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2009
Bilder © Concorde Filmverleih
** Knowing - Die Zukunft endet jetzt
alex proyas


Astrophysiker John Koestler (Nicolas Cage) kommt durch seinen 9-jährigen Sohn Caleb in den Besitz eines vor 50 Jahren geschriebenen Blattes, das beidseitig mit Zahlen vollgeschrieben ist. Bei näherem Betrachten fällt ihm auf, dass diese Zahlen Datum, Opferanzahl und Ortskoordinaten von tödlichen Katastrophen sind, die sich in den letzten fünf Jahrzehnten abgespielt haben. Und die kommenden prognostizierten Ereignisse drohen nicht nur sein Leben zu gefährden.

Filme, die Endzeitstimmung verbreiten begegnen uns in der Geschichte des Films immer wieder. 2008 gab's den unsäglichen "The Happening", vor kurzem erst stand unser blauer Planet in "Der Tag, an dem die Erde stillstand" vor dem Aus. Der deutsche Regisseur Roland Emmerich hat sich durch spektakuläre Untergangsszenarien in Hollywood einen Namen gemacht und lässt Ende des Jahres in "2012" John Cusack und Woody Harrelson gegen apokalyptische Prophezeiungen antreten. Auch der griechischstämmige Regisseur Alex Proyas kennt sich im Sci-fi-Genre bestens aus und lieferte bisher meist inhaltlich, vor allem aber visuell interessante Filme ab. Angefangen mit seinem Debutfilm 1989 sowie die folgenden Projekte "The Crow", "Dark City" und "I, Robot" haben ihm den Ruf eines Visionärs eingebracht. Den droht er aber mit diesem lärmenden, die Familienwerte propagierenden Endzeitkitsch zu beschädigen.

"Knowing" vermag in kaum einer Szene richtig zu überzeugen wie auch Hauptdarsteller Nicolas Cage nicht, der sich nach dem Flop "Next" erneut in einem Sci-fi-Drama/Thriller versucht. Dass Cage als Schauspieler richtig überzeugt hat ist schon eine Weile her, bei den kommerziell erfolgreichen "National Treasure"-Filmen sind die Ansprüche von vorneherein niedrig, da die bloße Unterhaltung im Vordergrund steht. In "Knowing" will Proyas mehr als nur unterhalten, es scheint gerade so als wolle er dem Zuschauer das Bewusstsein schärfen bzgl. dessen was man in der Gegenwart tut und welche unbekannten Auswirkungen das auf kommende Generationen hat. Gleichzeitig geht er auf Schmusekurs mit Familienwerten (sieht man dem Tod ins Auge ist halt alles vergeben und vergessen) um neben Thrill und Mystery auch dem Familiendrama reichlich Platz einzuräumen. Holprige Dialoge sind da wohl unvermeidlich. Das hatte ja schon in M Night Shyamalans "Signs - Zeichen" nicht so gut geklappt.

Protagonist Cage ist als Universitätsprofessor ein alleinerziehender Vater, dessen Frau verstorben ist. Die Schmerzen des Verlustes werden dann in arg schlimmen Stunden im Whiskey ersäuft, was allerdings auch dazu führt, dass man einen klaren Blick bekommt, z.B. um Zahlencodes zu knacken.Vor acht Jahren schon hatte der Drehbuchschreiber Ryne Douglas Pearson die Idee vom Schriftstück mit den Zahlen, das bei einem Schulprojekt in einem Metallbehälter verbuddelt wird um Jahrzehnte später für Schrecken zu sorgen. Rätselratereien bei denen ein Kind eine wichtige Rolle im Spiel hat finden sich schon im Bruce-Willis-Streifen "Das Mercury Puzzle" aus dem Jahre 1998. Die Vorlage dazu schrieb eben jener Pearson.

Wie wichtig Kinder für die Zukunft sind, ist dann auch eine der Kernaussagen, wenn man das so bezeichnen möchte, die "Knowing" bildgewaltig und von Zerstörungsszenen umrahmt vermitteln möchte. Dem bei Dreharbeiten gerade mal 9 Jahre alten Chandler Canterbury (Der seltsame Fall des Benjamin Button) wird die Bürde auferlegt mit merkwürdigen Flüstermenschen zu kommunizieren, die unvermittelt in der Nähe des Jungen auftauchen und kaum eine frohe Botschaft überbringen wollen. Sind es nur Freaks, Kidnapper, Vampire oder gar Außerirdische, die Vater John dazu antreiben nächtens mit Baseballschläger bewaffnet den Unbekannten nachzujagen ? Im übernatürlichen Thriller ist halt alles denkbar.

Sohn Caleb, so will es das Drehbuch, ist ein besonderer Junge, der zudem an einer Hörbehinderung leidet und sehr naturverbunden ist. Wenn der Knabe später mit weißem Kaninchen im Arm auftritt, dann wirkt das wie der zuckersüße erste Schritt eines futuristischen Arche-Noah-Schauspiels. Erlösung programmiert! Damit Cage und sein junger Kollege aber nicht alleine durch die überraschungs- und spannungsarme Inszenierung stolpern müssen stellt man ihnen noch eine geschiedene junge Frau, Diana Wayland, samt Tochter an die Seite. Die geraten aber nicht durch Zufall ins Interessensfeld des eigentlich nicht an Vorhersehung glaubenden Wissenschaftlers, denn Dianas Mutter hatte vor 50 Jahren eben jene tödlichen Prophezeiungen codiert und bis zu ihrem Tode die Tochter genervt, die das aber nicht ernst nahm.

Die Australierin Rose Byrne (28 Weeks Later, Marie Antoinette) spielt die skeptischen Frau, die nicht darauf brennt ihre Familienvergangenheit mit einem Fremden aufzuarbeiten. Substanz hat die Rolle aber nicht, beschränkt sie sich doch darauf das Muttertier rauszukehren und ebenso wie Cages Figur den eigenen Nachwuchs vor dem Übel der Welt zu schützen. Gedreht wurde das Spektakel nicht in Boston, Massachusetts, wo die Handlung stattfindet, sondern komplett in Melbourne, Australien. Vor 11 Jahren hatte Proyas bereits in seiner Wahlheimat Australien für "Dark City" gedreht.

Das Ende ist nah, aber Alex Proyas inszeniert die überlange Apokalypse als faden Aufguss bekannter Sci-fi-Versatzstücke und bestückt das Ganze mit Familienkitschmomenten, die Spannungsansätze schon im Keim ersticken. Bleiben die Special Effects, die auch wenn nicht immer gelungen, ordentliche Schauwerte abgeben. Vom visionären Regisseur erkennt man allerdings keine Handschrift. Das hätte Roland Emmerich auch nicht schlechter gemacht.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.03.2009

Knowing

USA/UK 2009. Länge: 115 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 20.03.2009 (US) 09.04.2009 (D) Budget: - Einspiel: -. Regie: Alex Proyas. Story: Ryne Douglas Pearson. Screenplay: Ryne Douglas Pearson, Juliet Snowden, Stiles White, Stuart Hazeldine. Kamera: Simon Duggan. Schnitt: Richard Learoyd . Musik: Marco Beltrami. Darsteller: Nicolas Cage, Chandler Canterbury, Rose Byrne, Lara Robinson, Nadia Townsend, Alan Hopgood.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih