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2007
Bilder © Universum Film
** Deception - Tödliche Versuchung !
marcel langenegger


Der unabhängige New Yorker Wirtschaftsprüfer Jonathan McQuarry begegnet bei der Arbeit in einer Firma dem charismatischen Anwalt Wyatt Bose mit dem er sich schnell anfreundet. Durch ihn kommt Jonathan auch in Berührung mit einem Sex-Club, der anonyme Treffen der Gutbetuchten vermittelt. Die Begegnung mit einer undurchsichtigen Blondine ändert sein Leben auf dramatische Weise.

In einer erfolgsorientierten Welt und dem Fehlen einer Arbeitsplatzgarantie ist das Investieren von Zeit und Emotionen in private partnerschaftliche Bindungen für viele ein Luxus, der problembehaftet erscheint. Wer Erfolg haben will muss hart arbeiten und da bleibt das Privatleben oft auf der Strecke. Einsamkeit ist eine Folge. Sexuelle Bedürfnisse wollen aber gestillt werden und wer den Gang zur Prostituierten aus welchen Gründen auch immer scheut für den gibt es andere Alternativen. Im Fall des zurückgezogenen, scheuen Jonathan (Ewan McGregor, Star Wars - Episode I, Illuminati) präsentiert sein neuer Kumpel Wyatt (Hugh Jackman, X-Men Origins: Wolverine) eine verlockende Option - ein elitärer Sex-Club, anonyme Anrufe und ein Treffen zum tête-à-tête ohne weitere Verpflichtungen. Die Regeln sind einfach. Es gibt eine Telefonliste mit Nummern von Personen, die bereit sind für One-Night-Stands, die meist in Luxus-Hotels stattfinden. Nummern ohne Namen. "Haben Sie heute Zeit" lautet der Code und wer anruft bezahlt das Hotelzimmer.

Der 40-jährige Schweizer Marcel Langenegger liefert mit "Deception - Tödliche Täuschung" seinen ersten abendfüllenden Spielfilm ab. Bisher drehte er vorwiegend Werbspots für große Firmen und Musicclips für Propaganda Films, eine Firma, die David Fincher mitbegründet hat. Anfang 2000 sollte Langenegger eigentlich bei einem anderen Projekt sein Spielfilmdebut geben, doch dies und ein kurzfristiger Vertrag mit Warner Bros. führte letztendlich zu nichts zählbarem. 2001 entstand die erste Fassung des Drehbuchs "The Tourist" von Mark Bomback und aus diesem Ausgangsmaterial entwickelte der Autor Jahre später mit Langenegger dann die Endfassung, die als "Deception" verfilmt wurde. Für die Kameraarbeit wurde Dante Spinotti verpflichtet, der den Regisseur schon von seiner früheren Arbeit kannte und sofort zusagte als man ihn fragte ob er bei dem Projekt mitmachen wolle. Und Spinotti, der u.a. "L.A. Confidential", "Manhunter" und "Flash of Genius" seine visuelle Eleganz verlieh enttäuscht auch mit seinen z.T. mit digitaler Technik gefilmten Bilder nicht.

Doch sonst ist der zu vorhersehbaren Geschichte wenig positives abzugewinnen. Allein schon, wenn die erste Begegnung zwischen Büromann Ewan McGregor und Weltmann Hugh Jackmann stattfindet wird dem erfahrenen Thrillerfan schnell klar, wer hier wenn über den Tisch ziehen wird. Der einzige, der nichts begreift ist der naive Jonathan, der begierig die Aufmerksamkeit aufsaugt, die ihm sein neuer Freund entgegenbringt. Man quatscht über das Leben, raucht einen Joint, trifft sich zum Sport mit weiblichen Bekanntschaften, die Wyatt organisiert. Den Knüller aber serviert Wyatt rein zufällig als er die Telefone vertauscht und für ein paar Tage ins Ausland entschwindet. In dieser Zeit der Abwesenheit rufen Frauen auf Wyatts Handy an und Jonathan lässt sich nur zu gerne zu Sex ohne Konsequenzen verführen. So oder ähnlich denkt sich das der fleißige Wirtschaftsprüfer, den nur die Firmenbuchhalter fürchten. Als neutraler Beobachter weiß man natürlich, dass das dicke Ende noch kommen muss und als eine attraktive Blondine (Michelle Williams, Brokeback Mountain) auf der Bildfläche erscheint ist der Sturz des braven Bürgers ins Verderben vorprogrammiert.

Was folgt sind dramaturgische Wendungen, die nicht überraschen, sondern aus der Thriller-Cliché-Kiste entnommen sind. Ein Ortswechsel nach Spanien für das Schlussdrittel rettet dieses schön fotografierte, aber inhaltlich flache Filmchen auch nicht mehr vor dem dahindümpeln. Das vom Produktionsstudio Fox aufgezwungene Ende wirkt dann auch wie pure Effekthascherei à la Hollywood. Langenegger selbst hatte kein Recht auf den Final Cut und konnte das einfachere, logischere und realistischer Ende nicht für die Kinoversion verwenden. Dass der Film überhaupt gedreht wurde liegt aber vor allem an Hauptdarsteller Hugh Jackman, der zum einen Gefallen am Drehbuch fand und selbst als Produzent einstieg und zum anderen daran, dass sich die Dreharbeiten zu "Australia" verschoben und Jackman vier Wochen Zeit hatte. Die meiste Leinwand-Zeit wird ohnehin Ewan McGregor zugestanden, dessen Selbstbewusstseinsentwicklung ein Leitmotiv im Film ist. Spannung generiert das aber kaum, weil diese einsame Figur bei dem Hauch einer Liebeschance zu dummen Handlungen neigt, die man meilenweit im voraus sieht.

Insgesamt wirkt das Duell McGregor vs. Jackman wenig prickelnd, spulen die beiden ihr Programm doch nach Vorschrift ab und schaffen es nicht den Betrachter in die Geschichte hineinzuziehen. In Nebenrollen agieren Charlotte Rampling (Babylon A.D.), Natasha Henstridge (Species) und Maggie Q (Mission: Impossible III) als Sexclub-Teilnehmerinnen. Sie sind Teil des Puzzles das McGregor zusammensetzen muss, ihre Szenen sind aber recht kurz. Schon 2006 gedreht und 2007 fertiggestellt hatte der Film im April 2008 seine US-Kino-Premiere und fiel bei Publikum und Kritik gnadenlos durch. Hierzulande findet die Auswertung nur auf DVD statt. In dem Fall wohl die bessere Entscheidung.


DVD (Universum, PAL, 1-Disc)

Der Film wird in gutem anamorphen Bildformat (1:2.35) präsentiert. Den Ton gibt es wahlweise in DD 5.1 deutsch oder englisch mit optionalen Untertitel in deutscher Sprache. Als Extras gibt es den Audiokommentar von Regisseur Marcel Langenegger, 2 Deleted Scenes (Laufzeit: 2min, anamorphes Bild, nur in englisch DD2.0, optionaler Audiokommentar), ein alternatives Ende (3 min, anamorph, nur in englisch DD2.0, optional mit Kommentar vom Regisseur). Langeneggers Kommentar zeigt trotz aller Schwierigkeiten beim Dreh die Begeisterung für dieses Projekt, was sich vor allem auch darin ausdrückt, wie genau er die Bildkompositionen erläutert. Zudem macht er aus seiner Enttäuschung keinen Hehl, dass "sein Ende" nicht in der Kinofassung lief. Dies ist hier eben als alternatives Ende auf der DVD zu finden. Retten tut das den Film aber auch nicht.

Desweiteren gibt es zwei Featurettes. In "Club Sexy" (10 min, anamorph) äussern sich Cast & Crew sowie zertifizierte Sextherapeutinnen (!) zu den Hintergründen der Story (die privaten Sex-Clubs in Amerika). "Exposing the deception" (18 min) liefert Hintergrundinfos zur Entstehungsgeschichte des Films mit Interviews von Cast & Crew. Alle Extras sind in englischer Sprache und nicht deutsch untertitelt. Abschließend findet sich auf der Disc noch eine Trailershow: Transporter 3 (16:9), Crank 2 (16:9), Transsiberian (4:3 Letterbox), Passengers (16:9), Kein Sterbenswort (4:3 Letterbox), Burn After Reading (16:9), Elegy oder die Kunst zu lieben (16:9), Deception (4:3 Letterbox), TV Spots zu "Deception". Disc steckt in Amaray-Hülle ohne Wendecover.

++ Das DVD-Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise vom Verleih zur Verfügung gestellt ++


Das Spielfilmdebut vom Schweizer Werbefilmer Marcel Langenegger ist ein Thriller um Sex, Macht, Einsamkeit und der Gier nach Reichtum. Der vom Verleih angestrengte Vergleich mit "Basic Instinct" ist aber fehl am Platz, denn "Deception" täuscht niemanden über den Mangel an Spannung und Erotik hinweg. Zu formelmäßig und durchschaubar ist das Drehbuch aufgebaut. Einzig die kühlen Bilder von Dante Spinotti entschädigen für den schwachen Plot.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 08.05.2009

Deception - Tödliche Versuchung
(Deception)

USA 2007. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 103 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 25.04.2008 (USA) 08.05.2009 (D) als Kauf-DVD. Budget: 20 Mio. USD Einspiel: 4.6 Mio. USD (USA) 15 Mio. USD (weltweit) Regie: Marcel Langenegger Buch: Mark Bomback. Kamera: Dante Spinotti. Schnitt: Douglas Crise, Christian Wagner. Musik: Ramin Djawadi. Darsteller: Ewan McGregor, Hugh Jackman, Michelle Williams, Dante Spinotti, Natasha Henstridge, Charlotte Rampling, Maggie Q.

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