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2011
Bilder © Studiocanal
**** Die Hochzeit unserer dicksten Freundin
leslye headland


Drei Freundinnen werden zur Hochzeit einer Schulkameradin in New York eingeladen und sorgen durch ihr unbedachtes Verhalten für ungehemmtes Chaos.

Letztes Jahr lief der Überraschungserfolg „Brautalarm“ in den Kinos, der insbesondere in Amerika für volle Kinosäle und noch besser gefüllte Kassen des verantwortlichen Produktionsstudios sorgte. Selbst renommierte Kritiker wie Roger Ebert waren begeistert von der überlangen mit geschmacklosen Gags gespickten Geschichte um Frauen, die sich bei Hochzeitsvorbereitungen daneben benehmen. Auf den ersten Blick glaubt man mit Leslye Headlands jetzt in den Kinos gezeigter Komödie „Bachelorette“ (so der kürzere Originaltitel, übersetzt: die Junggesellin), ihrem Spielfilmdebüt, die Fortsetzung vor sich zu haben mit der die Macher versuchen sich vom Erfolg der Judd-Apatow-Produktion eine Scheibe abzuschneiden. Wieder geht es um Komplikationen bei einer Hochzeit und einen Entwicklungsprozess den die Protagonistinnen in kürzester Zeit durchlaufen müssen. In den Hauptrollen sehen wir Kirsten Dunst, einst Vampirmädchen und Spider-Mans Freundin und zuletzt sehr überzeugend in Lars Von Triers Sci-fi-Drama „Melancholia“ zu sehen gewesen, Isla Fisher (Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin), Lizzy Caplan (Cloverfield) und Rebel Wilson (Brautalarm).

Wilson spielt Becky, eine korpulente junge Frau, die als erste des Frauenquartetts nun vor den Traualter tritt, mit einem Mann (gespielt von Hayes MacArthur), der mit seinem Athletenkörper rein optisch gar nicht zu ihr passt. Das ist insbesondere für Reagan (Dunst), die Becky für ihre beste Freundin hält, schwer zu verkraften, hat sie doch alles dafür getan (nebst regelmäßig den Finger nach Mahlzeiten tief in den Mund zu stecken) um als Frau in Beruf und Privatleben erfolgreich zu sein. Doch mag sie noch so perfekt sein - auch in der Organisation der Hochzeit von Becky - muss sie doch unter der Inkompetenz anderer und den schlechten Manieren insbesondere ihrer beiden Highschool-Freundinnen Katie (Fisher) und Gena (Caplan) leiden, die im wirklichen Leben noch nicht angekommen sind und mit Alkohol und Drogen ihre Wochenenden zu gedächtnisvernebelten Partyevents machen. So führen dann auch verbale Entgleisungen und wenig damenhaftes Verhalten am Vorabend der Hochzeit dazu, dass die Braut verstimmt ist - wer erfährt schon gerne, dass man jahrelang von allen „Pigface“ genannt wurde. Also feiern Reagan, Katie und Gena alleine weiter und treiben ihre von Rauschmitteln induzierte Späße so weit, bis das massangefertigte Hochzeitskleid ruiniert ist. Der Schock ist groß und nur wenige Stunden bleiben um das Missgeschick wieder zu beheben.

Männer kommen im Film natürlich auch vor, denn ohne Männer können die drei Junggesellinnen die Nacht nicht durchstehen. James Marsden (X-Man-Trilogie), Adam Scott (TVs Parks & Recreation, Our Idiot Brother) und Kyle Bornheimer (Zu scharf, um wahr zu sein) müssen zur Problemlösung beitragen, an einer Vergangenheitsbewältigung mitwirken oder auch nur für einen Quickie auf dem Klo zur Verfügung stehen um Hochzeitsstress abzubauen. Das alles geschieht in einem flotten Erzähltempo und dabei wird mit Kraftausdrücken nicht gespart. Während Stallone und seine Söldnerkollegen für „The Expendables 2“ Kreide gefressen haben und ihnen nicht einfällt ihren Taten mit F-Bomben Nachdruck zu verleihen scheinen die Damen dieses Films hier das Memo von Chuck Norris nicht bekommen zu haben. Einer ungeschönten Sprache und Verbalerotik, die uns spätestens seit „Sex & the City“ immer wieder begegnet folgen aber dankenswerterweise keine allzu visuellen Tiefschläge, die einem die Schamesröte in die Kopf steigen lassen müsste. Reagan und Co. mögen auf Anhieb keine sympathischen Figuren sein, weil ihre Art und Weise wie sie ihr Leben führen keinen Vorbildcharakter hat, aber sie sind auf keinen Fall langweilig und nicht immun gegen Veränderungen. Insbesondere Lizzy Caplan überzeugt in ihrer Rolle als koksende Quasselstrippe, die unter der schneebedeckten Oberfläche einen tief verletzten Kern verbirgt. Regisseurin Headland hat die Ursprungsgeschichte zum Film übrigens schon 2008 geschrieben und als Theaterstück aufgeführt. Da war an eine Verfilmung als Komödie noch nicht zu denken.

Eine halbe Stunde kürzer und weitaus witziger als „Brautalarm“ zeigt dieser Film, dass Frauen beim Hochzeitsgeplänkel nicht auf den Mund gefallen sind und selbst Mann dabei unterhalten werden kann.


Text © Markus Klingbeil
26.08.2012

Die Hochzeit unserer dicksten Freundin
(Bachelorette)

USA 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 91 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 07.09.2012 (USA) 25.10.2012 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Leslye Headland. Screenplay: Leslye Headland. Kamera: Doug Emmett. Schnitt: Jeffrey Wolf. Musik: n/a. Besetzung: Lizzy Caplan, Kirsten Dunst, Isla Fisher, Rebel Wilson, James Marsden, Adam Scott, Hayes MacArthur, Ella Rae Peck, Andrew Rannells, Kyle Bornheimer, Arden Myrin.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih