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2014

Bilder © Tobis
** Transcendence
wally pfister


Als ein brillanter Wissenschaftler einem Attentat zum Opfer fällt transferiert dessen Lebenspartnerin seine cerebralen Fähigkeiten in einen Supercomputer damit er seine Forschungen in der digitalen Welt fortsetzen kann.

Wally Pfister ist einer der bekanntesten Kameramänner Hollywoods. Begonnen hat er seine Karriere als er in den 1990ern für Regisseur Gregory Dark eine Reihe Softsexthriller fürs Fernsehen drehte. Im Jahr 2000 kollaborierte er bei dem faszinierenden Thriller „Memento“ zum ersten Mal mit Christoper Nolan, der ihn fortan für alle seine Filme engagierte. Ihre gemeinsame Zusammenarbeit fand mit „The Dark Knight Rises“ (2012) ihr vorläufiges Ende. Denn wie so manche prominente Kameramänner vor ihm (Jan DeBont gab sein Regiedebüt mit „Speed“; Barry Sonnenfeld mit „The Addams Family“) wollte Pfister irgendwann mal seinen eigenen Film drehen. Der Oscargewinn für seine Arbeit an „Inception“ gab ihm den letzten Schub eine neue Herausforderung zu suchen – als Regisseur. Ganz ohne Nolan geht es aber (noch nicht) – er ist als ausführender Produzent an Bord von „Transcendence“, dem mit 100-Mio-Dollar hoch budgetierten Kindheitstraum Pfisters. Mit an Bord eine Reihe Schauspieler, die Pfister von Nolans Filmen kennt – Morgan Freeman (Dark Knight-Trilogie), Cillian Murphy (Batman Begins), Rebecca Hall (Prestige – Die Meister der Magie). Doch der Mann, der die Massen ins Kino locken soll ist - trotz einiger Flops in der letzten Zeit- Johnny Depp (Lone Ranger) als genialer Wissenschaftler mit Gott- und Heilerkomplex.

Als Dr. Will Caster bekommt er durch sein zweites Leben in der digitalen Welt die Chance Facebook-Gründer Mark Zuckerbergs Vernetzungsgedanke für alle Weltbürger weiter voranzutreiben und in faszinierend-gruselige Realität umzusetzen. Dank Nanotechnologie, unvorstellbarer Rechenpower, der Hilfe einer devoten, durch Liebe und Wissenschaftswahn für die potentiellen Gefahren zunächst unempfänglichen Ehefrau (gespielt von Rebecca Hall) und machtlosen FBI-Leuten geht die Unabhängigkeit des Individuums auf Abschiedstour. Wie erwartet integriert Drehbuchautor Jack Paglen (sein erste verfilmte Geschichte) auch eine Gruppe Terroristen/Rebellen (darunter Kate Mara aus der TV-Serie „House of Cards“), die mit rabiater Gewalt gegen solche Forschungsinstitutionen vorgehen, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen. Leider wirkt die Story arg zusammengeschustert und nicht sonderlich interessant. Wurde doch die Konfrontation von Mensch und Maschine, von Supercomputern, die ihren Schöpfern über den Kopf wachsen schon in allen möglichen Varianten und Genres durchgekaut (… und der nächste Terminator kommt bestimmt). Erst kürzlich langweilte uns Spike Jonze in „Her“ mit der Geschichte eines einsamen Mannes, der sich in ein intelligentes „weibliches“ Betriebssystem verliebt, das durch digitale Vernetzung allerdings eine Fokussierung auf die Einzelperson nur vorgaukelt.

Wie Samantha, das Betriebssystem, glaubt auch der digitale Caster in Pfisters Film, wenn er sich mit einer fremden lebenden Person vernetzt und aus ihr spricht, dass er eine emotionale Beziehung zu einer vertrauten Person durch körperliche Liebe wieder stärken kann. In beiden Fällen scheitert der Versuch, denn der Mensch, seine Individualität, besteht eben nicht nur aus seinen Gedanken, aus Bits und Bytes. Im Film glaubt Depps Figur mit seinen Handlungen dem Wohl der Menschheit zu dienen. Wie gut seinen Fans dieser Film tun könnte konnte er jedenfalls in seinem Heimatland nicht vermitteln. Da spielte „Transcendence“ zum Startwochenende nur knappe 11 Mio US-Dollar ein und musste mit Platz 4 in den Charts vorlieb nehmen. Aber wenn Captain Jack Sparrow wieder die Segel hisst wird auch Depp wieder den Platz an der Sonne einnehmen.

Zwei Stunden braucht Regieneuling Wally Pfister für seine Meditation über den Fluch und Segen von Technologie, die trotz sporadischer Actioneinlagen nie fesselt und wegen ihrer schablonenhaften Figuren auch emotional nicht berührt. Dafür, dass Johnny Depp als Hauptattraktion gepusht wird hat er überraschend wenig zu tun. Selbst ein alternativer Gesichtsausdruck ist schwer zu erahnen.

Text © Markus Klingbeil
28.04.2014

Transcendence

USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 119 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 18.04.2014 (USA) 24.04.2014 (D). Budget: 100 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Wally Pfister. Drehbuch: Jack Paglen. Kamera: Jess Hall. Schnitt: David Rosenbloom. Musik: Mychael Danna. Darsteller: Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Cillian Murphy, Kate Mara, Cole Hauser, Morgan Freeman, Clifton Collins Jr., Falk Hentschel, Xander Berkele.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih