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2010
Bilder © 20th Century Fox
** Knight and Day
james mangold


June Havens (Cameron Diaz) stolpert im Flughafen-Terminal buchstäblich über den smarten Roy Miller (Tom Cruise). Es dauert aber nicht lange, da zeigt sich das wahre Gesicht dieser Zufallsbekanntschaft. Und ehe June lange nachdenken kann wird sie zur Fluchtpartnerin, der die Kugeln nur so um die Ohren fliegen.

Gewöhnlich schreibt Regisseur James Mangold die Geschichten seiner Filme selbst oder trägt zumindest zur Adaption für die große Leinwand bei. Dass er neben dem Regieführen auch dafür Talent hat konnte man in eindrucksvollen Werken wie "Copland" und "Walk the Line" sehen. Bei dem Thriller "Identität" (2003) und seinem letzten Film, dem Western "Todeszug nach Yuma" (2007), konnte er sich auf gutes Ausgangsmaterial anderer Autoren verlassen ohne selbst die Feder zur Korrektor in die Hand zu nehmen. Bei "Knight and Day" hätte man sich aber eine bessere Einschätzung Mangolds bzgl. des zu verfilmenden Stoffes gewünscht, denn was inhaltlichen Nähr - und Unterhaltungswert betrifft wird das hohe Niveau seiner früheren Werke bei weitem nicht erreicht.

Die Chance mit einem großen Star wie Tom Cruise (Operation Walküre) an einem 100-Millionen-Dollar-Projekt zu arbeiten war wohl zu verlockend. Da lässt man Bedenken wegen einer schwachen, sinnfreien Geschichte wohl erst gar nicht aufkommen und schwimmt lieber im Strom seichter Hollywood-Mainstream-Unterhaltung mit. Einer Versuchung, der zuletzt auch Kevin Smith und Mike Newell erlegen sind. Viele Actionszenen werden dem Zuschauer vor den Latz geknallt, es gibt Verfolgungsjagden mit dem Auto und Motorrad, es wird gerannt und viel geschossen und vor wilden Stieren muss man sich auch noch in acht nehmen. Wie in einem James-Bond-Film führt uns die Geschichte in verschiedene Länder, denn Cruises Figur ist ein US-Agent, der von der eigenen Regierung gejagt wird und die schöne Cameron Diaz (Beim Leben meiner Schwester) für seine Zwecke einspannt.

Viele (gefährliche) Szenen wurden leider zu offensichtlich vor einer Green-Screen abgefilmt und der Hintergrund später am Computer eingefügt. Das hätte man besser umsetzen müssen. Auch wenn der Film sich mit diesen spektakulären aber völlig unrealistischen Szenen selbst nicht ernst nimmt fühlt man sich als Zuschauer zunehmend gelangweilt. Selbst ein renommierter Regisseur wie Mangold spult diese Auftragsproduktion nach bewährtem Blockbustermuster ab ohne der Geschichte seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Eine bemerkenswert flache Inszenierung, die kaum besser ist als Mike Newells Versuch sich mit "Prince of Persia" erfolgreich im Actionfilmgenre zu bewähren. Beim Prinzen wollen sie das Rad der Zeit zurückdrehen, beim Ritter (Knight) hechten sie Richtung Zukunft. Alle sind sie hinter einer Wunderbatterie (Energiesorgen bye-bye!) und einem gerade der Pubertät entkommenen Genie (Paul Dano, Little Miss Sunshine) her.

Das Zusammenspiel von Cruise und Diaz hat schon seine Momente, lustige Momente. Anfangs vor allem ist das auch recht gefällig, wenn sie vom Adrenalin gepackt wird und zeitweise den forcierten Roadtrip mit dem listigen Fremden als Abenteuerurlaub begreift. Sterben will sie freilich nicht, doch als Top-Agent, wie Cruise ihn interpretiert, lauert der Tod immer hinter der nächsten Ecke. Der Spanier Jordi Mollà spielt wieder wie in "Bad Boys II" den Knallchargenbösewicht. Das Ganze Geplänkel soll natürlich nicht ernst genommen werden steht in jeder Gesichtsfalte des mittlerweile 47-jährigen Tom Cruise geschrieben, denn diesmal will er mit Spaß und Ironie seinen Status als Kassenmagnet zurückgewinnen. Dieser Titel geriet 2006 kräftig ins Wanken als er mit "Mission:Impossible III" unter den Erwartungen seines Produktionsstudios Paramount blieb (schlechtestes Einspielergebnis der Reihe) und er vor allem durch merkwürdige Auftritte in der Öffentlichkeit (z.B. bei Oprah!) nur für Kopfschütteln sorgte.

Filmstudio 20thCentury Fox glaubte dennoch an die Qualitäten von Cruise und beteiligte sich finanziell an der Produktion von "Knight and Day". Die Zuschauer in Amerika konnten dieser Actionkomödie aber nur wenig abgewinnen (enttäuschende 20 Mio. USD am Startwochenende). Nach zwei Wochen waren die Kosten des Films noch nicht wieder eingespielt. Vielleicht kann sich Cruise ja nächstes Jahr mit dem vierten Teil der Mission:Impossible-Reihe rehabilitieren. Dann aber wieder ernst. Versprochen.

Eine belanglose Story routiniert inszeniert. Selbst wenn man seine Erwartungen gehörig herunterschraubt kommt man nicht umhin festzustellen, dass man wie so oft bei sogenannten Popcornmovies überraschungsarm abgefertigt wird. Das kann auch eine charmante Cameron Diaz nicht so einfach weglächeln. Und die Actionszenen sehen bei Doug Liman, Paul Greengrass oder Michael Bay einfach besser aus.



Text © Markus Klingbeil
VÖ: 12.07.2010

Knight & Day

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 109 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 23.06.2010 (USA) 22.07.2010 (D). Budget: 117 Mio. USD Einspiel: 61.8 Mio. USD (USA) 100.3 Mio USD (weltweit) Regie: James Mangold. Buch: Patrick O'Neill. Kamera: Phedon Papamichael. Schnitt: Quincy Z. Gunderson, Michael McCusker. Musik: John Powell. Darsteller: Tom Cruise, Cameron Diaz, Peter Sarsgaard, Jordi Mollà, Viola Davis, Paul Dano, Falk Hentschel, Maggie Grace.

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