Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2009
Bilder © 20th Century Fox
** Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen
werner herzog


Terence McDonagh (Nicolas Cage) ist ein Cop, der in New Orleans tätig ist. Sein neuester Fall befasst sich mit dem fünffachen Mord an einem afroamerikanischen Drogendealer und seiner Familie. Da er außerdem die eigenen Dämonen nicht unter Kontrolle hat läuft er Gefahr seine Karriere und sein Leben zu zerstören.

Fiese, skrupellose, korrupte Cops begegnen uns im Kino immer wieder. Selbst wenn sie nur Nebenfiguren sind bleiben sie oft stärker in Erinnerung als der gute Held. Gary Oldman zum Beispiel hat in "Léon der Profi" und "Romeo is Bleeding" seine düsteren Seiten ausgelebt. Clint Eastwood war als Dirty Harry zwar nie korrupt aber erbarmungslos bei der Jagd auf Gangster und trug seinen Spitznamen nicht umsonst. Eine unzählige Anzahl an Namen könnte man hier aufführen aber ein so intensives, beeindruckendes Spiel wie das von Harvey Keitel als selbstzerstörerischer Cop in Abel Ferraras Drama "Bad Lieutenant" aus dem Jahre 1992 ist sonst schwer zu finden.

Der deutsche Regisseur Werner Herzog, berühmt geworden durch seine Filme mit Klaus Kinski (z.B. Fitzcarraldo, 1982), besetzt nun Hollywoodstar Nicolas Cage (Knowing) als Anti-Held, der seine Rückenschmerzen mit legalen und illegalen Drogen betäubt, sich aus der Asservatenkammer bedient und seiner Prostituiertenfreundin (gespielt von Eva Mendes) Geld und Suchtmittel zusteckt. Cage spielt mit stierem Blick damit das erste Mal seit dem 1995er-Alkoholikerdrama "Leaving Las Vegas" wieder einen ziemlich kaputten Typen, der jedes Mainstreampublikum verschrecken wird. Wirklich überzeugend ist seine Darstellung nicht aber immerhin die interessanteste Rolle, die er in den letzten Jahren gespielt hat.

"Bad Lieutenant: Port of Call - New Orleans" (so der Originaltitel) ist kein 1:1-Remake des Films von Ferrara obgleich Drehbuchautor William M. Finkelstein, der seit fast 20 Jahren fürs Fernsehen arbeitet, einige Situationen mit Wiedererkennungswert in seine Version mit einfließen lässt. So kompromisslos düster und religiös gefärbt wie bei Independentfilmer Ferrara geht's bei Herzogs Interpretation allerdings nicht. Zeitweise wundert man sich auch über merkwürdige Kameraeinstellungen, die dramaturgisch völlig fehlplatziert wirken oder viel zu lange andauern (z.B. die Iguana(=Leguan)-Perspektive als Ausdruck der Wahnvorstellungen von Cage, von Herzog selbst gedreht!). Überhaupt mangelt es im Film an Tempo und lange Zeit plätschert die Handlung spannungs- und ereignislos vor sich hin.

Cage kämpft in dieser Rolle mit sich selbst, schafft es aber nicht den Zuschauer durch sein Spiel in den Bann zu ziehen. Die in Nebenrollen agierenden Val Kilmer (der Ex-Batman hat einige Pfunde zugelegt), Fairuza Balk (war auch schon einmal für Wim Wenders im Einsatz) und Jennifer Coolidge (normalerweise die Ulknudel, hier eine Trinkerin) überraschen zwar durch ihren Auftritt (so hat man sie jedenfalls noch nicht gesehen) sind aber kaum mehr als eine Randnotiz in der von Nicolas Cage beherrschten Handlung. Eva Mendes (spielte schon 2007 mit Cage in "Ghost Rider") liefert als drogensüchtige Prostituierte zwar eine eindringliche Leistung ab und zeigt auch etwas mehr Leinwandpräsenz, schafft es aber nicht den Gesamteinruck diesen faden Neuaufgusses wesentlich zu verbessern.

Vor einem interessanten Hintergrund - das vom Hurrican Katrina zerstörten New Orleans - verschenkt Herzog die Gelegenheit eine menschliche Tragödie packend in Szene zu setzen. Das hat er in seinem letzten Spielfilm "Rescue Dawn" (2006), einem Drama über den Überlebenskampf des Flugzeugpiloten Dieter Dengler in Laos während des Vietnamkriegs besser gemacht. Obwohl starbesetzt mit Christian Bale (der hatte "Batman Begins" schon abgedreht) floppte der Film in den USA und wurde in Deutschland als DVD-Premiere erst Ende Dezember 2008 veröffentlicht. "Bad Lieutenant - Cop ohne Regeln" wird hingegen von Splendid/20th Century Fox ins Kino gebracht. In den USA zeigte das Kinopublikum kein Interesse.

Im Vorfeld gab es übrigens medienwirksamen Wirbel, denn Ferrara missfiel die Idee eines Remakes ausserordentlich und er beschimpfte die Produzenten wüst ("I wish these people die in Hell"). Herzog betonte immer wieder er habe die Vorlage nie gesehen und verstehe seine Version auch nicht als Remake. Er sei auch bereit mit Ferrera einen Whiskey zu trinken. Der lies verlauten er trinke nur Budweiser-Bier.

Edward R. Pressman, einer der Produzenten des Ferrara-Films, wollte die Geschichte von "Bad Lieutenant" schon seit längerer Zeit neu verfilmen, weil er noch nicht ausgereiztes Erzählpotential sah. Statt fesselnder Charakterstudie entstand unter Herzogs Regie aber bloß ein fades, überlanges Drama, das von der Qualität und Radikalität des Originals weit entfernt ist.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 14.02.2010

Bad Lieutenant - - Cop ohne Gewissen

(The Bad Lieutenant: Port of Call - New Orleans)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch, Spanisch. Länge: 122 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 20.11.2009 (USA) 25.02.2010 (D). Budget: 25 Mio. USD Einspiel: 4.6 Mio. USD (weltweit) Regie: Werner Herzog. Screenplay: William M. Finkelstein. based on Screenplay Bad Lieutenant 1992: Victor Argo, Paul Calderon, Abel Ferrara, Zoë Lund. Kamera: Peter Zeitlinger. Schnitt: Joe Bini. Musik: Mark Isham. Darsteller: Nicolas Cage, Eva Mendes, Val Kilmer, Fairuza Balk, Xzibit, Shawn Hatosy, Jennifer Coolidge, Tom Bower, Vondie Curtis-Hall, Brad Dourif, Denzel Whitaker, Michael Shannon.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih