Ein junger Bär aus dem tiefsten Peru ist gezwungen seine Heimat zu verlassen. In London sucht er eine neue Familie. Die findet er schnell, doch kann er bleiben ?

Besonders in England sind sie bekannt und beliebt, die Kinderbücher mit den Abenteuer des Bären Paddington. Der mittlerweile 89-jährige Brite Michael Bond hat den liebenswerten Burschen in 26 Büchern verewigt, das erste erschien 1958. Über 35 Millionen Exemplare wurden seitdem verkauft, die Geschichten in 40 Sprachen übersetzt. Auch als Zeichentrickfigur konnte man Paddington im Fernsehen sehen. Jetzt also der große Kinofilm, der im heutigen London spielt. Animiert ist hier nur der Bär, überzeugend computeranimiert (da sieht man wie sinnvoll ein Teil des 55 Mio. US-Dollar-Budgets verwendet worden ist). Paddington wird perfekt in die reale Umgebung integriert wo er mit den Menschen normal kommuniziert. Für die ist ein sprechender Bär nichts ungewöhnliches was den märchenhaften Touch des Films unterstreicht (im O-Ton spricht Ben Wishaw, der neue Q aus den Bondfilmen; in der deutschen Synchro Teenieschwarm Elyas M'Barek, Fack ju Göhte). Vielmehr wirkt der Neuankömmling von einem anderen Kontinent wie der Stellvertreter irgendeines beliebigen Asylsuchenden, der gezwungenermaßen eine neue Heimat suchen muss und dabei auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen ist. Regisseur Paul Kings liebevolle Inszenierung (er ließ sich von Charlie Chaplins „The Kid“ inspirieren) erzählt von Friedfertigkeit, Familienzusammenhalt und Toleranz ohne die Moralkeule zu schwingen. Pädagogisch sinnvolle Unterhaltung, das geht, und mit einfallsreichen Gags gespickt, die nicht nur junge Zuschauer erfreuen dürften.

Paddington kennt London nur aus Erzählungen seiner Großeltern. Vor vielen, vielen Jahren hatten sie einmal Besuch von einer Expeditionsgesellschaft unter Führung von Forscher Montgomery Clyde, der ihnen von London und der Freundlichkeit der Menschen erzählte. Doch die Zeiten ändern sich und am Bahnhof in London angekommen wird unser Titelheld zunächst ignoriert und nicht mit offenen Armen empfangen. Da kommt Mrs. Brown (Sally Hawkins, We want Sex) mit ihrem Mann und den zwei Kindern vorbei, gibt ihm Essen und erst einmal ein Dach über dem Kopf. Mr. Brown (Hugh Bonneville, TVs Downton Abbey) hat allerdings Bedenken und möchte den Bär in staatliche Obhut geben. Immerhin lässt er sich darauf ein den Versuch zu unternehmen den englischen Forscher von damals aufzustöbern. Der erste Hinweis steckt im alten Hut von Paddington. Der kauzige Mr. Gruber weiß Rat (Jim Broadbent, Cloud Atlas). Zwischendurch bleibt viel Zeit um den gelegentlich überforderten Bären in absurd-komische Situationen zu stecken. Denn schließlich ist die menschliche Welt mit ihren merkwürdigen Gegenständen und diversen zivilisatorischen Errungenschaften etwas komplizierter als das Leben im peruanischen Dschungel. Und in London gibt es auch einen peniblen Nachbarn (Peter Capaldi, TVs Doctor Who), der Paddingtons Anpassungsversuche kritisch beäugt sowie ein böse Dame (amüsant: Nicole Kidman, Der goldene Kompass), die es auf sein Fell abgesehen hat und vor nichts zurückschreckt um ihr Ziel zu erreichen.

Blu-ray (Studiocanal, Code B, 95 min) -> seit 04.04.2015 im Kaufhandel!

Die deutsche Blu-ray von Studiocanal.

Bild: 2.40:1 /1080p (16x9); gut
Untertitel: Deutsch (optional)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch; DTS-HD 5.1 Englisch ; gut
Extras: (O-Ton mit deutschem Voice-Over): Leider nur die üblichen Promoschnipsel. Featurettes überlappen sich teilweise inhaltlich was den Informationsgehalt nicht erhöht.
-Vom Buch auf die Leinwand (2:57 min)
-Ein Bär zu Besuch (1:48min)
-Die Figuren (2:15min)
-Deutsches Making of, u.a. mit Interview Elyas M'Barek (9:50min)
-Verschiedene Trailer (7)

Kurzweilige, humorvolle Unterhaltung für die ganze Familie mit einem Orangenmarmelade liebenden, etwas tolpatschigen Bären, den man einfach nur gernhaben muss. Kein Wunder, dass der Film zum Kinohit wurde.