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2005
Bilder © Warner Bros
**** Batman Begins
christopher nolan


Der totgeglaubte Multimillionär Bruce Wayne (Christian Bale) kehrt nach 7 Jahren nach Gotham City zurück um dem kriminellen Verfall der Stadt Einhalt zu gebieten. Unterstützt vom Familienbutler Alfred (Michael Caine) kommt er den Machenschaften von Unterweltboss Falcone (Tom Wilkinson) und dem dubiosen Arzt Crane (Cillian Murphy) in die Quere - in der Gestalt seines Alter Egos: Batman.

1997 kam mit ‚Batman & Robin' ein weiterer Teil der Batman-Serie in die Kinos, der nicht nur bei Kritikern und Fans gnadenlos durchfiel sondern auch kommerziell hinter den Erwartungen zurückblieb, sogar noch weniger profitabel war als Joel Schumachers erster Versuch Batman zwei Jahre zuvor (Batman Forever) zu neuem Glanz im Comicuniversum zu verhelfen. Dabei waren mit George Clooney, der Val Kilmer als fledermauskostümierten Protagonisten ersetzte sowie Arnold Schwarzenegger (The Terminator) und Uma Thurman (Pulp Fiction) prominente Namen auf der Besetzungsliste. Clooney bewies zuvor seine Starqualitäten als Leading Man in ‚From Dusk Till Dawn' und war wenige Monate zuvor mit der Hitkomödie ‚Tage wie dieser ...' im Kino zu sehen. Schwarzenegger hatte mit ‚True Lies' 1994 seinen letzten großen Hit und hätte nach eher mäßigen Filmen wie ‚Eraser' und ‚Versprochen ist versprochen' mal wieder einen Blockbuster nötig gehabt. Doch die Rechnung ging nicht auf und es dauerte 8 Jahre bis der von Bob Kane 1939 für DC Comics erfundene Held vom britischen Regisseur Christopher Nolan wieder salonfähig gemacht wurde.

Der Ansatz, den Nolan und Drehbuchschreiber David S. Goyer (Blade: Trinity) für ihre Neuinterpretation pflegen ist auch ein ganz anderer verglichen mit dem von Schumacher und Lee Batchler/Janet Scott Batchler (Batman Forever) bzw. Akiva Goldsman (Batman & Robin). Der Look ist nicht mehr grell-bunt übertrieben mit vor Phantasie überquellendem Set-Design und Bösewichtern, die wie Paradiesvögel durch die Sets stolzieren als wären sie Überbleibsel von 70er-Jahre Popstars, die sich in einer undefinierten Zukunft wiederfinden. Nolans Batman-Verfilmung verschafft dem Realismus und der Bodenständigkeit der Szenen, zumindest in der ersten Filmhälfte, explizit mehr Raum, so dass man ‚Batman Begins' zunächst nicht als Comicverfilmung erkennen müsste, hätte man die populäre Fledermausgestalt nicht aus Jugendtagen oder den vorherigen zahlreichen Verfilmungen gekannt.

Mit Christian Bale wurde zudem ein fähiger Mann für die Titelrolle verpflichtet, der bereits in einer Vielzahl an Filmen sein Talent unter Beweis stellte. Wer 1987 seine vielgepriesene Rolle als zwölfjähriger Jim in Steven Spielbergs Kriegsdrama ‚Das Reich der Sonne' nicht gesehen hat, der hätte spätestens durch den Film ‚American Psycho' auf den Namen Christian Bale stoßen müssen. Die Art und Weise wie er diesen unsympathischen Zeitgenossen namens Patrick Bateman in dieser 2000 gedrehten Produktion verkörperte, zeigte schon damals, wie überzeugend und nuancenreich er seine Charaktere spielt. Als hätte man es schon damals ahnen können, dass im Rollenname Bat(e)man der Batman steckt. Doch bis es dann zur ersten Kostümanprobe im Batsuit kommen würde sollte es noch eine Weile dauern. Vor allem musste Bale sich nach der beeindruckenden Darstellung eines abgemagerten Menschen in ‚The Machinist' erst mal die nötigen Pfunde und Muskelmasse wieder erarbeiten.

Wie der Filmtitel schon klar aussagt kehrt die Geschichte von Batman zum Ursprung zurück und erzählt u.a. in Rückblenden von den Dingen und Ereignissen, die den jungen Bruce Wayne geprägt haben, vom Tod der Eltern, an dem er sich die Schuld gibt, von der Angst vor Fledermäusen, von der Rastlosigkeit, die ihn erst nach Harvard und später dann in die Welt hinaus trieb. Nur weit weg vom prächtigen Wohnsitz der Waynes in Gotham City, weit weg von Reichtum und Firmenanspruch (komisch dann auch die Szene, als er Produkte seiner eigenen Firma klaut). Mit diesem bodenständigen, nachvollziehbarem Beginn, dieser Erkundung der Psyche von Bruce Wayne, lässt Nolan den Ritter der Nacht wie Phoenix aus der Asche am Kinohimmel wieder auferstehen und man hat als Betrachter großen Spaß an der Wiedergeburt einer fleischgewordenen Comiclegende.

Doch so ernsthaft und dramatisch Waynes tragische Vergangenheit auch klingen mag, kommt auch in dieser Anfangsphase sowohl der physisch anstrengende Teil für Christian Bale und die humorigen, auflockernden Einwände nicht zu kurz. Bruce Wayne wird vom mysteriösen Henri Ducard (Liam Neeson, Schindlers Liste) in Asien aufgespürt, mit seinen Ängsten konfrontiert und einem knallharten Training unterworfen. Ducard ist aber kein Menschenfreund im christlich-brüderlichen Sinne sondern um aller Opfer willen darauf fokussiert mit seiner Geheimorganisation das Böse in jeder Stadt auszumerzen. Ein Heilsbringer also, der keine Rücksicht auf Unschuldige nimmt, sondern sie als notwendige Opfer sieht. Dass Bruce Wayne mit seinen eigenen Dämonen kämpft ist eindeutig beschrieben, ein Henker will er aber nicht sein und ein Konflikt bricht auf, der der Dramaturgie des Stoffes zusätzliche Ansatzpunkte liefert und im späteren Verlauf des Filmes auch wieder aufgegriffen wird.

Was man mit Batman assoziiert wird sind neben seinem Fledermauskostüm vor allem seine Gadgets, seine Spielzeuge, auf die er wie bis heute auch ein gewisser britischer Agent gerne zur Falllösung zurückgreift. Während die Figur des Batman aber bereits seit 1939 im Unterhaltungsbereich seine Kreise zieht erschuf Ian Flemming den Herrn, der sich mit ‚Bond, James Bond, vorstellt erst 1952. Auch als Serie - damals noch in s/w - hatte Batman die Nase vorn. Doch eint sie die Notwendigkeit die Heldenfigur mit neuen Facetten fürs Publikum des 21. Jahrhunderts auszustatten - mit Christian Bale als Batman und Daniel Craig als Bond ist dieser Schritt gelungen und mit den Filmserien-Fortsetzungen ‚The Dark Knight' und ‚Quantum of Solace' sind die Erwartungen auch dementsprechend hoch. Allein auf die Hauptfigur kann sich die Story aber nicht stützen, vor allem wenn sich die Laufzeiten jenseits der zwei Stunden bewegen. Schlüsselrollen in ‚Batman Begins' haben dabei zwei Veteranen des Schauspielgewerbes: Morgan Freeman (Wanted) und Michael Caine.

Freeman spielt den streitfreudigen Produktentwickler und Wissenschaftler Lucius Fox, der für Bruce Waynes Firma arbeitet und vom geschäftsführenden Vorstandsvorsitzenden Earle (Rutger Hauer, Blade Runner) in den Keller verbannt worden ist, wo er keinen Schaden anrichten kann. Den Nachnamen trägt Fox nicht zu unrecht, erweist er sich doch als intelligenter Fuchs, der Bruce Wayne mit allerhand nützlichen Prototypen von Schutzanzügen und anderweitigem Militärzubehör (z.B. auch das neue Batmobil) versorgt. Während Fox die Vorhaben von Wayne ahnt aber nicht nachfragt ist Butler Alfred (Caine) von Beginn an ein Verbündeter, der mit Rat und Tat zur Seite steht und auch bei der Gestaltung der Bathöhle tatkräftig mithilft. Goyers Geschichte versucht dabei mit Erfolg das Zubehör und die Gadgets, die Batman verwendet, auf einer realitätsnahen Grundlage zu positionieren und das Zusammenstellen der verschiedenen Zutaten ergibt dann die Gestalt, die Gothams Gangster bald zu fürchten haben. Denn die Cops sind alle korrupt - bis auf eine Ausnahme: Jim Gordon (Gary Oldman, Leon - Der Profi). Ein Verbündeter Batmans in spe ?

Bei all der nachvollziehbaren Grundgeschichte darf man sich nicht davon täuschen lassen, dass es sich hier um einen 150 Millionen Dollar teuren Studiofilm handelt der den Gesetzen des lauten Sommer-Blockbusterkinos unterworfen ist. Und es kracht und knallt und es wird zerstört, dass man in dieser Hinsicht keine Defizite mit nach Hause bringt. Wenn Christian Bale als Bruce Wayne maskenfrei agiert, sich als betrunkener Playboy darstellt, sein Gewissen ihn plagt oder mit Begegnungen von Menschen insbesondere seiner Jugendliebe Rachel (Katie Holmes, Thank you for Smoking) umgeht, dann demonstriert Nolan, dass er weitaus mehr als nur ein kurzweiliges Actionspektakel inszenieren wollte. Doch der Anteil der charakterstarken Momente nimmt nach der tollen Exposition immer mehr ab und die dramaturgisch gut gesetzten Szenen mit Cillian Murphy als Dr. Crane alias Bösewicht Scarecrow können die oft zu schnell geschnittenen und unübersichtlich dargebrachten Actionsequenzen nicht aufhalten.

Es gibt viele gute Gags, One-Liner, im Film aber Murphy hat wohl den einprägsamsten auf Lager, wenn er als Scarecrow bei der Konfrontation mit Bale im Batsuit ein trockenes, doppeldeutiges ‚Lighten Up' in den Raum ruft und dabei Batman in Brand steckt. Nicht dass es ihn vor seinem Schicksal bewahren würde... In Deutschland wollten knapp 900.000 Zuschauer (Platz #42 der Jahrescharts) die Wiedergeburt des nachtaktiven Verbrecherjägers sehen. Noch weniger als bei den vorherigen Verfilmungen. Da waren unsere europäischen Nachbarländer - insbesondere auf der britischen Insel - deutlich begeisterungsfähiger. Zum Vergleich: Batman (1989: 1.8 Millionen Kinogänger in Deutschland), Batmans Rückkehr (1992: knapp 1 Million), Batman Forever (1995: 1.3 Millionen), Batman & Robin (1997: 1.3 Mio). Und die Konkurrenz von Marvel: Spider-Man (2002: 5.2 Millionen), Spider-Man II (2004: 3.3 Millionen), Spider-Man III (2007: 3.2 Millionen).

Batman ist zurück und muss sich dank Christopher Nolan nach den von Fans und Kritik geschmähten Schumacher-Verfilmungen nicht mehr verschämt das Cape vors Gesicht halten. Zwar noch keine ernsthafte Konkurrenz in der Zuschauergunst zu Marvels Spider-Man beeindruckt in der Neuauflage des Comichelden vor allem Christian Bale, der von einer Reihe prominenter Kollegen (u.a. Michael Caine, Morgan Freeman) hervorragend unterstützt wird. ‚Batman Begins' ist einerseits ein starkes Charakterdrama, andererseits massenkompatibles Actionkino, ist ernsthaft und verspielt und mit passendem trockenem Humor gewürzt, so dass jeder etwas an Faszination im Film entdecken sollte. Man darf sich auf die Rückkehr des schwarzen Ritters freuen, insbesondere wenn die Actionszenen hoffentlich nicht mehr so hastig vorgeführt werden.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 30.07.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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