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2015

Bilder © Prokino (FOX)
** Königin der Wüste
werner herzog


1892. Ein junge Engländerin will nach erfolgreichem Abschluss des Studiums die Welt sehen. Ihr Vater ermöglicht ihr einen Aufenthalt in Teheran wo ihre Abenteuerlust weiter geweckt wird und sie bald zu einer der einflussreichsten Frauen im Nahen Osten wird.

Gertrude Bell (1868-1926) ist die Hauptfigur in diesem Melodrama des deutschen Regisseurs Werner Herzog (Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen). Sie war Schriftstellerin, Archäologin und Forscherin, als politische Beraterin und Diplomatin im Einsatz. Als energische, furchtlose, neugierige Frau wird sie von Hollywoodstar Nicole Kidman (Paddington) gespielt. Von Männerdominanz lässt sie sich nicht schrecken, erarbeitet sich durch ihre Naturverbundenheit (ihr Herz gehört der Wüste) und Aufgeschlossenheit gegenüber fremdländischen Kulturen den Respekt der Beduinenstämme – was die britische Regierung gerne nutzte, auch wenn sie Bells Alleingänge auf unerforschten, ungesicherten Pfaden anfangs nicht guthieß. Zahlreiche Expeditionen – das gibt natürlich Kameramann Peter Zeitlinger, Herzogs Stammkameramann, Gelegenheit für viele schöne Bilder im prächtigen Cinemascope-Format (gedreht wurde in Marokko). Man soll sich erinnert fühlen an David Leans 7-fach oscargekröntes Epos „Lawrence von Arabien“ (1962) mit Peter O'Toole in der Hauptrolle als T.E. Lawrence. Lawrence, der britische Offizier, Archäologe, Schriftsteller kommt auch in Herzogs Film vor - Robert Pattinson (Life) übernimmt die Rolle, kann aber in seinen wenigen Szenen keinen besonderen Eindruck machen.

Den macht der ganze Film letztlich auch nicht, weil Herzog statt spannendem Biopic ein schön anzusehendes aber in Langweile sterbendes Melodrama inszeniert. Dafür müssen Bells amouröse Beziehungen herhalten. Z.B. mit Botschaftssekretär Herny Cadogan (James Franco, Homefront), der allerdings kein standesgemäßer Ehekandidat ist und von Bells Vater kategorisch abgelehnt wird – mit tragischen Konsequenzen. Oder die Beziehung zum britischen Vizekonsul Major Douhty-Wylie (Damian Lewis, TVs Homeland), der verrückt nach ihr ist und seine Frau für sie verlassen will. Und nochmal eine Dosis Tragik. So schleppt sich der Film dann zwei Stunden lang zwischen persönlichen Krisen und historischen Ereignissen dahin und man gerät nicht wirklich in Versuchung sich echte Sorgen um unsere Protagonistin zu machen. Ob grimmige Stammeskrieger oder Avancen eines kindlichen Emirs – Nicole Kidman als Getrude Bell übersteht alles bravourös. Anfang des Jahres gab der deutsche Filmemacher Wim Wenders nach mehreren Jahren mit „Every Thing Will Be Fine“ sein missratenes Spielfilmcomeback. Nun also folgt Herzogs Rückkehr, der ebenso wie Wenders längst im Dokubereich seine Erfolge feiert, und macht es kaum besser. Dass der zwischen Trash, Kunst und Kommerz springende James Franco in beiden Filmen keine gute Performance abliefert ist wohl nur zufällige Randnotiz.

Frau Kidman ist bemüht sich abenteuerlustig zu zeigen doch Herzogs Inszenierung zieht sich ewig hin ohne dramaturgisch zu überzeugen. Statt episch wirkt vieles banal.

Text © Markus Klingbeil
13.08.2015

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Königin der Wüste
(Queen of the Desert)

USA/Marokko 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 128 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 03.09.2015 (D). Budget: n/a Regie: Werner Herzog. Drehbuch: Werner Herzog. Kamera: Peter Zeitlinger. Schnitt: Joe Bini. Musik: Klaus Badelt. Darsteller: Nicole Kidman, Damian Lewis, James Franco, Robert Pattinson, Jenny Agutter, David Calder, Mark Lewis Jones, Holly Earl, Christopher Fulford.
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