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2009
Bilder © Warner Bros.
*** Beim Leben meiner Schwester
nick cassavetes


Die 11jährige Anna Fitzgerald (Abigail Breslin) hat eine schwerkranke ältere Schwester. Sie verstehen sich gut miteinander. Doch es kommt der Tag an dem Anna es satt hat ihren Körper für medizinische Tests nach dem Willen von Vater und vor allem der Mutter zur Verfügung zu stellen. Jetzt erwartet man sogar von ihr, dass sie der Schwester eine Niere spendet. Also nimmt sie sich einen Anwalt und verklagt ihre Eltern.

Man stelle sich vor, dass die eigene Existenz vom Leben eines anderen abhängt oder dass der Grund warum man in dieser Welt atmet nur der ist, weil man die unfreiwillige Aufgabe hat einen anderen Menschen am Leben zu erhalten. In beiden Fällen keine schönen Aussichten ist doch das selbstbestimmte Leben ein hohes Gut. Krankheiten kann man sich aber nun nicht aussuchen, insbesondere am Schweregrad ist nicht immer zu rütteln. Die Verlockung auf ein menschliches Ersatzteillager zurückzugreifen, in unserer heutigen Zeit des wissenschaftlichen Fortschrittes keine Utopie mehr, ist zweifelsohne da. Doch aus ethischen Gründen keine Angelegenheit mit denen sich die meisten Regierungen der Länder leicht tun.

Die Romanautorin Jodi Picoult hat diese Thematik in ihrem Bestseller "My Sister's Keeper" (2004, ihr elftes Buch) verarbeitet und Regisseur Nick Cassavetes zusammen mit Co-Autor Jeremy Leven daraus ein rührseliges Melodram mit Taschentuchverbrauchsgarantie gemacht. Ausgangspunkt der Verfilmung ist dabei die Handlung eines 11jährigen Mädchens, Anna (Abigail Breslin, Die Insel der Abenteuer), die selbstbewusst einen stadtbekannten Anwalt (Alec Baldwin, The Departed) aufsucht um für ihre eigenen Rechte zu kämpfen. Schon von ihrer Geburt an musste sie ständig medizinische Test über sich ergehen lassen, und das obwohl sie selbst kerngesund ist. Dafür haben die Labortechniker schon gesorgt, denn Anna ist ein Wunschkind, nein ein bis in die Zellen durchgeplantes Kind, denn schließlich darf sie nicht die gleiche Krankheit haben wie die Schwester, die sie ja retten soll.

Die Sympathien liegen von Beginn an bei der mutigen Anna, denn ihre Entscheidung selbst über ihren Körper zu bestimmen, vor allem wann welche Tests gemacht werden ist keine leichte. Aber sie steckt damit auch in dem Dilemma das Familiengefüge zu sprengen, denn ihr "Nein" zum "Ersatzteilspenden" (die Niere) bedeutet den nahen Tod für die Schwester, weil eben keine Alternative besteht und Spenderorgane nicht vom Himmel fallen. Cameron Diaz, vor allem bekannt durch ihre Komödien (Verrückt nach Mary, Super süß und super sexy, Love Vegas) übernimmt hier als energische Mutter eine zunächst sehr negativ besetzte Rolle. Sie hat zwar ihren Job aufgegeben um sich ganz ihrer kranken Tochter Kate (Sofia Vassilieva, TV-Serie "Medium - Nichts bleibt verborgen") zu widmen, vernachlässigt dabei aber ihre beiden anderen Kinder, Anna (Breslin) und Jesse (Evan Ellingson, "CSI:Miami", "24").

Regisseur Cassavetes weiß, wie er auf der Klaviatur der Gefühle spielen muss, ging doch auch das Liebesdrama "Wie ein einziger Tag" auf sein Konto. In vielen Rückblenden wird dem Zuschauer die ganze Tragik dieser Familie offenbart. Wie tapfer Kate gegen gesundheitliche Rückschläge ankämpft, das kurze Glück von Freundschaft und Verliebtsein erlebt. Sie ist auch die einzige, die Annas Verhalten versteht, denn die beiden Mädchen haben eine ganz besondere Beziehung zueinander. Leider wird der Film, je mehr man über die Familie Fitzgerald erfährt auch umso rührseliger. Und zu allem Überfluss ist Cameron Diaz' Figur auch noch Anwältin und vertritt sich selbst! Da kann auch ein mit der Situation besser umgehender Ehemann, gespielt von Jason Patric (Speed 2, Narc), nur sporadisch die herzergreifende Stimmung auflockern und etwas Normalität in den Klammeralltag seiner Kinder bringen.

Auch die Nebenfiguren tragen zur melodramatischen Stimmung bei, denn Annas Anwalt Campbell Alexander (Baldwin) hat selbst gesundheitliche Probleme und auch die für den Fall zuständige Richterin (Joan Cusack, Arlington Road, Grosse Pointe Blank) hat sich noch nicht von einem persönlichen Schicksalsschlag emotional erholt. In Erinnerung bleibt aber vor allem der Auftritt von Sofia Vassielieva als krebskranke Kate, die trotz vereinzelter, vom Regisseur verordneter Ausschläge auf der Leidensskala, ihre Sache recht gut macht. Vassielieva und ihr Mitspieler Thomas Deckker (TV-Serie "Terminator: The Sarah Conner Chronicles) haben sich für den Film sogar die Haare abrasiert.

Es ist übrigens nicht das erste Buch der 43jährigen amerikanischen Autorin Jodi Picoult, das verfilmt wurde. Bisher wurden von 16 veröffentlichten Werken (in über 30 Sprachen übersetzt) schon drei Romane für das US-Fernsehen verfilmt. Nach Auffassung der Autorin gibt es keinen Mangel an kontroversen Themen, die sie in ihren Büchern aufgreift (Vergewaltigung, Kindesmisshandlung, Teenager-Selbstmord, Stammzellenforschung, Amoklauf in Schulen etc.). Die Gedanken von Frau Picoult sind im Internet auch auf ihrer Webseite über Podcasts abzurufen.

Gutgemeinte Aktionen können auch das Gegenteilige bewirken. Ein hochinteressantes, ja brisantes Thema wird nach gutem Beginn leider zu einem rührseligen Melodram verarbeitet. Also Taschentücher bereithalten !


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 24.08.2009

Beim Leben meiner Schwester

(My Sister's Keeper)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 106 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 26.06.2009 (USA) 27.08.2009 (D). Budget: 30 Mio. USD Einspiel: 48 Mio. USD (USA) 67.6 Mio USD (weltweit)Regie: Nick Cassavetes. Romanvorlage: Jodi Picoult. Screenplay: Nick Cassavetes, Jeremy Leven. Kamera: Caleb Deschanel. Schnitt: Jim Flynn, Alan Heim. Musik: Aaron Zigman. Darsteller: Abigail Breslin, Sofia Vassilieva, Cameron Diaz, Jason Patric, Evan Ellingson, Alec Baldwin, Emily Deschanel, Joan Cusack, Thomas Dekker.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih