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2011
Bilder © Senator/Central
**** Robot & Frank
jake schreier


In nicht allzu ferner Zukunft sind Roboter bewährte Hilfskräfte der Menschen. Einen davon drückt Hunter seinem Dad Frank aufs Auge. Der will den neuen Mitbewohner schnell wieder los werden doch dann erkennt er in ihm einen nützlichen Komplizen.

Die Unabhängigkeit ist für viele ein unschätzbar wertvoller Zustand. Und auch im Alter fällt es nicht leicht eigene Beschränkungen zu akzeptieren und mit der Inanspruchnahme von Hilfe dies auch nach außen hin sichtbar zuzugeben. Der alleine in seinem Haus etwas außerhalb der Stadt lebende Frank (Frank Langella, Unknown Identity) steht nun vor der Wahl sein Leben künftig im Seniorenheim zu gestalten oder einen Roboter-Butler bei sich aufzunehmen, der ihm den Haushalt macht, Essen zubereitet und darauf achtet, dass nichts passiert. Sohn Hunter (James Marsden, Die Hochzeit unserer dicksten Freundin), voll berufstätig und selbst Familienvater, kann nämlich nicht jedes Wochenende mehrere Stunden hin- und zurückfahren um nach dem immer vergesslicher werdenden Vater zu sehen. Franks Tochter (gespielt von Liv Tyler, Armageddon), Reisejournalistin, kümmert sich gar nicht um den Vater, sondern grüßt nur ab und zu aus der Ferne via Videobotschaft.

Die Anpassungsschwierigkeiten Franks, ein analoger Haudegen, der lieber noch echte Bücherseiten umblättert und mit der digitalen Umrüstung nichts anfangen kann, sind natürlich urkomisch anzusehen. Nur ein auf freundlich-rational programmierter Roboter (im Original mit der weichen, beruhigenden Stimme von Peter Sarsgaard, Green Lantern) kann die Schale des grummeligen, abweisenden Alten knacken und ihn von einer Beschäftigungstherapie überzeugen. Doch statt Blumenpflanzen will Frank lieber zurück zu seinen Wurzeln. Früher war er mal Juwelendieb und ist deswegen öfters im Knast gesessen was Auswirkungen auf das Verhältnis zu seinen Kindern und seiner Ex-Frau hatte. Wie mitreißend und begeisternd Planung und Ausführung eines kleinen Raubzugs mit einem Roboter sein kann zeigt uns das Spielfilmdebüt von Jake Schreiber, der sich bereits durch seine Clips einen Namen in der Werbe- und Musikbranche gemacht hat. Neuland betritt auch Drehbuchautor Christopher D. Ford. „Robot & Frank“ ist die erste Umsetzung einer seiner Geschichten in Spielfilmlänge. Für Produzent Eli Roth hat er kürzlich eine Horrorstory geschrieben, die Jon Watts jetzt verfilmt.

Eine gute Inszenierung, basierend auf einem originellen Drehbuch sind schon mal zwei wichtige Komponenten für einen guten Film, doch das Herz, der Antriebsmotor ist das Schauspielkollektiv. Schreier hätte für die Hauptrolle keinen besseren engagieren können als Frank Langella. Wer den mittlerweile 74-jährigen Amerikaner im Zusammenspiel mit der künstlichen Intelligenz sieht, der schmunzelt, der leidet, der fiebert mit bei dem starken, emotionalen, ungekünstelten Streben nach einem würdevollen Lebensende. Dass Langella ein toller Charakterdarsteller ist sollte man spätestens nach seinem großartigen osarnominierten Auftritt als ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon in dem Film „Frost/Nixon“ (2009) erkannt haben. James Marsden, Liv Tyler und Jeremy Sisto – er spielt den Sheriff, der Frank noch mal auf die Pelle rückt – machen ihre Sache als Ergänzungsfiguren recht ordentlich. Rührend die Beziehung zwischen Susan Sarandon (Jeff, der noch zu Hause lebt, Wall Street: Geld schläft nicht) als Bibliothekarin und ihrem Stammkunden Frank Langella.

Ein schöner, ruhiger Film über einen Mann, der im Ruhestand wieder neue Lebensgeister entdeckt. Klasse One-Man-Show von Frank Langella.


Text © Markus Klingbeil
05.09.2012

Robot & Frank

USA 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 89 min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 20.01.2012 (Sundance Filmfestival) 25.10.2012 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Jake Schreier. Drehbuch: Christopher D. Ford. Kamera: Matthew J. Lloyd. Schnitt: Jacob Craycroft. Musik: Francis and the Lights. Darsteller: Frank Langella, James Marsden, Liv Tyler, Susan Sarandon, Peter Sarsgaard (Stimme des Roboters), Jeremy Strong, Jeremy Sisto.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih