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10. INTERNATIONALES FILMFEST OLDENBURG

Das Festival feiert einen runden Geburtstag - vor 10 Jahren aus der Taufe gehoben schlägt sich das Norddeutsche Festival wacker im Filmfestgetümmel - und sowohl bekannte deutsche Schauspieler wie Meret Becker und Marek Harloff als auch internationale Grössen wie Ken Clark und Phillipe de Broca finden den Weg nach Oldenburg. Mit KEN PARK, IRREVERSIBLE, THE MOTHER und APRIMI IL CUORE sind zudem vier Filme am Start, die sich intensiv mit den Themen Gewalt, Liebe und Sexualität auf unterschiedlichste Weise auseinandersetzen. Und kleine Filmperlen wie die Regiedebüts RUB & TUG oder THE YOUNG UNKNOWNS beweisen wieder, dass man auch mit wenig Geld gute Geschichten überzeugend umsetzen kann.

Mittwoch: Eröffnung
Das übliche Prozedere: roter Teppich ausgerollt vor dem Eingang des Wallkinos, eine Meute Journalisten, Kamerateams, Bodyguards und Festivalhelfer nebst Festivalchef Neumann selbst. Alle warten auf vier schwarze Limousinen aus denen dann die Gäste steigen werden. Zum Eröffnungsfilm PIPERMINT kommen die Darsteller Marek Harloff, Meret Becker und Luisa-Soi Kaiser nebst der Regisseurin Nicole-Nadine Deppé.

Donnerstag: CineK
Das CineK gibt es seit letztem Jahr - kleiner Kinosaal mit engbestuhlten Reihen worin 55 Zuschauer Platz finden. Und wer rein will und frecherweise auch noch mit Dauerkarte der muss sich fix auf eine Liste setzen lassen, damit man nicht vor verschlossener Türe stehen muss. Also Filmpass vorzeigen und rein - heute gleich 2mal: Für ROAD TO LADAKH (01), einem schön bebilderten aber ansonsten recht langweiligen Film aus Indien sowie dem fiktiven Zeitdokument NOTHING SO STRANGE (02) um das Attentat auf Microsoft-Chef Bill Gates. Anschliessend sehe ich den späteren Gewinner des Publikumspreises - NORTHFORK (03). Ein Highlight des diesjährigen Festivalprogramms.

Freitag: Liebe und Splatter oder Pannen am laufenden Band
Zum Start des Nachmittags läuft DIE MUTTER (04) vom Regisseur von NOTTING HILL. Ein ungewöhnliches Drama um eine Liebe zwischen Alt und Jung. Ab 09.10.03 in bundesdeutschen Kinosälen. PS: 40 Minuten Wartezeit wegen Defekt am Projektor. In der Kulturetage, dem Ort mit den unbequemsten Sitzen läuft anschließend der trickreiche Streifen TOUGH LUCK (05) in dem jeder dem großen Geld nach jagt. PS: Projektorpanne mitten im Film. Bei der Sexkomödie HEY DJ (06) ist Regisseur und Hauptakteur Jon Jacobs wieder Gast. Schon 1998 war er mit LUCINDA'S SPELL und mit einigen Darstellern in Oldenburg. Diesmal hat er zwei am Projekt beteiligte DJs sowie zwei Darstellerinnen mitgebracht.

Die schlechte Beamer-Präsentation (man hat uns einen "fast" komplett fertigen Film gezeigt) war zwar für alle ärgerlich, die Diskussion mit Cast & Crew dafür aber sehr locker. PS: Keiner weiß wie man den DVD-Player bedient. Weil sich mal wieder alle Filme zeitlich verschoben haben bleibt mir keine Wahl als gleich im Kino zu bleiben und den Splatterstreifen GARDEN OF LOVE (07) vom deutschen Horrormeister Olaf Ittenbach zu begutachten ... eine pannenbehaftete Beamer-Präsentation eines vergessenswerten Films, der eine maue Story mit passablen Effekten zukleistert. Den Produzenten dieses Low-Budget-Streifen hat's aber eigenen Aussagen zufolge Spaß gemacht. PS: Erste DVD ist defekt, außerdem weiß man immer noch nicht wie man einen DVD-Player bedient.

Samstag: Wodka, Sex und Kontroversen
Der Tag wird interessant das ist schon gleich beim ersten Blick auf das Programm klar. Fünf Filme heute, beginnend mit dem russischen Beitrag TRIO (08) um eben drei Undercover-Cops, die trinkfreudig LKW-Überfälle untersuchen. PS: Der Projektor macht anfangs mal wieder Probleme. Eigentlich nicht geplant aber dank Programmausfall vom indischen Beitrag BOOM auf den Tagesplan gerutscht ist der sehenswerte Film THE YOUNG UNKNOWNS (09) der Deutsch-Amerikanerin Catherine Jelinski (als Gast dabei) um einen jungen Burschen, der in eine Lebenskrise rutscht. Zurück zum Beamer-Desaster: Auch BRIAR PATCH (10) wird via Beamer gescreent. Als der Film plötzlich abbricht kommt eine Helferin herein und verkündet: "Wir müssen kurz die Kassette wechseln". Besten Dank auch.

Schlechter Film mit schlechter Bild-und Tonqualität. Es kann nur besser werden! Und die nächsten Filme fasst man am besten unter ‚kontrovers' und ‚skandalverdächtig' zusammen. Larry Clark, dem die diesjährige Tribut-Reihe gewidmet war führte kurz in sein neuestes Werk KEN PARK (11) ein und ward nicht mehr gesehen. Das Kino war brechend voll und eine anschließende Diskussion wäre sehr angebracht gewesen. IRREVERSIBLE (12) lief letztes Jahr in Cannes und auf dem Fantasy Filmfest. Taufrisch ist der Film also nicht mehr hat aber nichts von seiner Bedeutung verloren. Mittlerweile läuft der Film auch bei uns regulär in (ausgewählten) Kinos. Kontrovers diskutiert werden die beiden Filme wegen ihrer graphischen Darstellung von Gewalt und Sexualität.

Sonntag: Kinobrunch, Masseursalon und biblische Freuden
Traditionell wird der letzte Tag des Festivals um 12h00 mit dem Kinobrunch begonnen. Einige Kurzfilme wurden bereits während des Festivalprogramms eingestreut, die wirklich Guten habe ich diesmal nur beim Kinobrunch gesehen. Am Start waren die Bush-Verarsche , BAGDAD BLUES, verpackt als Musicvideo mit Peter Lohmeyer sowie die Clowns-Groteske CRY FOR BOBO aus Schottland. Außerdem lief der lyncheske INSIDE OUT von Oliver Knott (war vor einigen Jahren mit seinem Langfilm FREE SPIRITS beim Festival), der kuriose Anti-Diäten-Wahn-Streifen THE BREADBASKET und zusätzlich ein frisch aus dem Kopierwerk eingetroffenes Filmchen von Festival-Dauergast Martin Walz.

RUB & TUG (13) führt uns hinter die Kulissen eines kanadischen Massagesalons und weiht uns humorvoll in die Tricks der Damen ein, wie man sich Extra-Geld verdient. Trashig, aber unterhaltsam. So könnte man Curtis Hannums Versuch umschreiben ausgewählte Kapitel aus dem Alten Testament filmisch umzusetzen. Sex und Gewalt in biblischen Dimensionen auf Digitalvideo gebannt und mit bekannten Musikhits untermalt: THE REAL OLD TESTAMENT (14). Hannum selbst war überwältigt von der Publikumsresonanz und erkor dieses Screening gleich zum besten was er bisher erlebt hat. Na also, Oldenburg. Geht doch!

Zum Lachen war einem dann im italienischen Beitrag APRIMI IL CUORE (OPEN YOUR HEART) (15) weniger zumute. Die junge Regisseurin und gleichzeitig Hauptdarstellerin des Films beeindruckt dabei mit ihrer Darstellung eines liebebedürftigen Teenagers, die sich mit den Freiern ihrer als Prostituierten arbeitenden Schwester einlässt. Zum Abschluss eines Festivals wünscht man sich noch einmal einen guten Film. Diesmal war's allerdings nix. LOST THINGS (16) aus Australien besticht durch schöne Bilder aber recht langweilige Handlung ohne überzeugenden Spannungsbogen. Gute Neuigkeit zum Schluss dann doch: NORTHFORK von den Polish Brüdern hat dem Oldenburger Publikum am besten gefallen. Matt Polish, der dritte im Bunde nimmt den Preis (ein digitales Schnittgerät) bei der Closing Night vor dem Screening des Hauptfilms - Cronenbergs SPIDER - entgegen.

Final Thoughts
Dies war also das 10.Jahr des Filmfestes Oldenburg - nur von Festivalstimmung hat man während des Betriebes nicht viel gemerkt. Im Vorfeld liefen einige Aktivitäten, z.B. wurden frühere Festivalbeiträge noch einmal gescreent, z.B. THE INVISIBLES aber die Jubelstimmung hat sich nicht über die Woche hindurch transportieren lassen. Da schon eher business as usual. Schade, denn irgendwas - Specials, Aktionen u.ä. - hätte man doch auch während der 5 Tage Festivalbetrieb erwartet. Was auf der Negativliste zu vermerken ist, ist die Tatsache, dass die Anzahl der Präsentation von Filmbeiträgen mittels Beamer erschreckend in die Höhe geschnellt ist.

Bei 16 gesehenen Filmen bin ich gleich 5 mal unvorbereitet in die Beamer-Falle getappt: NOTHING SO STRANGE, HEY DJ, GARDEN OF LOVE, BRIAR PATCH und THE REAL OLD TESTAMENT . Und wie ich hörte gab's da noch ein paar andere (z.B. THE BIKINI BANDITS EXPERIENCE). Schade zudem, dass im Wall-Kino - das Beste Kino der Stadt! - neben der Eröffnungsveranstaltung und der Closing Night keine weiteren Festivalfilme mehr gezeigt wurden. Stattdessen wurden die Filme ins kleine Kulturetagen-eigene CineK verfrachtet und mehr Filme ins Bankenkino OLB (aka "das Beamerparadies") geschoben. Im OLB Kino liefen diesmal ausschließlich deutsche (TV?)-Produktionen, z.T. durch die Nordmedia (Sponsor) finanziert.

Auch das Anmoderieren der Gäste war praktisch nicht vorhanden. So kamen Gespräche mit dem Publikum teilweise nur schleppend in Gang. Was die Filmqualität angeht so gab es auch dieses Jahr wieder einige gute bis sehr gute Filme aber natürlich auch Enttäuschungen:

Highlights:
-Northfork -Irréversible -Aprimi il Cuore -Ken Park -Rub & Tug -The Young Unknowns -Tough Luck

Flops:
-Road to Ladakh -Garden of Love -Briar Patch -Lost Things

Statistik:
Internationale Reihe: 16 Filme
Independent Reihe: 10 Filme
Tribute to Larry Clark: 04 Filme
Retrospektive Phillip de Broca: 07 Filme
Midnite Xpress : 07 Filme
Macht summa summarum 44 Langfilme plus einige Kurzfilme.

Markus Klingbeil. 28.09.03.
 
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