Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2008
Bilder © Alamode Film
**** I love you Phillip Morris
glenn ficarra, john requa


Steven Russell (Jim Carrey) ist Polizist, verheiratet und hat eine Tochter. Doch es kommt der Tag an dem er sein Leben radikal ändert, sich offen zum Schwulsein bekennt und beginnt sein Leben ohne Familie und mit Lover Jimmy zu genießen. Unlautere Machenschaften bringen ihn jedoch hinter Gitter und dort verliebt er sich in Phillip Morris (Ewan McGregor).

Der Amerikaner Jim Carrey, einer der beliebtesten Spaßmacher im Filmgeschäft, liefert in regelmäßigen Abständen Kassenknüller wie "Der Ja-Sager" (2007), "Bruce Allmächtig" (2003) oder "Der Dummschwätzer" (1997). Das gibt ihm die Freiheit auch künstlerisch anspruchsvollere und weniger auf ein Mainstreampublikum ausgerichtete Projekte wie "Der Mondmann" (1999), "The Majestic" (2001) oder den wunderbaren "Vergiss mein nicht" (2004) zu realisieren. Mit "I love you Phillip Morris" drehte er wieder einen Film für letztere Kategorie und spielt einen schwulen Hochstapler, der alles daran setzt die von Ewan McGregor (Illuminati, Deception - Tödliche Versuchung) gespielte Liebe seines Lebens glücklich zu machen.

Die Geschichte, die das Drehbuchteam von "Bad Santa" hier ausgräbt ist zwar nicht 100%ig ernst zu nehmen sondern mit Augenzwinkern zu genießen, beruht aber auf einer real existierenden Person, die zwischen 1993 und 1998 Texas' Gesetzeshüter durch seine verrückten Knastausbrüche das ein ums andere Male zum Narren gehalten hat. Russel wollte eben nur wieder mit Morris zusammensein. Liebe versetzt da schon mal Gefängnismauern. Das große Problem dieser Beziehung war aber die Sache mit der Ehrlichkeit, denn Russel erlangte seinen Wohlstand durch diverse hochkarätige Betrügereien. Recherchiert hat diese Lebensgeschichte der Journalist Steve McVicker, der seine Erkenntnisse 2003 in Buchform bei Miramax Books veröffentlichte.

Eine Verfilmung der Story über einen schwulen Ausbrecher wollte Miramax aber nicht finanzieren. Der französische Filmemacher und Produzent Luc Besson hatte da glücklicherweise keine Bedenken, denn sonst wäre uns vielleicht diese amüsante, ungewöhnliche Liebesgeschichte nie unter die Augen gekommen. Jim Carrey dominiert den Film und agiert so überschäumend enthusiastisch wie wir ihn aus seinen zahlreichen Komödien kennen. Schwungvoll inszeniert und mit knackigen Oldiesongs unterlegt sehen wir den Wandel vom Spießbürger, der sich aus seinem eingeengtem Lebensumfeld befreit und groß auf die Pauke haut. "Schwulsein ist teuer" begründet Steven Russel an einer Stelle seine Betrügereien und umgibt sich mit Luxus in jeden Variationen.

Da bleibt für Ewan McGregor als blonder, blauäugiger, schüchterner Morris kaum Zeit sich zu präsentieren auch wenn er letztlich der Antrieb für die Taten Russels ist. McGregor macht aber das beste aus seiner Rolle und trägt durch sein Spiel auch in den intimen Momente dazu bei, dass neben den komischen Momenten auch eine gewissen Ernsthaftigkeit nicht fehlt, insbesondere wenn ein Bruch der Beziehung droht. Die Sympathien hat unser romantisch veranlagter Protagonist Russel aber uneingeschränkt, denn zum einen fordern es seine Betrugsopfer geradezu heraus übers Ohr gehauen zu werden - ein selbstsicherer Auftritt kann selbst den Richter täuschen! - zum anderen ist er kein gewalttätiger Mensch sondern besitzt das was man Bauernschläue nennt. So schwindelte er sich selbst auf den Posten des Finanzchefs einer großen Firma.

In den weiteren Nebenrollen agieren Rodrigo Santoro (Che, 300) als Lebensabschnittspartner von Morris mit dem er die erste längere Beziehung hatte und Leslie Mann (17 Again, Wie das Leben so spielt) als seine zwar religiöse aber doch vergebungs- und verständnisvolle Ex-Frau Debbie. Lange hält sich der Film allerdings nicht mit der Schilderung des Familienlebens auf sondern Glenn Ficarra und John Requa lassen in ihrem Regiedebüt Jim Carrey selbst als Steven Russel erzählen wie es dazu kommen konnte, dass er nun zu uns als Todgeweihter spricht. Der echte Steven Russel muss noch 144 Jahre (!) Knast absitzen. Gedreht wurden Teile des Films auch in echten Gefängnissen in Louisiana. Phillip Morris wurde zudem als Berater für den Film engagiert.

Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte über zwei Männer, die sich im Knast entscheiden ihr Leben miteinander zu verbringen. Verpackt ist das als flotte, unterhaltsame Komödie mit einem Schuss Drama und unterstreicht wieder einmal die Vielseitigkeit eines Jim Carrey.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 20.01.2010

I love you Phillip Morris

USA 2008. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 102 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 26.03.2010 (USA) 18.03. 2010 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Glenn Ficarra, John Requa. Buch: Steve McVicker. Screenplay: Glenn Ficarra, John Requa. Kamera: Xavier Pérez Grobet. Schnitt: Thomas J. Nordberg. Musik: Nick Urata. Darsteller: Jim Carrey, Ewan McGregor, Leslie Mann, Rodrigo Santoro, Nicholas Alexander, Michael Beasley, Denise Robin.

Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih