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2011
Bilder © Kinowelt
** Unknown Identity
jaume collet-serra


Ein Verkehrsunfall führt dazu, dass einem Amerikaner in der Spree kurzzeitig das Herz stehen bleibt. Vier Tage später erwacht er im Krankenhaus aus dem Koma, versucht sich verzweifelt an sein Leben zu erinnern und andere von seiner Identität zu überzeugen.

Er behauptet sein Name wäre Martin Harris, Dr. Martin Harris. Dummerweise hat er seine Papiere verloren, mit Gedächtnislücken zu kämpfen, sein langjähriger Freund ist telefonisch nicht zu erreichen und auf der Internetseite seiner Uni prangt das Bild eines anderen Mannes über seinem Namen. Es ist der 57-jährige Liam Neeson, der in diesem Eurothriller in die Rolle des Wissenschaftlers schlüpft dessen Berlinreise zum Alptraum wird. Ja, der Regierungssitz Berlin ist Schauplatz dieser mysteriösen Geschichte, die leider nicht das einhält was das Ausgangsszenario verspricht. Als harten Einzelkämpfer hatte man den großgewachsenen Iren vor zwei Jahren in dem Überraschungsactioner "96 Hours" mit der Kanone in Paris rumfuchteln sehen - auf der Suche nach seiner gekidnappten Tochter. Nun ist Neeson in einer anderen Metropole unterwegs doch seine Odyssee gestaltet sich als äußerst schleppende Angelegenheit.

Viel Zeit nimmt sich der spanische Regisseur Collet-Serra (Orphan - Das Waisenkind) um das Seelenleben des Unglücksraben zu beleuchten, schickt ihn von einer (dreckigen) Ecke der Stadt in die andere. Dass selbst seine Ehefrau (Mad-Men-Schönheit January Jones) behauptet ihn nicht zu kennen macht die Identitätsfindung für Harris natürlich nicht einfacher und als noch der seiner Meinung nach falsche Dr. Harris (Aidan Quinn, Legenden der Leidenschaft) die Arme um seine Elizabeth legt hofft man als Zuschauer kurzeitig auf einen raffinierten Handlungsverlauf à la Hitchcock oder Polanski. Leider wird da nichts draus, denn ja länger der Film dauert - und mit knapp zwei Stunden Laufzeit wird gehörig am dünnen Geduldsfaden gezogen - umso mehr verflacht die Story, verkommt die Geschichte zur 08/15-Thrillerabhandlung, die unfreiwillig komische Situationen durch die Einführung so mancher Nebenfigur bringt.

Als deutsche Co-Produktion und mit der Beteiligung vom Studio Babelsberg lässt es sich nicht vermeiden mit heimischer TV- und Filmprominenz konfrontiert zu werden. Diane Krüger stammt zwar aus Niedersachsen ist in Deutschland aber in der Filmbranche nie aktiv gewesen sondern hat ihre Erfahrungen bei zahlreichen Auftritten in Hollywoodstreifen (Vermächtnis der Tempelritter, Inglourious Basterds) und Projekten in ihrer Wahlheimat Frankreich gesammelt. Als sich illegal im Land aufhaltende bosnische Taxifahrerin fährt sie hier ihren Wagen mitsamt Passagier Harris erst in den Hauptstadtfluss und taucht dann erst wieder in der zweiten Spielfilmhälfte auf um mit Liam Neeson vor Auftragskillern zu flüchten. Einer davon ist Stipe Erceg, bekannt aus "Die fetten Jahre sind vorbei" und "Der Baader Meinhof Komplex", dem kaum ein Wort über die Lippen kommt, der stattdessen aber schiesst und prügelt.

Noch weniger zu tun hat Sebastian Koch (Das Leben der Anderen, Black Book) als Biotechnologieprofessor und mit Faible für Getreidesorten. Bei dem dominanten Auftritt eines omnipräsenten Neeson hat Koch wie die meisten anderen Darsteller keine Gelegenheit Akzente zu setzen. Am ehesten bleibt daher noch Bruno Ganz (Der Untergang, Giulias Verschwinden) in schwacher Erinnerung was seiner Rolle als stolzer (!) Ex-Stasi-Offizier geschuldet ist, der als Privatschnüffler bemüht ist die Identität von Neesons Figur zu beweisen, dabei gerne auf seine alten Kontakte zurückgreift. Wie sehr er dabei in der "guten alten Zeit" schwelgt und auch seine Begegnung mit einem alten Gegner zelebriert hat schon unangebracht lächerliche Züge.

Statt logikfreie Spannung im Stile von "96 Hours" bietet diese arg bemühte Hommage an alte Thrillermeister zwar ebenso Hauptdarsteller Liam Neeson (auf Autopilot) aber sonst mehr Langeweile als man in zwei Stunden vertragen kann. Da retten auch eine Autoverfolgungsjagd durch Berlin und ein paar 08/15-Actioneinlagen nichts mehr. Dass der Film auf der Belinale 2011 lief kann dann auch nur mit dem Lokalkolorit begründet werden.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 09.03.2011

Unknown Identiy

(Unknown)

UK/GER/FRA/CAN/JP 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch, deutsch. Länge: 113 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 18.02.2011 (USA) 03.03.2011 (D). Budget: 30 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Jaume Collet-Serra. Romanvorlage: Didier Van Cauwelaert. Screenplay: Oliver Butcher, Stephen Cornwell. Kamera: Flavio Martínez Labiano . Schnitt: Timothy Alverson. Musik: John Ottman, Alexander Rudd. Darsteller: mit Liam Neeson, Diane Krüger, Aidan Quinn, Bruno Ganz, January Jones, Frank Langella, Sebastian Koch, Olivier Schneider, Stipe Erceg, Rainer Bock, Mido Hamada, Clint Dyer, Karl Markovics, Eva Löbau.
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