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2010
Bilder © Constantin

vorige Kritiken:

Teil 1: Resident Evil
Teil 3: Resident Evil: Extinction
** Resident Evil: Afterlife
paul w.s. anderson


Das Virus der Umbrella Corporation hat fast die gesamte Menschheit entweder zu menschenfleischhungrigen Kreaturen gemacht oder sie umgebracht. Eines der Versuchsopfer, Alice (Milla Jovovich), ist nicht den Symptomen erlegen sondern hat sich gegen Umbrella gestellt und versucht mit allen Mitteln die Versuchslabore und Hauptquartiere der Firma zu zerstören. Ein Funkspruch gibt zudem Anlass zur Hoffnung, dass es noch einen Ort gibt, der nicht infiziert ist und wo die Menschen zuflucht suchen können ...

Basierend auf den gleichnamigen erfolgreichen Videospielen hat sich die Spielfilmreihe "Resident Evil" längst zum eigenständigen lukrativen Geschäft entwickelt. Co-produziert u.a. von Bernd Eichinger tritt die zum vierten Male von Milla Jovovich verkörperte Heldin wieder zum Kampf gegen den übermächtigen Forschungskonzern an, deren Genexperimenten sie zum Opfer fiel. Inhaltlich und schauspielerisch hatten die bisherigen drei Filme wenig zu bieten, wobei Teil 3 ("Extinction") unter der Regie des Australiers Russel Mulcahy noch der unterhaltsamste war. Jetzt greift der Schöpfer dieser Kinoreihe, Paul W.S. Anderson (Death Race), der zu allen Filmen die Drehbücher schrieb und auch als Produzent am Erfolg partizipierte, wieder nach dem Regiepult. Auf eine gute Geschichte verlässt man sich allerdings nicht (die sucht man wieder vergeblich) sondern lenkt den Focus auf die 3-D-Technologie, denn stolz verkündeten die Macher im Vorfeld, dass mit den Kameras gedreht wurde, die James Cameron für seinen Megahit "Avatar - Aufbruch nach Pandora" verwendete.

An dem hier präsentierten stereoskopischen Effekt lässt sich auch nicht mäkeln, bekommt man doch als bebrillter Zuschauer Kugeln und Ninjasterne ins Gesicht geschossen oder geworfen, Pistolen vor die Nase gehalten und zermatschtes Zombiehirn auf die Backe. Selbst für die nicht actionlastigen Szenen findet Anderson seine Raumtiefe bei unterschiedlichster Wetterlage. Wüstentristesse gab's letztes Mal, diesmal kupfert Anderson schamlos den edlen Matrix-Look ab, schämt sich auch nicht ganze Szenen aus dem bahnbrechenden Sci-fi-Werk der Wachowskis in ideenloser Art und Weise zu kopieren. Schier endlose Zeitlupenballereien und durch die Luft schwebende Kampfamazonen (Alice-Klone im Dutzend)! werden dem Zuschauer bereits in den ersten Minuten um die Ohren gehauen. Anderson scheint nicht genug davon zu kriegen Milla Jovovich als eine zweitklassige Carrie-Ann-Moss-Kopie zu inszenieren. Dreister wird's dann noch wenn die Protagonisten, eine Klischee-Überlebenstruppe aus dem Buche wie man sie nicht mehr sehen möchte, versuchen vernünftige Sätze zu sprechen.

Wer sich als Darsteller für eine Rolle im Resident-Evil-Franchise verpflichten lässt läuft Gefahr sich zur Witzfigur zu machen was sich hier wieder einmal bewahrheitet. Die bekannteren Namen findet man somit nicht unter der Besetzungsliste auch wenn sich Michelle Rodriguez, Thomas Kretschmann oder R &B - Sängerin Ashanti nicht von öden, dümmlichen Dialogen, die sich in allen Anderson-Drehbücher der Reihe finden abschrecken ließen. Milla Jovovich mag man ihre Teilnahme gar nicht übel nehmen hat doch ihre Rolle als Actionheroine für manche bereits Kultstatus, ist gut bezahlt und bietet die Möglichkeit sich immer wieder einem größeren Publikum in Erinnerung zu bringen. Ihre anderen, kleineren Projekte seit 2002, ihrem ersten Auftritt als Alice, fallen da schnell unter den Tisch. "Afterlife" bringt aber auch zwei weitere Figuren aus Teil 3 zurück. Ali Larter ballert wieder Seite an Seite mit Jovovich, auch wenn sie durch eine Attacke der Umbrella Corporation ihr Gedächtnis verloren hat.

Larter spielte bereits in zwei Folgen des Horror-Franchise "Final Destination" und hatte bis vor einigen Monaten auch ein festes Engagement in der Sci-fi-TV-Serie "Heroes" (mittlerweile abgesetzt). Als Bewerbung für kommende Kinofilme sollte sie ihren Auftritt in diesem Teil 4 der Zombiesaga aber nicht verwenden, bleibt sie wie alle anderen Akteure blass und passt sich damit klaglos an das vorherrschende schwache Niveau de gesamten Filmes an. Immerhin ist Larter Mitwirkende der einzig erinnerungswürdigen Szene des Films in der sie sich mit Jovovich dem Kampf gegen einen Riesen, ein Monster mit megagroßer Streitaxt, Kapuze und Nägeln im Kopf (!) stellt. Ort des Geschehens ist der Duschbereich eines verlassenen Hochsicherheitsgefängnisses, dem Zufluchtsort von Alice und einer handvoll Überlebender. Gezeigt wird dieses feuchte Vergnügen natürlich in Superslomotion. Einen Miniauftritt hat außerdem die 18-jährige Spencer Locke, die seit "Extinction" durch verschiedene TV-Serien tingelt.

Dass alleiniger TV-Serienruhm im harten Kinogeschäft wenig zählt musste auch Wentworth Miller erfahren, der seit dem Ende der letzten Season von "Prison Break" und dem dazugehörigen TV-Special Mitte 2009 außer einem Gastauftritt bei "Law & Order: Special Victims Unit" nichts mehr abgedreht hat. Da kam wohl das Angebot der Rolle als zwielichtiger (na ja, nicht wirklich) Soldat im Knast (Insidergag ? Schweigen der Lämmer ?) wohl gerade recht trübt aber stark den guten Eindruck den Miller als Ausbrecherkönig im TV gemacht hat. Das Drehbuch gibt ihm Knarren in die Hand und damit muss er schießen. So einfach kann das Schauspielerleben manchmal sein. Die größte Niete im Film aber ist nicht Miller oder Larter oder Jovovich, deren lustlose deutsche Synchronstimmen den Trashfaktor in ungeahnte Höhen treiben, sondern der Kanadier Shawn Roberts als Gesicht des Umbrella-Konzerns. Er imitiert Hugo Weavings Matrix-Charakter Agent Smith auf solch talentfreie Art die an bodenlose Frechheit grenzt. Joel Silver und die Wachowski-Brüder sollten Anderson wegen verpfuschter Imitation verklagen.

Eine grottig schlechte Matrix-Imitation serviert uns hier Paul W.S. Anderson, der unbedingt auch noch Regieführen wollte. Einziger Pluspunkt dieses bierernsten, ironiefreien Hochglanz-Sci-fi-Trashwerkes ist der überzeugende 3-D-Effekt, der quasi durchgängig sichtbar ist. Ansonsten ist "Afterlife" wieder genau so spannungsfrei, voller blöder Dialoge und schlecht synchronisiert wie insbesondere die ersten beiden Teile. Über logische Ungereimtheiten lohnt es sich da gar nicht erst zu diskutieren.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 14.09.2010

Resident Evil: Afterlife

USA/D/UK 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 97 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 10.09.2010 (USA) 16.09.2010 (D). Budget: 60 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Paul W.S. Anderson. Buch: Paul W.S. Anderson. Kamera: Glen MacPherson. Schnitt: Niven Howie. Musik: tomandandy. Darsteller: Milla Jovovich, Ali Larter, Kim Coates, Shawn Roberts, Sergio Peris-Mencheta, Spencer Locke, Boris Kodjoe, Wentworth Miller, Sienna Guillory, Kacey Barnfield.

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