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2012
Bilder © 20th Century Fox / splendid films
**** The Expendables 2
simon west


Die Söldnertruppe von Barney Ross (Sylvester Stallone) muss eine 5-Millionen-Dollar-Schuld begleichen oder ihr Leben ist keinen Pfifferling mehr wert. Ein Safe mit brisantem Inhalt liegt in einem Flugzeug, das in Albanien abgestürzt ist. Vor Ort kommen sie dem brutalen Gangster Vilain (Jean-Claude Van Damme) und seinen Schergen in die Quere, die andere Interessen vertreten.

Vor zwei Jahren überraschte der Retro-Actioner „The Expendables“ mit einem globalen Einspielergebnis von 274 Mio. US-Dollar und ließ im gleichen Jahr weitaus teurere actionlastige Filme wie „Das A-Team: Der Film“ und das Tom-Cruise-Vehikel „Knight & Day“ hinter sich. Stars der 80er Jahre wie Sylvester Stallone („Rocky“), Dolph Lundgren („Rocky IV“) und Mickey Rourke waren zusammen mit Jet Li („The Forbidden Kingdom“), Jason Statham („Transporter 3“), Steve Austin, Randy Couture und Terry Crews („Gamer“) auf einer Mission in Südamerika um einen Diktator zu erledigen. Darsteller also, die zu Drehbeginn im Altersspektrum zwischen 41 Jahren (Crews) und 63 Jahren (Stallone) waren. Nun sind sie also alle zwei Jahre älter und die Besetzungsliste füllt sich mit den Namen, die manche Fans im ersten Teil vermisst haben bzw. mit Akteuren, die nur in Miniautritten zu sehen waren. Wichtigster Neuzugang als ultrafieser Schurke ist Jean-Claude „Bloodsport“ Van Damme (geb. 1960), auch Chuck „Walker, Texas Ranger“ Norris (geb. 1940 und damit der Senior unter den Helden) ist mit dabei. Kaliforniens Ex-Gouverneur Arnold „Terminator“ Schwarzenegger (geb. 1947), ebenso ein Relikt der 80er-Muskelkerle hat diesmal mehr Leinwandminuten, genauso wie Kollege Bruce „Stirb langsam“ Willis (geb. 1955). Neu dabei sind zudem Jungspund Liam Hemsworth (geb. 1990), Miley-Cyrus-Verlobter und Bruder von „Thor“ Chris Hemsworth, die Chinesin Yu Nan (geb. 1978) – beide auf der Seite von Stallone – sowie der Brite Scott Adkins (geb. 1976; hatte eine sehenswerten Auftritt in „The Tournament“) als treuer Kompagnon für Van Damme.

Hat Stallone bei Teil 1 noch selbst Regie geführt überlässt er dies nun dem ebenfalls actionerfahrenen Briten Simon West, bekannt für „Con Air“, (1997) und „Lara Croft – Tomb Raider“ (2001). West drehte zuletzt das humorlosen Killer-Triller-Remake „The Mechanic“ mit Jason Statham und hat auch keine Problem das Krawall- und Gewaltlevel vom ersten „Expendables“- Ausflug zu übernehmen (CGI-Blutspritzer inklusive). Allerdings sorgen viele selbstreferentielle Sprüche der „Oldies“ für eine lockerere Stimmung als zuvor gesehen, was das Unterhaltungspotential noch steigert. Man merkt es Stallone und Co. an, wieviel Spaß ihnen die Frotzeleien über das Alter und Filme/Sprüche der Vergangenheit machen. Da kritisiert z.B. Willis den übermäßigen Gebrauch von Schwarzeneggers Kultspruch „I'll be back“ und seinen Variationen oder staunen die von tiefen Gesichtsfalten gezeichneten Herren nicht schlecht als der von Hemsworth gespielte junge, enthusiastische Hüpfer in voller Montur wieselflink einen Berghang hochsprintet. Müde sind die erfahrenen Recken deswegen aber nicht und vor allem gewillt den Tod einer ihrer eigenen Leute zu rächen. „Track them. Find them. Kill them“ lautet dann auch die kompromisslose Ansage von Anführer Barney (Stallone) und bläst zur explosiven, blutigen Jagd auf Vilain (Van Damme), der mit seinem ebenso skrupellosen Handlanger Hector (Adkins) beim Zugriff auf waffenfähiges Plutonium nicht einmal alte Menschen und Kinder verschont. Der Plot mit seinen Minenarbeitern, die aus den Dörfern der Umgebung rekrutiert werden ähnelt etwas „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ und bei einem der spektakulären finalen Kämpfe – Statham gegen Adkins – erinnert man sich an „Jäger des verlorenen Schatzes“ (Stichwort: Propeller)

Das Problem das Regisseur West aber mit so einer riesigen Besetzung an Actionstars von gestern und heute hat ist natürlich das wie er sie am besten über die Filmlänge verteilt einsetzt. Barneys Söldnertruppe verliert zwar Mickey Rourke (er taucht im Film überhaupt nicht auf), gewinnt dafür aber zwei neue Teammitglieder. Jet Li, der aus Termingründen nur wenige Drehtage hatte (als die Produktion in Hong Kong zu Gast war; fast alles andere wurde in Bulgarien gedreht), ist im fertigen Film nur kurz zu sehen, nämlich in der fulminanten Einführungssequenz. Vor dem Albanienauftrag seilt er sich dann ab und taucht auch später im Film leider nicht mehr auf. Seine knackige Martial-Arts-Einlage sollte aber auch denjenigen, die seine chinesischen Filme nicht verfolgen, zeigen, dass es der in seinem Heimatland vielbeschäftigte Li (geb. 1963) immer noch drauf hat. Ganz ohne chinesisches Flair wollte man aber wohl nicht fortschreiten. Donnie Yen, der auch mal im Gespräch war, ist zwar nicht an Bord aber dafür seine Landsfrau Yu Nan, eigentlich eine preisgekrönte Darstellerin in anspruchsvollen Filmen (wunderbar ihre Performance in „Tuyas Hochzeit“). Sie übernimmt den Part des Bindeglieds zwischen Barney und Church, dem Auftraggeber der Mission, gespielt von Bruce Willis. Sich tough geben und schießen darf Yu Nan, eine Kampfamazone ist sie aber nicht. Bei all der gewalttätigen Testosteronpower und dem Machowettstreit, wer denn mehr Bösewichte umnietet, (irre: Willis und Schwarzenegger stänkern und ballern während der Fahrt in einem Kleinwagen durch einen Flughafen) hat sie es auch schwer. Lundgren kriegt aber seine (komische) Szene, bei Messerfreund Statham gibt es immer was zu sehen … und jetzt reden wir mal über Chuck Norris.

Der hatte im Vorfeld in der Internetfangemeinde für Wirbel gesorgt als er seine Besorgnis bezüglich der Fäkalsprache im Film äußerte, den Produzenten Bedingungen für seine Teilnahme an dem Projekt stellte, auf eine US-Freigabe ab 13-Jahren drängte, damit seine jungen Fans den Film auch sehen können. Man erinnere sich noch an den Shitstorm als „Stirb langsam 4“ für die Kinoauswertung um blutige Details und Flüche erleichtert wurde um ein größeres Publikum anzusprechen. Stallone hat das auch mitbekommen und so ist „The Expendables 2“ zwar voller zitierfähiger Sprüche (z.B. „I love the classics“, bezugnehmend auf Schlagringe) aber die F-Bomben werden nicht gezündet. Da hat sich Norris also durchgesetzt. Die Altersfreigabe des Films wurde wegen des gewalttätigen Inhalts in den US allerdings so gesetzt, dass Jugendliche unter 17 Jahren den Film nicht ohne die Begleitung eines Erwachsenen sehen dürfen. Bei uns ist auch Barneys zweite Mission richtigerweise erst ab 18 Jahren. Am hohen Bodycount ist Norris natürlich auch beteiligt und der „einsame Wolf“ erhält durch seine besondere Einführung, irgendwann in der zweiten Hälfte der Handlung, durch Ennio Morricones Westernkultmelodie aus „Zwei glorreiche Halunken“ geadelt, eine Sonderstellung. Er spielt den Kopfgeldjäger Booker, der seinen Lebensunterhalt z.Zt. mit dem Töten von Männern bestreitet mit denen auch Barney eine Rechnung offen hat. Wie auch bei Willis und Schwarzenegger sind die ersten, kurzgehaltenen Auftritte in dieser Actionsause nicht die letzten, denn das Finale braucht alle Helden zum Großreinemachen. Da darf der heisserwartete Endkampf von Stallone gegen Van Damme natürlich nicht fehlen. Und diese physische anstrengende und für die Beteiligten schmerzhafte Auseinandersetzung enttäuscht auch nicht!.

Ob es die Alten noch einmal bringen durfte man sich im Vorfeld fragen, die schlimme Nachricht des Todes eines Stuntmans am Set war kein gutes Omen und dann verbreitete Chuck Norris auch noch die Nachricht einer Weichspülversion dieses Machotreffens. All das hat sich glücklicherweise nicht negativ auf das finale Produkt ausgewirkt. „The Expendables 2“ hat genug Badass-Attitüde um die Hardcore-Fans zu begeistern und lockere selbstreferentielle Sprüche um die anspruchslose Story in den richtigen Kontext zu setzen. So unterhaltsam kann ein Klassentreffen sein. Und das auch noch besser als beim letzten Mal.


Text © Markus Klingbeil
17.08.2012

The Expendables 2

(The Expendables 2)

USA 2012. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 103 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 17.08.2012 (USA) 30.08.2012 (D). Budget: 100 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Simon West. Story: Ken Kaufman, David Agosto, Richard Wenk. Screenplay: Sylvester Stallone, Richard Wenk. Characters: David Callaham Kamera: Shelly Johnson. Schnitt: Todd E. Miller. Musik: Brian Tyler. Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Yu Nan, Jet Li, Dolph Lundgren, Chuck Norris, Jean-Claude Van Damme, Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Randy Couture, Terry Crews, Liam Hemsworth, Scott Adkins, Charisma Carpenter.
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