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2005
Bilder © Filmverleih
**** Hostel
eli roth


Spannung, Spass und Spiel … ist es das was uns Konsumenten antreibt, uns das tägliche Arbeiten ertragen lässt. Welchen Kick brauchen wir, wenn überhaupt, um abzuschalten, den Frust loszuwerden ? Jeder hat da seine eigene Art und Weise sich Entspannung zu verschaffen. Eine besonders perfide Art der Unterhaltung wird uns in HOSTEL genüsslich vom jungen Regisseur Eli Roth serviert, der zwei Jahre nach seinem ersten Horrorfilm CABIN FEVER erneut Furcht und Schrecken verbreiten will und zur Diskussion anregt.

Diesmal hat er mit Quentin Tarantino, erklärter Fan von CABIN FEVER, einen einflussreichen Fürsprecher als Rückhalt was ihm sicher einiges leichter machte und HOSTEL nun auch bei uns zu sehen ist. Anders als CABIN FEVER, der direct-to-video veröffentlicht wurde, gibt's HOSTEL auf der grossen Leinwand. Die letzten Horrorfilme, die im Kino liefen waren was deren Qualität anging durchwachsen. SAW 2 langweilte nur, spülte aber dennoch genug Geld in die Kassen, das zum Halloweenfest dieses Jahr bereits die nächste Fortsetzung erscheint. Alexandre Ajas Re-Make von Wes Cravens HAUS DER BLUTIGEN HÜGEL hingegen überzeugte durch ein spannendes, hartes Update der Geschichte zwischen Gut und Böse in der grandiosen Wüstenlandschaft New Mexicos.

Nun also HOSTEL. Die Geschichte dreht sich um drei junge Burschen, die bevor es ans Studieren geht nochmals richtig die Sau rauslassen wollen, sprich Bräute aufreissen und Kiffen bis zum Umfallen. Und ein Rucksacktrip durch Europa mit Stationen in Frankreich, Holland und Spanien scheint dabei ideal um sich auszutoben. In Amsterdam ist der Spass schon gross, da treffen die Amerikaner Paxton (Jay Hernandez), Josh (Derek Richardson) und der Isländer Oli (Eythor Gudjonsson) auf Aleks, der ihnen einen heissen Tip gibt: In der Slovakei, nicht weit von Bratislava gäbe es mehr willige Frauen als man verkraften könnte. Die drei Backpacker sind begeistert und nehmen den nächsten Zug Richtung Osten.

In der Jugendherberge angekommen trifft man auf die attraktive Natalya (Barbara Nedeljáková) und deren Freundin Svetlana (Jana Kaderobková) und man versteht sich auf Anhieb. Einige Drinks später und die Mädels habe die Jungs auch schon um den Finger gewickelt. Am nächsten Morgen jedoch fehlt Oli und ist zunächst auch nicht per Handy zu erreichen. Als die ebenfalls in der Herberge abgestiegene Kana (Jennifer Lin) ihre Begleiterin Yuki sucht und ein Foto mit Oli und Yuki auftaucht glauben Paxton und Josh, dass Oli seinem Trieb gehorchend sich mit dem Mädel abgesetzt hat. Also macht man weiter Party. Was folgt ist ein böses Erwachen. Josh verschwindet spurlos und die Polizei unternimmt trotz Drängen Paxtons nichts. Da behaupten Natalya und Svetlana den Aufenthaltsort seiner Freunde zu kennen.

Okay, den Gesetzen des Genres gehorchend, kann das natürlich nicht gut gehen. Wo gibt's das schon . Sex, Drugs und Alkohol ohne Konsequenzen. Im Horrorfilm ? Solch zügelloses Verhalten wurde schon in John Carpenters HALLOWEEN bestraft. Doch Eli Roth holt die Kettensäge nicht gleich zu Beginn hervor sondern spielt in der ersten Hälfte des Filmes mit einem anderen Genre, dem des Collegefilms, der Pennälerkomödie, à la American Pie und Konsorten. Jungs wollen nur ihren Spass und viel Sex, hauptsache mal ordentlich über die Stränge schlagen. Spring-Break nicht am Strand sondern in Discos, Kifferstuben und in Jugendherbergen. Dass es hierbei deftiger zugeht als bei der schalen Klamotte EUROTRIP versteht sich selbst, so muss die eine oder andere Darstellerin mehr als nur ihr schönes Gesicht präsentieren. Das ganze Vorspiel zum Horror-Hauptgericht wird dabei kurzweilig vorgetragen, dank der spassigen Performance der drei Hauptdarsteller wobei der Isländer Eythor Gudjonsson die markigsten Sprüche raushaut (‚Ich bin der King mit dem Ding").

Erst in der zweiten Hälfte von HOSTEL geht's dann so zur Sache wie es der Kinotrailer auch dramatisch und effektvoll hervorhebt. Die makaberen Schockeffekte der etablierten Firma KNB FX sind dabei äusserst überzeugend, seien es abgetrennte Körperteile, und der wohl übelste Schockeffekt bei dem man nicht mehr von "Augen"wischerei sprechen mag. Die Location der alten, verfallenen und verlassenen Fabrikanlage als harter Kontrast zu den menschgefüllten Nachtclubs und Discotheken tragen ihren Teil zur schaurigen Stimmung bei. Man erinnert sich dabei auch gerne an das Schauergebäude von SESSION 9, an einen Ort den man nicht unbedingt alleine aufsuchen sollte.

Das die Logik an manchen Stellen etwas zu kurz kommt oder die eine oder andere Szene im Film einen etwas holprigen, unschlüssigen Anschluss im Handlungsstrang hat sei verziehen, schafft es Roth doch die Sympathie des Publikums für den verzweifelt um sein Leben kämpfenden Protagonisten zu gewinnen und man toleriert Paxtons gewalttätigen Racheakte, die später dann mehr als nur Selbstverteidigung sind. Zwar ist HOSTEL nicht ganz so bitterböse und makaber wie SAW was die Grundstimmung angeht, doch verkneift sich Roth nicht einen ironischen Seitenhieb auf das Ansehen von Amerika im Ausland im Allgemeinen. Da witzelt Aleks, der Tip-Geber aus der Amsterdamer Jugendherberge bevor er die Jungs auf die Reise schickt, dass "nicht jeder die Amerikaner hasst" und später erfährt man beim Folterspiel, dass das Töten eins Amerikaners mit 25.000 Dollar pro Kopf am meisten kostet, weil am gefragtesten.

HOSTEL spart sich die brutalen und effektvollen Schocks wie erwähnt für's Ende auf und diese sind es dann, die einem wohl am längsten im Gedächtnis hängen bleiben. Ganz so wie es der Erfinder wollte - einen Horrorfilm drehen, der auch noch in 30 Jahren nicht vergessen ist. Ob das mit HOSTEL wirklich der Fall ist bleibt abzuwarten, denn das Thema an sich, eine bezahlte Hetz-Jagd auf Menschen, wurde ja schon z.B. in SURVING THE GAME aufgegriffen. Nicht unerwähnt bleiben dürfen einige Referenzen im Film an Tarantinos Filme. Zum einen wird in der slowakischen Herberge eine in Landesprache synchronisierte Fassung des Films PULP FICTION im TV gezeigt und auch der Knebelball im Mund von Paxton-Darsteller Jay Hernandez ist unverkennbar angelehnt an Bruce Willis' und Ving Rhames Szene im Folterkeller. Tarantino mag zwar am Script nicht mitgeschrieben haben doch die offenkundige Männerfreundschaft Tarantino/ Roth zeigt deutlich Spuren.

Ausserdem huldigt Roth einem seiner Vorbilder, dem japanischen Kultregisseur Takashi Miike (AUDITION), der im Film einen lässigen Kurzauftritt hat. Spuren hinterlässt auch Harry Knowles, das Schwergewicht aus Texas. Im Abspann wird ihm, dem Macher der berühmt-berüchtigen Internetseite aint-it-cool, gedankt, weil er Roth von einer thailändischen Webseite erzählte, die das Töten von Menschen auf Bezahlung anbietet. Im Netz gibt's ja allerhand perfiden Schwachsinn, manchmal regt er aber auch zu Ideen an, die zu spannenden Filmen führen.

Notiz am Rande: HOSTEL feierte seine Weltpremiere letztes Jahr in der ‚Midnight Madness' Reihe auf dem Internationalen Filmfest von Toronto.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.05.2006

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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