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2014

Bilder © Warner Bros.
**** Interstellar
christopher nolan


Ein Farmer mit Astronautenvergangenheit wird in eine andere Galaxie geschossen um nach einem geeigneten Rettungsplaneten für die Menschheit zu suchen.

Der blaue Planet ist am Ende, die Erde versandet, der Mensch ist kein Erfinder sondern nur noch Verwalter. Kreativköpfe beackern das wenige noch fruchtbare Land als Farmer und haben immer weniger Möglichkeiten der Bepflanzung. Mit Weizen ist schon nichts mehr zu holen aber mit Mais geht noch was. Ex-Astronaut Cooper (Matthew McConaughey) stinkt das gewaltig, er will eine bessere Zukunft für seine Kinder. Und man soll ihnen nicht beibringen, dass die Mond-Mission von Neil Armstrong ein Fake war. Science-Fiction mit Familienanschluss serviert uns hier der Brite Christopher Nolan (Memento) dessen letzte drei Hollywoodfilme knapp 3 Mrd. US-Dollar eingespielt haben. Der Mann, der die Fledermaus wieder beliebt gemacht hat, gilt mittlerweile als einer der einflussreichsten Männer in der amerikanischen Filmmetropole. Seine Filme darf er noch auf echtem Filmmaterial drehen (mit besonderem Augenmerk für das IMAX-Kino), keiner zwingt ihn auf den 3D-Zug aufzuspringen (nicht mal konvertiert wird; J.J. Abrams musste das beim letzten Star-Trek-Film zulassen). Blockbuster mit Hirn assoziiert man mit Christopher Nolan seit einigen Jahren während ein Roland Emmerich seit Ewigkeiten nur für Spektakel steht. Das heißt jetzt nicht, dass Nolan mit Logikfehlern geizt. In „Interstellar“ finden sich viele davon und eine der ersten Fragen, die man sich stellt ist bezüglich der sagenhaften Fähigkeiten unseres Helden Cooper. Wer 10 Jahre raus ist aus seinem alten Job und in der Zwischenzeit etwas ganz anderes gemacht hat könnte wohl etwas Probleme haben von heute auf morgen wieder den alten Job zu übernehmen. Aber Astronaut sein und ein Raumschiff fliegen verlernt man wohl nie. Ist wie Fahrradfahren.

Matthew McConaughey (True Detective) sei die reibungslose Rückkehr in die Mainstream-Heldenrolle gegönnt und als verwitweter Familienvater Cooper bringt er das größte Opfer überhaupt. Er lässt seine minderjährigen Kinder bei Opa auf der Erde zurück ohne die Gewissheit zu haben sie jemals wiederzusehen. Die eindringlichste und berührendste Sequenz im ganzen Film ist dann auch die in der dem Protagonisten und dem Zuschauer das Vergehen der Zeit vor Augen geführt wird. Während für Cooper auf der einen Seite des Wurmlochs in einer anderen Galaxie die Zeit langsam vergeht rast sie auf der Erde. So können Ausflüge auf einen potentiell geeigneten neuen Planeten für die Astronauten nur ein paar Stunden dauern, auf der Erde sind dann aber bereits viele Jahre vergangen. Cooper erhält also Videobotschaften und erlebt sehr emotional das Heranwachsen seiner Kinder und Enkel quasi im Zeitraffer. Klar, dass er so schnell wie möglich zurück zur Erde will und dabei auch mit seiner kleinen Crew, darunter Kollegin Brand (Anne Hathaway, The Dark Knight Rises), aneinandergerät, die eigene Wünsche hat. So actionreich wie Nolans letzte Filme geht es hier aber bei weitem nicht zu und Geduld muss man auch mitbringen um sich zwischen Wissenschaftstalk und dem bedingungslosen Überlebenswillen der Protagonisten in die Story hineinzufinden. Schöne Locations, besonders hervorzuheben dabei die Kargheit Islands, helfen dabei. Auch eine gute Besetzung in den Nebenrollen mit Michael Caine (Batman Begins) als Professor, Jessica Chastain (Das Verschwinden der Eleanor Rigby) als die wütend forschende Schwester Coopers oder Matt Damon (Promised Land) als einsamer, am Leben hängender Astronaut, hält bei Laune.

Liebe kennt keine Zeit- und Raumgrenzen trichtert uns Nolan in seinem überlangen Sci-fi-Opus ein. Bildgewaltig und atmosphärisch aber auch mit nicht zu übersehenden logischen Schwächen ist der Film sicher nicht das Meisterwerk das er gerne wäre oder manche darin sehen wollen. Unterhaltsam ist „Interstellar“ aber schon - egal in welchem Bildformat.

Text © Markus Klingbeil
10.11.2014

Interstellar

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 169 Min Bildverhältnis: 2.35:1 / IMAX 70mm 1.44:1 Kinostart: 05.11.2014 (US) 06.11.2014 (D). Budget: 165 Mio. USD Regie: Christopher Nolan. Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan. Kamera: Hoyte Van Hoytema. Schnitt: Lee Smith. Musik: Hans Zimmer. Darsteller: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, Matt Damon, Casey Affleck, John Lithgow, Wes Bentley, David Gyasi, Michael Caine, Topher Grace.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih