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2014

Bilder © PROKINO
** Das Verschwinden der Eleanor Rigby
ned benson


Ein Ehepaar verliert sein Baby, ist sich über den Trauerweg nicht einig und trennt sich sechs Monate später. Doch der Ehemann will nicht aufgeben und sucht wieder Kontakt.

Der Sprung von der Brücke in den Fluss als letzte Option der Trauer, dem seelischen Schmerz zu entkommen ? So jedenfalls empfindet die verzweifelte Titelheldin Eleanor Rigby (Jessica Chastain, Zero Dark Thirty), die allerdings schnell herausgefischt und ins Krankenhaus gebracht wird. Ehemann Conor (James McAvoy, X-Men: Zukunft ist Vergangenheit) ist schockiert, erst recht als sie nicht mehr zu ihm nach Hause kommen mag. Sie verschwindet … zu ihren Eltern außerhalb New Yorks, bei denen schon ihre jüngere Schwester Katy (Jess Weixler, TVs Good Wife) mit ihrem Sohn lebt. Der Vater, ein Psychologieprofessor (William Hurt, Robin Hood) und die Mutter, eine aus Frankreich stammende Künstlerin (Isabelle Huppert, Die Nonne) versuchen sie wieder aufzubauen. Hilfreiche Gespräche ergeben sich aber nur zwischen Eleanor und einer Fremden, der Professorin eines ihrer Unikurse (Viola Davis, The Help). Die weiß nämlich nichts über Eleanors trauriges Schicksal.

Ned Benson, 37-jähriger Regisseur und Drehbuchautor des Films, benennt die Tragödie lange nicht, die genauen Umständen des Verlustes sind nebensächlich, er skizziert sie nur oberflächlich. Was nach den langen zwei Stunden dazukommt ist dürftig. Ein Familienphoto zum Schluss, eindeutiger wird es nicht. Jedenfalls ist die Kluft zwischen ihm und ihr nicht dadurch begründet, dass einer Schuld hat am Tod des Babys (war es plötzlicher Kindstod?). Benson konzentriert sich lieber auf das danach einige Monate später, abwechselnd auf die Unibesuche Eleanors, die Interaktion mit ihrer Familie. Und Conor, seine vor der Pleite stehenden Bar und das Verhältnis zu seinem Vater. Die Szenen, die in diesem Film verwendet wurden sind schon 2012 gedreht und ein Jahr später in gleich zwei (!) Filmen verwendet worden. Benson arbeitete über 10 Jahre an der Verwirklichung seiner Idee, eine Beziehungsgeschichte aus der männlichen als auch der weiblichen Perspektive zu schildern. Doch damit als Nobody ohne große Filmdreherfahrung eine Finanzierung zu bekommen erwies sich lange als unmöglich. Nur dank Jessica Chastains stetigem Karriereaufstieg in den letzten Jahren und der Oscarnominierung 2012 für ihre Nebenrolle in „The Help“ wendete sich das Blatt. Chastain begleitet das Projekt nämlich quasi seit den Anfängen, hat den Regisseur erst darauf gebracht die weibliche Perspektive in einem zweiten Film zu thematisieren.

Nach drei Kurzfilmen also das Langfilmdebüt im Doppelpack beim Filmfest in Toronto 2013, betitelt „Him“ (89 min) und „Her“ (100 min), die aber in keiner festgelegen Reihenfolge gesehen werden müssen damit die Story Sinn macht. Die Nachfrage bei den Aufführungen beide Sichtweisen in einem Film zu vereinigen bewog dann Benson nochmals dazu in den Schneideraum zu gehen und eine neue 123-minütige Version zusätzlich zu Erschaffen (in den USA will Harvey Weinstein tatsächlich alle drei Filme ins Kino bringen). Beim Filmfest in Cannes 2014 wurde die neue Version erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt. Sie kommt auch in Deutschland ins Kino und hat so viele inhaltliche Längen, dass man sich wundert was der ganze Aufwand überhaupt sollte. Es liegt nicht an den Schauspielern, Chastain und McAvoy mühen sich redlich. Bei den Nebendarstellern sticht Jess Weixler hervor, die in ihren Szenen für Abwechslung sorgen kann. Retten können sie diese träge Trauergeschichte letztlich aber nicht.

Für die einen ein tolles Filmexperiment mit Festivalbonus für die anderen einer der Langweiler des Jahres. Leider ist die Entstehungsgeschichte hier mal wieder interessanter als der Film selbst.

Text © Markus Klingbeil
02.10.2014

Das Verschwinden der Eleanor Rigby
(The Disappearance of Eleanor Rigby: Them)

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 123 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 27.11.2014 (D). Budget: n/a Regie: Ned Benson. Drehbuch: Ned Benson. Kamera: Christopher Blauvelt. Schnitt:Kristina Boden. Musik: Son Lux. Darsteller: James McAvoy, Jessica Chastain, Nina Arianda, Jess Weixler, Viola Davis, Bill Hader, Ciarán Hinds, Isabelle Huppert, William Hurt.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih