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2010
Bilder © 20th Century Fox
** Das A-Team - Der Film
joe carnahan


Col. John "Hannibal" Smith (Liam Neeson) und sein Team aus verwegenen Burschen sind kurz vor dem Abflug aus dem Einsatzgebiet im Irak da übernehmen sie noch eine geheime Operation. Das Sichern von Saddams Druckplatten für Dollarnoten im Auftrag der CIA. Die Unternehmung geht schief, die Beteiligten wandern in den Knast. Doch Hannibal hat einen Plan um sich und seine Männer wieder zu rehabilitieren.

Von Januar 1983 bis März 1987 wurde in den USA eine Actionserie ausgestrahlt (lief auch in Deutschland) in der vier Ex-Army-Soldaten unterdrückten, wehrlosen Menschen im Kampf gegen diverse Bösewichter helfen. Sie selbst sind auf der Flucht vor dem Militärgericht da man sie eines Verbrechens beschuldigt, das sie nicht begangen haben. Diese Elitetruppe nennt sich "Das A-Team". Den Ton gab in 97 Folgen der 1994 verstorbene Amerikaner George Peppard an, der 1961 an der Seite von Audrey Hepburn in Blake Edwards "Frühstück bei Tiffany" spielte. In der Kinoversion übernimmt der Ire Liam Neeson, zuletzt in "Chloe" und "Der Andere" zu sehen. Qualifiziert für diese Rolle hatte er sich aber durch seinen Auftritt im harten Actionreißer "96 Hours" in dem er sich mit allen Gangstern von Paris anlegte.

Wäre der Film schon vor 10 Jahren gedreht worden sehe die Besetzung natürlich ganz anders aus aber auch wenn die Wiederbelebung der Serie für die große Leinwand im Fahrwasser von "Drei Engel für Charlie" und "Mission: Impossible" lange geplant war brachte man kein vernünftiges Drehbuch zustande. Was aber jetzt unter der Ägide des Briten Joe Carnahan entstand ist leider aber auch nicht das gelbe vom Ei sondern fade Standardactionkost mit einer Überdosis schlechter Spezialeffekte. Mithalten mit den Genreprodukten dieser Tage wollte man doch mit maßlosen Übertreibungen und unglaubwürdigen Aktionen beeindruckt man heute keinen mehr. Ein Panzer, der fliegt, Schiffscontainer die sorgfältig um die Protagonisten herumfliegen, alte Helikopter, die mühelos High-Tech-Dronen ein Schnippchen schlagen. Mit den entsprechenden Naturtalenten in dieser Teufelsbande ist eben alles möglich.

Es wird viel gereist im Verlauf der Flucht von Hannibal & Co. vor dem Militär und dem Versuch die Druckplatten wiederzubeschaffen. Städte in Deutschland, der Schweiz, Holland oder auch Mexiko und die USA haben die Ehre einer Stippvisite der cleveren Ex-Soldaten. Freilich waren die Akteure nicht an allen Orten sondern haben das meiste in Kanada gedreht, wo man auch Frankfurts Bankenviertel gefunden hat und sogar deutsche Polizeiautos. In einer Szene sieht man im Hintergrund auch einen Fernseher laufen und Angela Merkel ist zu sehen. Für Details hat Regisseur Carnahan ein Auge. Carnahan, der durch seinen eindrucksvollen Debütfilm, dem Cop-Thriller "Narc" (2002) auf sich aufmerksam machte, bekam mit der Verfilmung des "A-Teams" endlich seine Chance einen millionenschweren Hollywoodstreifen zu inszenieren nachdem sein "Mission: Impossible 3"-Engagement ein unfreundliches Ende fand und damals TV-Guru JJ. Abrahams (Serie "Alias") übernahm.

Es ist natürlich schwer für Liam Neeson (als Mastermind Hannibal), Bradley Cooper (als Hochstapler Face), Sharlto Copley (als durchgeknallter Murdoch) und UFC-Halbschwergewichtler Quinton "Rampage" Jackson (als Kraftprotz B.A.) im Vergleich mit der Originalbesetzung der Serie in der Leinwandinterpretation erinnerungswürdige Akzente zu setzen. Nach Serienmief durfte es nicht reichen, eine bloße Kopie sollte es nicht sein und als modernes Actionkino muss der Film funktionieren. Einige Trademarks und Sprüche rettete man aber hinüber ("Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert" spricht Hannibal), Eigenarten bleiben bestehen und sorgen für den Wiedererkennungswert nicht nur in der optischen Wahrnehmung des Stylings der Figuren. Doch der moderne Actionfilm von heute sieht aus wie die "Bourne"- Trilogie, "Casino Royale" oder "The Tournament", die mehr auf handfeste Action setzen und einen höheren Realitätsanspruch bei der Inszenierung dieser Szenen haben.

Völlig daneben ist der Film nun aber auch nicht, geben die vier Helden doch den einen oder anderen Grund zum Schmunzeln, auch gerne durch patriotisches Kameradschaftsgedusel ("Ich würde mein Leben für die anderen geben", oder zum Bösewicht gewandt "Du Verräter"). Die Ergänzungsschauspieler wirken unauffällig und verfallen typischen Mustern (z.B. zuviel Gequatsche mit der Knarre in der Hand) bevor sie ihre zur Schau getragene Überheblichkeit wie ein Bumerang mit Kugelanhang trifft. Ein blasser Patrick Wilson (Watchmen, Hard Candy) gibt dabei den dubiosen CIA-Man Lynch, der glaubt Hannibals Gang kontrollieren zu können während sie die Drecksarbeit für ihn machen. TV-Serienstar Gerald McRaney (Simon & Simon, Ein Wink des Himmels, Jericho) hat einen fast unmerklichen Kurzauftritt als Vorgesetzter und Freund von Hannibal und Henry Czerny (Der rosarote Panther, 2006) gibt den eisenharten Bürokraten vom Verteidigungsministerium, der das A-Team wieder hinter Schloss und Riegel bringen will.

Wieder eine undankbare Rolle als schönes Püppchen spielt Jessica Biel, die seit ihrem Ausstieg aus der Hit-Serie "Eine himmlische Familie" vor sieben Jahre schon so einige Male bei der Kinorollenwahl danebengegriffen hat (s. die Flops Stealth, Next, Home of the Brave, The Illusionist). Ihren größten kommerziellen Erfolg feierte sie mit dem Ensemblefilm "Valentinstag". In "Das A-Team" hat sie als Ex-Freundin von Face und zum Lieutenant degradierter Colonel auch ein persönliches Interesse das A-Team dingfest zu machen und die Druckplatten zu sichern. Das sie als Actionlady durchaus Potential hat zeigte sie vor einigen Jahren in "Blade: Trinity". Davon ist hier aber nichts zu sehen, denn die Männer machen den Job, ballern um sich und lassen alle ihre Muskel spielen. Das ist immerhin nicht ganz so öde wie in "Predators" und auch manchmal lustig. Wer auf Cameos von der Ur-Besetzung der Serie hofft, der muss sich bis nach dem Abspann gedulden. Und Mr. T ist leider nicht dabei. Der war wohl zu beschäftigt mit der Promotion von "World of Warcraft".

Mancher amerikanische Kinobesucher hatte wohl auch besseres vor als eine Eintrittskarte für das Reboot von Hannibals Abenteuer zu erwerben. Ohne ausländische Boxoffice-Einnahmen wären drei Wochen nach Aufführungsdatum die Produktionskosten in Höhe von 110 Mio. US-Dollar noch nicht eingespielt worden.

Ein vermurkstes, gar nicht cooles Kinoabenteuer einer TV-Kultserie liefert uns da Regisseur Carnahan. Eine Actionkomödie, die den Charme der Serie nur in wenigen Momenten einfangen kann sich sonst aber in zu vielen und wenig überzeugenden Spezialeffekten suhlt. Das hat man schon zu oft gesehen und so hält sich der Unterhaltungswert des Films in engen Grenzen.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 03.08.2010

Das A-Team - Der Film

(The A-Team)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch, Spanisch. Länge: 121 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 11.06.2010 (USA) 12.08.2010 (D). Budget: 110 Mio. USD Einspiel: 76.2 Mio. USD (USA) 144.2 Mio. USD (weltweit) Regie: Joe Carnahan Buch: Joe Carnahan, Brian Bloom, Skip Woods. Vorlage TV-Serie: Frank Lupo, Stephen J. Cannell. Kamera: Mauro Fiore. Schnitt: Roger Barton, Jim May. Musik: Alan Silvestri. Darsteller: Liam Neeson, Bradley Cooper, Jessica Biel, Quinton 'Rampage' Jackson, Sharlto Copley, Patrick Wilson, Gerald McRaney, Henry Czerny, Brian Bloom, Yul Vazquez.
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