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2008
Bilder © 20th Century Fox
* The Happening
m. night shyamalan


Eines Morgens sterben nach und nach Dutzende von Menschen in New York. Ist es ein terroristischer Anschlag mit Biowaffen, ein fehlgeschlagenes Militärexperiment oder einfach nur das Ökosystem, das gnadenlos die Ausbeutung durch den Menschen bestraft ? Elliot Moore (Mark Wahlberg), ein Biologielehrer, flüchtet mit seiner Frau, seinem Freund und dessen Tochter aus der Stadt aufs Land um der sich ausbreitenden todbringend Epidemie zu entkommen.

Die Last von vergangenen Erfolgen kann erdrückend sein. M. Night Shyamalan hat das in der Vergangenheit zu spüren bekommen und auch mit seinem neuesten Öko-Thriller enttäuscht er auf ganzer Linie. 1999 lieferte Shyamalan in den USA mit ‚The Sixth Sense' den kommerziell zweiterfolgreichsten Film des Jahres ab, nur übertroffen von ‚Star Wars: Episode I'. Und auch in Deutschland war der Film mit 4 Millionen Zuschauern DER Überraschungserfolg. Doch die Folgeprojekte des "Film-Wunderknaben" (Spiegel 52/2000) konnten nicht alle in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen. ‚Unbreakable' (2000) war inhaltlich interessant, aber zu kompliziert fürs Massenpublikum, ‚Signs - Zeichen' (2002) und ‚The Village - Das Dorf' (2004) dafür inhaltlich wenig ergiebig, finanziell aber einträglich genug und ‚Lady in the Water' (2004) fiel bei Kritikern und beim Publikum gnadenlos durch - in Deutschland wollten gerade mal 111.000 Zuschauer dieses Märchen sehen.

Jetzt also versucht Shyamalan mit einer großen Finanzspritze vom indischen Produktionsstudio UTV wieder Boden gut zu machen und riskiert erstmals auch einen Film zu erstellen, der in den USA ein höheres Rating hat als alle seiner bisherigen Filme - frei ab 17 Jahren. Düster ist der Grundton allemal und wenn die Selbstmörder buchstäblich vom Himmel fallen, durch Windschutzscheiben knallen, sich vom Rasenmäher zerschreddern lassen oder russisches Roulette spielen, dann ist das auch sicher kein gutes Anschauungsbeispiel für 12jährige. Daher ist der Film auch bei uns von der FSK nicht für Jugendliche unter 16 Jahren freigegeben. Geschnitten wurde der Film für den deutschen Vertriebsmarkt bei einigen Gewaltszenen aber trotzdem laut Aussagen des Regisseurs. So oder so macht es den Film auch nicht interessanter, denn liegt der spannungslose Handlungsverlauf schon nach 15 Minuten in seiner Dramaturgie erschöpft am Boden, so ist es vor allem die haarsträubend schlechte Besetzung seiner Hauptfiguren, die ‚The Happening' früh den Rest geben. Mark Wahlberg ist eine glatte Fehlbesetzung, vermag er nicht einen Hauch von Glaubwürdigkeit als engagierter Lehrer zu liefern sondern irritiert eher durch seine penetrante Dackelfaltenstirn und gelangweilter Mimik.

Mit der Auswahl seiner letzten Rollen bewies Wahlberg nicht gerade ein glückliches Händchen, auch wenn sein überschätzter Auftritt in ‚The Departed' ihm eine Oscarnominierung einbrachte. Da der Regisseur selbst die Rolle für Wahlberg schrieb kann man nach Begutachtung der erschreckend schwachen Darstellerleistung nur verständnislos den Kopf schütteln. Im Pressetext wird Wahlberg damit zitiert, dass er die Figur des Elliot Moore als seine bisher anspruchsvollste Rolle betrachtet. Schlimm daran ist, dass eben jener Moore ständig im Bild ist und nicht in der Lage ist Sympathien zu wecken. Seltsam distanziert wirkt dieser farblose Lehrer, der im Grunde ein armseliger Schwächling ist und nur konzeptlos und peinlich durch die dünne Handlung stolpert. Normalerweise gilt die Sympathie dem Loser, doch dank Wahlberg wirkt die Figur unglaubwürdig, zu gekünstelt und damit uninteressant. Diese fatale Eigenschaft hängt auch den anderen Figuren an und vergrößert die Kluft zwischen Publikum und Darstellern um so mehr. John Leguizamos Auftritt ist kurz, schnell vorbei und vergessen, dient dieser nur als Alibi ein Kind in die Geschichte zu integrieren. Zooey Deschanel hat in früheren Filmen wunderbare komödiantische Leistungen abgeliefert und in kauzigen Independent-Dramen überzeugt (z.B. ‚Eulogy' und ‚Winter Passing'), doch ihr merkwürdiger, Schlaftabletten-Auftritt in ‚The Happening' schockiert anders als gewollt. Ihr Charakter ist scheu und einem Nervenzusammenbruch nahe. Ansatzweise ein vermeintlich lohnenswerter dramaturgischer Kniff, der aber nie zur Entfaltung kommt und damit die Figur, weil zu oberflächlich, fast zur überflüssigen Randerscheinung degradiert.

Langeweile wird nur kurzfristig durch eingestreute Schockeffekte unterbrochen. Schnell wird man aber als Betrachter mit hanebüchenen Dialogen und Handlungsweisen von Protagonisten mental gefoltert - Zutaten, die an miese Streifen der Vergangenheit erinnern. ‚Invasion' (2007), ‚Star Wars - Episode III' (2005), ‚Krieg der Welten' (2005) und ‚Prom Night' (2008) sind nicht nur spannungsarm und langweilig sondern belästigen den Zuschauer mit dümmlichen Dialogen, die normalerweise ihren Schaden in nachmittäglichen TV-Soaps anrichten sollten. Und dabei nehmen sich diese Multi-Millionen-Dollar-Produktionen auch noch ernst. Shyamalans Fantasiegespinst um eine unbekannten destruktive Gefahr erinnert an die Katastrophen- und Sci-fi-Filme der 50er Jahre ohne deren naiven Charme und oft unfreiwillige Komik zu erreichen. Würde man die Geschichte weniger ernst verkaufen, mutig aufs Schwarz/Weiß-Format zurückgreifen und aufs gezuckerte Happy-End verzichten, dann hätte vielleicht der Film eine ähnliche verstörende apokalyptische Stimmung verbreiten können wie Don Siegels Klassiker ‚Die Dämonischen' (1956). Wie man subtilen, willkommen altmodischen Horror auch heutzutage noch erfolgreich liefern kann zeigte erst kürzlich Frank Darabont mit ‚Der Nebel' (2007).

‚The Happening' ist eine herbe Enttäuschung, eine Ansammlung an dümmlichen Dialogen und erschreckend schwachen Darstellerleistungen. Der spannungslose, mit einem Millionen-Budget ausgestattete Öko-Thriller-Plot, der an B-Movies der 50er erinnert, verliert schnell seinen Reiz und entpuppt sich trotz angestrengt bemühten Schocksequenzen als hoffnungsloser Rohrkrepierer. Wenn schon Selbstmord, dann doch lieber im ‚Suicide Club'.

Text © Markus Klingbeil
12.06.2008

The Happening
(The Happening)

USA 2008. Länge: 91 min Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 13.06.2008 (US) 12.06.2008 (D) Budget: 48 Mio. USD Einspiel: 64.5 Mio. USD (US) 163.4 Mio. USD (weltweit) Regie: M. Night Shyamalan. Buch : M. Night Shyamalan. Kamera: Tak Fujimoto. Schnitt: Conrad Buff IV Musik: James Newton Howard. Darsteller: Mark Wahlberg, Zooey Deschanel, John Leguizamo, Ashlyn Sanchez, Betty Buckley, Spencer Breslin
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih