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2010
Bilder © Sony
*** Takers
john luessenhop


Einmal im Jahr begeht eine Gangsterbande einen Coup, der ihnen in den Folgemonaten ein relaxtes Leben ermöglicht. Als ein Ex-Bandenmitglied aus dem Knast entlassen wird fordert der seinen Anteil aus einem früheren Überfall und macht seinen Kumpanen gleichzeitig ein lukratives Angebot, das man nicht ablehnen kann.

Mit Ben Afflecks "The Town - Stadt ohne Gnade" haben wird dieses Jahr einen Film über Bankräuber gesehen, der die Messlatte für das Genre recht hoch gelegt hat. Dagegen wirkt "Takers" wie der kleine Bruder, der ein Schattendasein führt, denn sowohl was die Inszenierung der Gangsterstory als auch die Besetzung der Figuren angeht ist bei John Luessenhops zweiter Regiearbeit (nach "Lockdown", 2000) alles ein Nummer kleiner. Trotzdem ist dieser mit wenigen Ausnahmen vorwiegend mit hierzulande unbekannten Darstellern besetzte Krimi ein ordentlicher Film geworden.

Es geht um fünf Männer, die ein luxuriöses Leben führen, durch die Aussicht auf eine Beute von 12 Millionen Dollar aus einem Geldtransporter aber ihre persönliche und Planungssicherheit aufs Spiel setzen. Denn nur wenige Tage Zeit bleibt um den Überfall vorzubereiten, den ihnen der wenig vertrauenswürdige Ghost, gespielt vom schlagzeilenträchtigen US-Rapper T.I., anträgt. Vor Jahren hat ihn die Bande bei einem Coup verletzt zurückgelassen was zu seiner Verhaftung führte. Geschwiegen hat er, doch jetzt ist die Zeit gekommen um zu kassieren. Eine misstrauische Stimmung zieht sich daher fast durch den ganzen Film bis sich dann schließlich Loyalitäten zeigen oder auflösen.

Anfangs schleppt sich die Story etwas unentschlossen dahin, aber spätestens dann wird die Spannungsschraube kräftig angezogen, wenn der Geldtransporter auf unorthodoxe Weise geknackt ist, die Aktion an sich aber gründlich daneben geht und die gar nicht mal so unsympathischen Kriminellen auf der unkoordinierten Flucht durch Los Angeles sind. Wer die Parkours-Auftritte in "Banlieue 13" oder die Anfangssequenz von "Casino Royale" mochte oder sich noch an die Verfolgungsjagden in "Point Break - Gefährliche Brandung" erinnert, der dürfte sich auch an dieser adrenalinpumpenden Hetzjagd zu Fuß durch Strassen, Gebäude und Gassen hindurch erfreuen, die viele Minuten in Anspruch nimmt und deswegen allein schon die Sichtung dieses Werkes rechtfertigt.

Befinden sich unter den Gangstern neben Michael Ealy (Barbershop 2, TVs FlashForward), Idris Elba (Prom Night - Eine gute Nacht zum Sterben, RocknRolla) und R&B-Sänger Chris Brown auch die in Nebenrollen besetzten aber im Schauspielgeschäft besser bekannten Paul Walker (Fast & Furious, Antarctica - Gefangen im Eis) und Hayden Christensen (Star Wars II & III) sind es aber Matt Dillon (Armored) und Jay Fernandez (Hostel) in Polizistenrollen, die einen nachhaltigeren Eindruck machen. Im Verlauf der Geschichte wird dabei versucht den Figuren auf beiden Seiten durch Hintergrundinfos mehr Kontur zu verleihen. Dabei gibt's dann auch einige allzu gut bekannte klischeehafte Charakterisierungen und unnötige Nebenplots, die zudem den Nachteil haben, dass der Inszenierung von John Luessenhop ab und an der Schwung verloren geht.

Kommt es zu Actionszenen, dann hat der Regisseur zweifelsohne seine Hausaufgaben gemacht und darf sich dabei auch der Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein. Leider schwelgt er aber beim heftig von "True Romance" (1993) inspirierten Hotelzimmer-Shootout zu sehr in seiner Zeitlupenfaszination und verkleistert seine wuchtige Einrichtungsgegenstandszerstörung lieber mit einem Musikscore als den Sound von umherfliegenden und einschlagenden Kugeln zu verwenden. Das raubt der Szene an Dynamik und bringt die Effektespezialisten um ihren verdienten Lohn.

Frauen spielen im Film keine große Rolle, da ändert auch die Besetzung der attraktiven Zoe Saldana als Ex-Freundin von Knastrückkehrer Ghost nichts. Übernommen hat sie diese Minirolle im übrigen bevor ihre Blockbusterhits "Avatar - Aufbruch nach Pandora" und "Star Trek - Die Zukunft hat begonnen" in die amerikanischen Kinos kamen. Sonst hätte man ihren Part vielleicht besser und umfangreicher ausgestaltet. Im Februar schickte Sony den ordentlichen Geldtransportthriller "Armored" ins Rennen um die Gunst des deutschen Publikums. Knapp 17.000 Zuschauer waren interessiert (zum Vergleich: "The Town" mit 233.000 verkauften Tickets). "Takers" wird wohl mangels Starpower auch nicht viele Kinobesucher anziehen. In Amerika hat der bei der Kritik durchgefallene Film aber immerhin fast das Doppelte seines Budgets eingespielt.

Ein durchschnittlicher Heist-Thriller, der sich mit zwei, drei pulsteigernden Sequenzen etwas vom Durchschnitt abhebt. Eine Sichtungsempfehlung für Genrefans - wenn nicht auf der großen Leinwand dann zumindest im Heimkino.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 24.10.2010

Takers

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 107 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 27.08.2010 (USA) 28.10.2010 (D). Budget: 32 Mio. USD Einspiel: 57 Mio USD (US) 58.7 USD (weltweit)Regie: John Luessenhop. Buch: Peter Allen, Gabriel Casseus, John Luessenhop, Avery Duff. Kamera: Michael Barrett. Schnitt: Armen Minasian. Musik: Paul Haslinger. Darsteller: Chris Brown, Hayden Christensen, Matt Dillon, Michael Ealy, Idris Elba, Steve Harris, T.I., Jay Hernandez, Zoe Saldana, Johnathon Schaech, Paul Walker, Marianne Jean-Baptiste.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih