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2014

Bilder © Warner Bros.
**** True Detective
cary fukunaga


1995 befassen sich zwei Beamte der Staatspolizei Louisiana mit einem Ritualmord. 17 Jahre später rollen sie den Fall als Zivilisten erneut auf, weil ein neuer Mord böse Erinnerungen wach ruft.

Dass der amerikanische Bezahlsender HBO klasse Serien produziert sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben (z.B. The Sopranos, Boardwalk Empire, Deadwood). Auch Hollywoods Filmstars haben längst begriffen, dass TV-Serien kein Abstieg sein müssen. Jüngstes Beispiel ist das 8-teilige Kriminaldrama „True Detective“ mit Matthew McConaughey (Oscar für „Dallas Buyers Club“) und Woody Harrelson (oscarnominert für „Larry Flynt – Die nackte Wahrheit“), dessen Geschichte als Ermittler in einem Mordfall in den Jahren 1995, 2002 und 2012 erzählt wird. Erdacht und geschrieben von Nic Pizzolatto und inszeniert von Cary Fukunaga (Sin Nombre, Jane Eyre) wird der Zuschauer zunächst im Jahr 2012 mit den beiden Protagonisten bekannt gemacht. Die Ex-Detectives Rust Cohle (McConauhey) und Marty Hart (Harrelson) werden getrennt voneinander von zwei Cops (Tory Kittles, Michael Potts) über den Mord an einer Frau im Jahr 1995 befragt. Die Akten von damals seien unvollständig (eine Überschwemmung des Archivs im hurrikanegeplagten Lande sei schuld) und es werden genaue Informationen benötigt um Details mit einem aktuellen Fall abzugleichen.

Doch die Art und Weise der Befragung wirkt nicht wie ein einfaches informelles Gespräch. Hier versucht man Cohle und Hart, die sich seit 10 Jahren nicht mehr gesprochen haben, gegeneinander auszuspielen, in Widersprüche zu verwickeln und Unstimmigkeiten zu klären. Je länger die Befragung dauert und mehr Informationen ans Licht kommen umso deutlicher wird, dass das gesprochene Wort der ehemaligen Ermittler mit dem was wir sehen oft nicht mehr übereinstimmt. Die Struktur der Story ist zudem nicht linear, als Zuschauer wird man häppchenweise mit Informationen gefüttert, die chronologisch immer wieder aus den drei Jahrespunkten entnommen werden. Und früh erfährt man, in Nebensätzen, dass der 1995er-Fall von Hart und Cohle und ihren Vorgesetzten als gelöst betrachtet worden ist. Die Spannung zieht man daher zunächst nicht aus der Frage ob sie den Killer fassen, sondern wie sie es in detektivischer Kleinarbeit vor 17 Jahren überhaupt geschafft haben. „True Detective“ ist also das Gegenteil von „24“-Hektik, die Ermittler laufen hier nicht ständig mit gezückter Knarre herum und treten Türen ein, sondern hangeln sich von Hinweis zu Hinweis und stellen dabei Fragen, die nicht jedem gefallen. Was Cohle und Hart für Typen sind und wie sie sich entwickeln und ihre Methoden ändern (damals Gesetzeshüter, jetzt Privatermittler) dafür nutzt man den fast zwei Dekaden umfassenden Erzählstrang.

McConaughey hatte ja in den letzten Jahren ein glückliches Händchen was die Wahl seiner Projekte anging seitdem er den Mainstream-Hollywood-Komödien den Rücken kehrte. Hier überzeugt er als Einzelgänger-Cop mit Undercovereinsatzerfahrung im Drogenmilieu, der geprägt ist durch einen schweren privaten Schicksalsschlag. Seine fatalistische Attitüde, seine eigenwillige Philosophie des Daseins geht allerdings seinem neuen Partner Hart schnell auf den Geist geht. Als Gegenpol zur Düsterkeit fungiert Harrelson, der als untreuer Familienvater aber alles andere als ein braver Junge ist und schwer mit der Besessenheit Cohles bezüglich des 1995er-Falls zu kämpfen hat. So beschäftigt sich die Geschichte also vornehmlich mit den inneren und äußeren Konflikten der beiden (männlichen) Protagonisten doch Michelle Monaghan (Eagle Eye – Außer Kontrolle) versteht es in der Rolle der Ehefrau von Hart den ihr zugewiesenen Raum gut zu nutzen. Noch erwähnenswert: Die Episoden bieten eine schöne Bildsprache (gedreht wurde nicht digital sondern auf 35mm Film), interessante Aufnahmen von der Landschaft Louisinas sowie einen stimmungsvollen Soundtrack von T Bone Burnett. Wer lange Plansequenzen ohne Schnitt liebt, der darf sich auf eine besonders gelungene (7 Minuten!) in Folge 4 freuen. Man darf gespannt sein was sich die Macher für eine zweite Staffel ausdenken. Einige Änderungen wurden ja schon bekanntgegeben – neue Ermittler, die in Kalifornien ihren Dienst verrichten.

Blu-ray (Warner Bros., Code B, 458 min) - seit 04.09.2014 im Handel

Das deutsche Blu-ray-Set im Vertrieb von Warner Bros. beinhaltet drei Discs. Die acht Episoden sind gleichmäßig verteilt (3/3/2). Der Großteil der Extras befindet sich auf der dritten Disc. Beim reichhaltigen Bonusmaterial ist der Macher der Serie Nic Pizzolatto omnipräsent und er zelebriert penetrant sein gutes Verhältnis zu Komponist T Bone Burnett.

Bild: 1.78:1 /1080p (16x9); gut
Untertitel: Englisch (für Schwerhörige), deutsch, spanisch, tschechisch, griechisch (alle optional zuschaltbar)
Ton: DTS-HD 5.1 Englisch; gut (zusätzlich: DTS Digital Surround 5.1 Deutsch, Spanisch)
Extras (meist optional deutsche, englische oder spanische UT zuschaltbar):
- Making of: Hier kommen alle wichtigen Darsteller und die Macher zu Wort und es wird z.B. die 7-min-Sequenz näher beleuchtet (15 min);
- Interview mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson: Zwei Freunde erinnern sich an markante Szenen (8 min);
- Gespräch zwischen Showrunner Nic Pizzolatto und Soundtrack-Komponist T Bone Burnett (14 min);
- Inside the Episodes: Kurze Abhandlung von Nic Pizzolatto und Regisseur Fukunaka zu jeder Episode
- Preview & Recap (Kurzzusammenfassung für das was bisher geschah bzw. was man in der neuen Episode erwarten darf); nützlich, wenn man die Serie nicht in einem Rutsch ansieht.
- Deleted Scenes (Ep. 3 und 8)
- Audiokommentare (Ep. 4 und 5) – KEINE Untertitel

Spannendes, chronologisch interessant verschachteltes Seriendrama um einen Mord, der viele Fragen aufwirft. Top besetzt.

Text © Markus Klingbeil
13.09.2014

True Detective

USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 458 Min Bildverhältnis: 1.78:1 TV-Start: 12.01.2014 (US). Budget: n/a Regie: Cary Fukunaga. Drehbuch: Nic Pizzolatto. Kamera: Adam Arkapaw. Schnitt: Alex Hall, Affonso Gonçalves, Meg Reticker. Musik: T Bone Burnett. Darsteller: Matthew McConaughey, Woody Harrelson, Michelle Monaghan, Michael Potts, Tory Kittles, J.D. Evermore, Dana Gourrier, Madison Wolfe, Kevin Dunn, Joe Chrest, Dane Rhodes, Alexandra Daddario.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih