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2014

Bilder © Universum Film
** The November Man
roger donaldson


Ein Ex-CIA-Agent wird für einen inoffiziellen, sehr persönlichen Auftrag aus dem Ruhestand geholt, stößt dabei auf ein politisches Komplott und wird selbst zum Abschuss freigegeben.

Viermal durfte er 007, den berühmtesten Agenten der Filmgeschichte, spielen. Nach „Stirb an einem anderen Tag“ war 2002 dann Schluss. Nicht weil Brosnan das so wollte, sondern weil die Produzenten ihn nicht mehr wollten. Der 15 Jahre jüngere Daniel Craig übernahm dann in „Casino Royale“ (2006) die Rolle als James Bond. Die großen Boxofficeerfolge blieben für Brosnan seitdem aus (vernachlässigen wir mal das Musical „Mamma Mia!“ das auch ohne seinen Gesangsbeitrag in einer Nebenrolle zum Hit geworden wäre). Als Actionstars mischen mittlerweile oder immer noch die Altersgenossen Bruce Willis, Sylvester Stallone und Liam Neeson bei den Kassenknüllern mit. Nach mehreren kleinen Projekten wie „A Long Way Down“ versucht es Brosnan jetzt also wieder als Geheimagent. Der Titelheld heißt Peter Devereaux und stammt aus der langlebigen Romanreihe des mittlerweile verstorbenen Autors Bill Granger. 13 Bücher gibt es, geschrieben zwischen 1979 und 1993. Die Rechte an den „November Man“-Büchern hatte sich Brosnan zusammen mit seiner Produktionspartnerin schon 2008 gesichert. Dem Film zugrunde liegt Buch Nr.7, „There are no Spies“ von 1986. Den Kalten Krieg gibt es nicht mehr also lassen die Drehbuchautoren ihren Titelhelden über die Entstehung des Zweiten Tschetschenienkrieges forschen was dem künftigen russischen Präsidenten und manchen Herren in der CIA gar nicht gefällt. Und dummerweise gibt es auch eine Zivilistin, die zuviel weiß.

Was der Zuschauer schnell mitbekommt ist, dass wir es hier mit einer Produktion zu tun haben, die weitaus weniger Geld zur Verfügung hatte als die großen Actionfilme Hollywoods. Regisseur Roger Donaldson (Bank Job), der schon mit Brosnan 1997 den kommerziellen Flop „Dante's Peak“ drehte, bekommt als Drehort statt Berlin das kostengünstigere Belgrad zugewiesen und inszeniert dort ein wenig spannendes Duell zwischen Devereaux (Brosnan) und seinem einstigen Schützling Mason (Luke Bracey, Plötzlich Star). Es wird geschossen, geprügelt, gerannt. Man liefert sich Autoverfolgungsjagden durch die Stadt und versucht damit gleichzeitig die vielen anderen Schwächen des Films zu kaschieren. Sind die visuellen Effekte eher zweitklassig enttäuscht doch noch mehr was die Darsteller hier für eine wenig überzeugende Leistung abliefern. Newcomer Bracey in seiner ersten großen Rolle hat keine Ausstrahlung, sein Spiel keine Konturen. Man fragt sich warum ausgerechnet er die Hauptrolle in dem Remake von „Gefährliche Brandung“ bekommen hat. Brosnan ist bemüht eine düsterere Seite zu zeigen und mit seinem Spion eine härtere Gangart einzuschlagen (einer unschuldigen Frau schlitzt er absichtlich die Oberschenkelschlagader auf, weil es ihm die Flucht ermöglicht), wirkt aber zu verkrampft. Und wer glaubt, dass Olga Kurylenko, die seit ihrem Auftritt in „Ein Quantum Trost“ (2008) zum Kreis der Bondgirls zählt, Gelegenheit hat sich als Kampfamazone zu profilieren wird ebenso enttäuscht. Sie spielt eine Frau mit trauriger Vergangenheit, die in einem Flüchtlingszentrum arbeitet und von Brosnan beschützen werden muss, d.h. in erste Linie seinen Anweisungen zu folgen hat.

In den USA wollte man vor dem Kinostart positive Stimmung verbreiten indem man schon eine Fortsetzung ankündigte. Eingespielt hat der Film bis heute gerade mal 32.5 Mio. US-Dollar weltweit. In vielen Ländern - so auch in Deutschland - bekam „The November Man“ nicht mal einen regulären Kinostart was wiederum das mangelnde Vertrauen in die Zugkraft von Brosnan als ergrauten Actionstar zeigt. Und die Agentenfigur Devereaux ist eben bei weitem auch nicht so zugänglich wie Bond, Bourne oder Ethan Hunt aus den Mission: Impossible-Filmen. Den (unerwarteten) Erfolg von Liam Neeson im Actionfach mit der lukrativen Taken-Trilogie und diversen anderen Genrefilmen zu reproduzieren würden Pierce Brosnan, Kevin Costner (3 Days to Kill) oder Sean Penn (The Gunman) sicher gerne. Dazu müssen sie aber das Publikum überzeugen. Und „The November Man“ überzeugt leider nicht. Für 2015 sind in den USA mit „Survivor“ (Regie: James McTeigue) und „No Escape“ (Regie: John Erick Dowdle) zwei weitere Thriller-Veröffentlichung mit dem mittlerweile 61-jährigen Brosnan angekündigt. Auf einen Kinostart in Deutschland sollte man nicht wetten.

DVD (Universum, Code 2, 104 min)

Der Film als deutsche DVD-Veröffentlichung von Universum Film.

Bild: 2.40:1 (16x9); gut
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte (optional zuschaltbar).
Ton: DD 5.1 Deutsch; gut (zusätzlich: DD 5.1 Englisch)
Extras: In drei Featurettes gibt es Hintergrundinfos und Interviews mit Regisseur, Darsteller, Produzenten
-Pierce Brosnan ist zurück! (6:23min; OmU)
-Schauplatz Belgrad (5:41min; OmU)
-Making of (10:24min;OmU)
-Trailer 1, 2
-Trailershow (sechs weitere Filmankündigungen).

Pierce Brosnan scheitert daran eine neue Agentenfigur zu prägen, die wir so interessant finden, dass wir sie unbedingt wiedersehen müssen. Eine 08/15-Story mit wenig Spannung und letztlich kaum erinnerungswürdigen Actionszenen machen den Film daher nicht zum prickelnden Zeitvertreib.

Text © Markus Klingbeil
12.04.2015

The November Man

USA/UK 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 104 Min (PAL) Bildverhältnis: 2.40:1 Kinostart: 27.08.2014 (US). Budget: 15-30 Mio. USD Regie: Roger Donaldson. Drehbuch: Michael Finch, Karl Gajdusek. Romanvorlage:Bill Granger ("There Are No Spies") Kamera: Romain Lacourbas. Schnitt: John Gilbert. Musik: Marco Beltrami. Darsteller: Pierce Brosnan, Luke Bracey, Olga Kurylenko, Bill Smitrovich, Amila Terzimehic, Lazar Ristovski, Mediha Musliovic, Eliza Taylor, Caterina Scorsone, Akie Kotabe, Will Patton.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih