fördern ein schamloses Komplott eines gewissen Dominic Greene (Mathieu Amalric) zu Tage. Dessen nach außen hin als gemeinnützig wirkende Organisation entpuppt sich lediglich als Hort cleverer Ablenkungsmanöver.

Als bekannt wurde, dass der Schweizer Marc Forster die Regie beim zweiten Bond-Film mit Daniel Craig übernehmen sollte, durfte man schon etwas überrascht sein. Forsters Bekanntheitsgrad hatte sich bisher mehr auf die Arthaus-Filmfreunde (Stay, Stranger Than Fiction) beschränkt und die Einspielergebnisse seiner Filme machten ihn nicht unbedingt zum Kandidat Nr.1 für einen teuren Actionfilm. Sein bisher größter Erfolg ‚Monster's Ball', der Halle Berry den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle einbrachte, liegt bereits sieben Jahre zurück. Ganz ungewöhnlich ist die Wahl der Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson aber dann doch nicht. Schon einmal wurde ein im Action- und Blockbusterbereich unerfahrener Regisseur verpflichtet. Michael Apteds Film ‚Die Welt ist nicht genug' spielte mit knapp 362 Millionen USD weltweit zwar etwas mehr ein als sein Vorgänger ‚Der Morgen stirbt nie' konnte aber inhaltlich weniger überzeugen. Bei Apteds Film gaben auch die Drehbuchautoren Neil Purvis und Robert Wade ihr Bond-Debut und etablierten sich bis heute als fester Bestandteil des Bond-Franchise.

‚Ein Quantum Trost' ist als erster Bond-Film überhaupt eine echte Fortsetzung, beginnt doch der Film mit einer fulminanten Verfolgungsjagd, die sich zeitlich etwa eine Stunde nach der letzten Szene von ‚Casino Royale' einordnen lässt. Und nachdem man diesen flotten, äußerst packenden Einstieg hinter sich hat, fällt erst mal auf, dass das bewährte ‚Auge' und der berühmte Schuss mit Roteinfärbung nicht vorkommt. Dieses Markenzeichen und die Bondmelodie von Monty Norman kommt zwar dann am Anfang vom Abspann, doch die Art der Platzierung ist einer der vielen Hinweise, dass Bond nicht mehr der Bond von früheren, ja selbst noch von Pierce Brosnans Zeiten ist. Der erfolgreiche Reboot von Regisseur Martin Campbell vor zwei Jahren zeigte Bond verändert, am Anfang der Karriere als Agent im Dienste Ihre Majestät. Beliebte und geschätzte Zutaten und Charaktere wurden schon in ‚Casino Royale' vermisst, jetzt wird noch weiter abgespeckt und Bond wirkt wie ein gehetzter, von Rache getriebener Killer, der kompromisslos und hart zu Werke geht und dabei den einen und anderen Gegner tötet bevor der Informationen preisgibt. Sehr zum Leidwesen von M (Judi Dench), die diesmal mehr im Geschehen involviert ist als in den letzten fünf Bonds zusammen.

Judi Dench ist hier regelrecht Mutterersatz, die ihren Schützling immer wieder ermahnen muss, sie geht sogar soweit ihm alle Kreditkarten zu sperren um ihn vor weiterem Schaden zu bewahren, denn diesmal macht auch der CIA Jagd auf ihn. Der Geheimagent von heute braucht aber keine Moneypenny oder einen Waffenmeister Q mehr um sich in die Welt der Wirtschaftskriminellen einzuschleusen. Telekommunikation ist das Zauberwort und ausgestattet mit einem Superhandy schießt Bond Schnappschüsse aus zig-Metern Entfernung, die aber so glasklar an die britische Geheimdienstzentrale übermittelt werden, dass es zur Identifizierung ausreicht. Der Superschurke an sich ist im Bond-Universum auch nicht mehr existent. Vielmehr sind es heute mächtige Verbrecherorganisationen, die wie eine Krake viele Gesichter haben, die Länder wirtschaftlich ausbluteten lassen und selbst Deals mit Regierungen eingehen um korrupte Diktatoren zu stürzen. Insbesondere die Amerikaner bekommen in ‚Ein Quantum Trost' selbigen nicht gespendet, sondern kriegen einen deutlichen politischen Fingerzeig.

Da mag der zum zweiten Male von Jeffrey Wright verkörperte CIA-Agent Felix Leitner bei seinem Kurzauftritt zwar ein sympathisches Gesicht zeigen, kann aber den Negativeindruck der Weltmacht USA nicht wettmachen. Und da liegen die Drehbuchautoren schon auf der richtigen Linie, denn wie erst kürzlich im Dokumentarfilm ‚Let's Make Money' ein Interviewpartner die Methodik der Regierung bestätigte, sind die USA nicht zimperlich, wenn es darum geht eigene Interessen, wie z.B. ungehinderten Zugang zum Öl, durchzusetzen. Doch geht es wirklich um Öl oder was für einen teuflischen Plan will der Unternehmer Greene durchsetzen ? Wie in ‚Casino Royale' der Däne Mads Mikkelsen, kann auch hier der französische Charakterdarsteller Mathieu Amalric (Schmetterling und Taucherglocke) als Bösewicht nicht wirklich überzeugen. Beim anderen früher so gern beschriebenen unabdingbaren Bestandteil eines Bondabenteuers - den Girls - fällt es in ‚Ein Quantum Trost' schwer jemanden hervorzuheben. Die Zeit der naiven Betthäschen ist definitiv vorbei und so verdienen sich Olga Kurylenko und Gemma Arterton auch nicht mehr die Bezeichnung des klassischen Bondgirls.

Zwar erliegt Arterton dem Charme von Craig, doch ihr Auftritt ist wenig erinnerungswürdig, weil auch sehr kurz. Kurylenko taucht am Anfang auf, verschwindet eine Weile, bevor sie zum Schlussdrittel wieder aktiviert wird. Die Referenz an ‚Goldfinger' in einer Szene hat aber Anerkennungswert. Denn sonst findet man wenig von Bond in Bond. Auch die Sprüche sitzen nicht mehr so locker. Es ist zwar verständlich, dass in einer Zeit von Jason Bourne (Das Bourne Ultimatum) und Jack Bauer (TV-Serie ‚24') auch Geheimagent James Bond flott unterwegs sein muss um den Adrenalinspiegel des actionverwöhnten Publikums hoch zu halten, doch verliert die erfolgreiche Reihe damit nach und nach ihre Identität und degradiert sich selbst zum puren Actionfilmvergnügen. Dann aber ist Bond so austauschbar wie seine Initialen.

Marc Forster hat mit ‚Ein Quantum Trost' gezeigt, dass er Action inszenieren und auch ein Mainstreampublikum mitreißen kann. Und mindestens in einer Szene - bei den Bregenzer Festspielen - erkennt man die Handschrift Forsters, der Bond etwas Kultur beibringen will. Einen zweiten Film dieser Sorte will er aber nicht machen und so lehnte er das Angebot der Produzenten auch ab. Erfreulich ist es, dass nicht jedes Auto bei einem Unfall gleich explodiert und wenn Bond seine Fähigkeiten komprimiert demonstriert - zu Lande, zu Wasser und in der Luft - hat das schon seinen Unterhaltungswert. Doch damit verschießt der Film auch im Vorfeld sein Pulver und der erwartete Höhepunkt zum Schluss geht dann in einem uninspirierten Flammenmeer baden. PS: Noch was hat sich geändert. Bond hat seinen Schneider gewechselt. Statt Brioni (seit Goldeneye) trägt er jetzt Tom Ford auf.

Marc Forster hat mit dem 22. Bond-Film den teuersten - man spricht von 225 Million Dollar - und den kürzesten (103 Minuten) Streifen der erfolgreichen Agentenfilmreihe inszeniert. Und keiner der bisherigen Produktionen wurde an so vielen verschiedenen Locations gedreht wie diesmal. Was herauskommt ist nicht der beste Bond aber ein gut unterhaltender Actionfilm in dem Daniel Craig wieder mehr Schrammen abbekommt als alle Bond-Darsteller in den ersten 20 Filmen zusammen.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 06.11.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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