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2008
Bilder © Universal
**** Death Race
paul w.s. anderson


Ex-Rennfahrer Jensen Ames (Jason Statham) wird fälschlicherweise des Mordes an seiner Frau angeklagt und in das berüchtigte Gefängnis von Anstaltsleiterin Hennessey (Joan Allen) verfrachtet. Die bietet ihm folgenden Deal an: Er soll wieder hinters Steuer und am alljährlichen im Gefängnis stattfindenden Todesrennen teilnehmen. Falls er gewinnt kriegt er seine Freiheit zurück und darf seine kleine Tochter wiedersehen. Falls nicht braucht er sich über die Altersvorsorge keine Gedanken mehr machen.

"Death Race" gab es schon einmal. 1975 produzierte Roger Corman einen Film, dessen Geschichte im Jahre 2000 spielt und der ein Querfeldein-Todesrennen von der Ostküste zur Westküste der USA schilderte. Die Regeln waren simpel. Wer zuerst in Los Angeles ankommt und auf dem Weg dahin die meisten Menschen mit seinem Vehikel todgefahren hat, der gewinnt nicht nur den Titel sondern auch die Gunst des US-Präsidenten. Das klingt ernster als es sich tatsächlich darstellt, denn unter der Regie von Paul Bartels entstand vielmehr eine beißende Satire, die weniger auf Splattereffekte sondern auf Fahrspaß und absurde Situationen setzt. Den König der Rennfahrer namens Frankenstein spielte David Carradine. Als Rivale besetzte Corman den damals noch unbekannten Sylvester Stallone, kurz vor seinem Durchbruch mit ‚Rocky'. Die 2008er Version ist weniger bunte Lachnummer als düstere Zukunftsvision mit privatisierten Gefängnissen und Verantwortlichen, die ihre Häftlinge für Kommerzveranstaltungen einsetzen. Das Todesrennen ist dabei eine lukrative Einnahmequelle für die skrupellose Hennessey (Joan Allen). Ein Ereignis, dass dank Internet-Pay-Per-View und Multi-Angle-Kameraauswahl zum modernen Gladiatorenkampf hochstilisiert wird und ein blutlechzendes Publikum in aller Welt in den Entertainment-Rausch zieht. Ein blutspritzendes Formel-1-Rennen quasi, bei dem man ungestraft die Konkurrenten platt machen darf.

Roger Corman, der z.B. schon in den 60ern Jack Nicholsons erste Gehversuche als Schauspieler aktiv begleitete, ist auch diesmal als Produzent mit an Bord. Und er tut gut daran die über 30 Jahre alte Vorlage nicht 1:1 zu kopieren, sondern Regisseur und Drehbuchautor Paul W.S. Anderson sein eigenes Ding durchziehen zu lassen. Was dabei herauskommt ist ein actionreicher Streifen, dem man problemlos das Label ‚Trash' verpassen kann ohne rot zu werden. Anderson ist in der Vergangenheit ohnehin mehr als Mann fürs Grobe aufgefallen, finden sich doch Filme wie ‚Mortal Kombat', ‚Soldier', und ‚Resident Evil' in seiner Vita. Zuletzt nahm er 2004 auf dem Regiestuhl Platz und startete das ‚Alien vs. Predator'-Franchise. Heiße Öfen, harte Kerle und sexy Frauen sind also die Zutaten dieses äußerst unterhaltsamen no-Brainers, der statt tiefgründigem Seelenstriptease auf die Action- und Machoqualitäten vom durchtrainierten Jason Statham (Transporter 3) setzt. Er spielt einen harten Kerl mit eigentlich weichem Kern, wird brutal aus seiner Familienidylle herausgerissen und zum Kampf auf Leben und Tod gezwungen. Als Gegnerin hat er Joan Allen vor der Nase, die als toughe, skrupellose, geldgierige und machtgeile Anstaltsleiterin überrascht. So böse und zynisch hat man die aus Rollen in "Das Bourne Ultimatum", "An deiner Schulter" und "Face/Off" bekannte US-Schauspielerin noch nicht gesehen. Selbst die ganz bösen Worte gehen ihr wie selbstverständlich über die Lippen (eine akustische Wiederholung gibt's zum Ende des Abspanns).

Für die cool dahingerotzten Sprüche im Film sorgt neben Statham vor allem das Mechanikerteam um Ian McShane, das dafür sorgen muss, dass Stathams Wagen im beinharten Konkurrenzkampf bestehen kann. Der 66-jährige Engländer McShane ist zwar schon seit den 60er im Filmbusiness, die große Anerkennung erhielt er aber erst 2005, als er den Golden Globe für seine erinnerungswürdige Rolle als bärbeißiger Bordellbesitzer in der US-Westernserie ‚Deadwood' erhielt. Als Coach verkörpert er den alteingesessene Häftling (neben handfesten Knastschlägereien darf auch dieses dramaturgische Element nicht fehlen), der sich abgefunden hat mit dem Leben, wie es sich ihm derzeitig präsentiert, ohne Ambitionen einen Fluchtversuch von dieser Gefängnisinsel zu machen. Im Dunstkreis von Intrigen und Mordlust sind aber die variabel ausgestatteten Rennwagen die Hauptattraktion dieses testosteronschweren Actionfilms. Rauch- und Napalmbomben, Flammenwerfer und Eisennägel gehören neben Maschinengewehr zur Grundausstattung der gepanzerten Vehikel. Das klingt dann fast wie die Ausrüstung eines James Bond - Flitzers, ist aber optisch nicht ganz so schick designed wie Daniel Craigs fahrbare Untersätze. Und die Direktorin hat sich für das dreitägige Rennen noch die eine oder andere Falle für den Rennparcours ausgedacht um die Stabilität der Autos zu testen und um sicher zu gehen, dass am Wochenende auf jeden Fall die eine oder andere Gefängniszelle frei wird.

Der Titel von ‚Death Race' ist Programm und führt zu keinen Interpretationsschwierigkeiten. Jason Statham tut das was er zur Zeit so gut kann wie kein anderer in Hollywood. Er verkörpert mit Leib und Seele den Actionhelden, der unbequeme Wege geht und physische Anstrengungen nicht scheut. ‚Death Race 2000' aus dem Jahre 1975 wird von Paul W.S. Anderson neu interpretiert, ist härter, gewalttätiger und kompromissloser als die satirisch angelegte Vorlage. Und dürfte damit zweifelsohne als guilty pleasure durchgehen.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 28.11.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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