Italien 1944. Vier Soldaten werden von ihrer Einheit abgeschnitten und finden Zuflucht in einem Dorf in der Toskana. Umzingelt von Nazis müssen sie nicht nur die Stellung halten bis Rettung kommt sondern sich auch um einen kleinen Jungen kümmern, der ihnen quasi vor die Füße gefallen ist.

Als der schwarze Filmemacher Spike Lee, der sich mit sozialkritischen und kontroversen Filmen wie "Do The Right Thing" (1989), "Jungle Fever" (1991) und "Malcolm X" (1992) einen Namen gemacht hat, mit "Inside Man" (2006) eine Hollywoodauftragsarbeit mit Starbesetzung drehte, fürchteten einige jetzt auch noch einen der letzten wichtigen unabhängigen Filmemacher verloren zu haben. Dank des kommerziellen Erfolgs dieses Denzel-Washington/Clive-Owen/Jodie-Foster-Films hielten sich anschließend hartnäckig Gerüchte über eine von Lee zu drehende Fortsetzung. Dazu ist es bisher nicht gekommen. Stattdessen drehte Lee 2008 einen Kriegsfilm, der das Schicksal eines amerikanischen Soldatentrupps in Europa schildert.

Basierend auf dem Roman von James McBride, der das Thema auch für die Leinwand bearbeitete, liefert Spike Lee vor historischem Hintergrund eine wohl nur wenigen bekannte Geschichte darüber, wie schwarze Soldaten im 2. Weltkrieg regelrecht verheizt wurden und trotz ihrer Aufopferung fürs Vaterland nie die Anerkennung erhalten haben wie ihre weißen Kollegen. Für seine Hauptfiguren besetzt Lee keine dem Massenpublikum vertrauten Stars sondern vier gleichberechtigt agierende Schauspieler, die überzeugend ihre unterschiedlichen Charaktere zum Leben erwecken. Derek Luke (Antwone Fisher, Spiel auf Sieg) versucht bei der dezimierten Gruppe die schwierige Chefrolle zu übernehmen, Michael Ealy (TVs Sleeper Cell, Takers) macht ihm das Leben schwer und gibt den Herzensbrecher, Laz Alonso (Fast & Furious, Avatar - Aufbruch nach Pandora) bemüht sich als Vermittler untereinander um Sachlichkeit und Omar Benson Miller (Get Rich or Die Tryin', Duell der Magier) als einfach gestrickter Bursche wirkt wie ein sanfter Riese, der wegen seiner Gutmütigkeit an diesem Kriegsschauplatz völlig deplaziert wirkt.

Millers Rolle ist aber eine der wichtigsten und auch erinnerungswürdigsten, denn erst rettet er einem kleinen italienischen Jungen (Kinodebüt von Matteo Sciabordi) das Leben, freundet sich dann trotz Sprachenbarriere mit ihm an und wird fortan zu seinem leidenschaftlichen Beschützer. Wie wichtig der Junge ist, was er im Nachbarort St. Anna erlebt hat und wie dringend er deshalb Schutz braucht, darüber darf der Zuschauer erst einmal eine Weile rätseln bevor Lee seine Hinweise streut. Die Spannung bezieht der Film aber nicht nur aus dieser Situation sondern auch und vor allem durch die Interaktion der Soldatengruppe mit der lokalen Bevölkerung, die ihnen Unterschlupf gewährt, der Begegnung mit bewaffneten Partisanen unter Anführung von Pierfrancesco Favino (Was will ich mehr, Romanzo Criminale) und natürlich der Konfrontation mit den deutschen Soldaten, die sich vor den Alliierten in die Toskana zurückgezogen haben. Lee vermeidet es dankenswerterweise schablonenhafte eindimensionale Nazifiguren gegen seine tapferen vier Soldaten zu stellen.

Wie Quentin Tarantino in seinem ein Jahr später gedrehten WWII-Film "Inglourious Basterds" legte auch Spike Lee in "Buffalo Soldiers 44" Wert darauf, dass in seiner Geschichte Italiener von italienischen Schauspielern und deutsche Soldaten von deutschen Schauspielern verkörpert werden und auch konsequent in ihrer Muttersprache reden. Den höheren Grad an Authentizität dieser Vielsprachigkeit bezahlt man aber gerne mit dem Lesen von Untertiteln. In einer Nebenrolle auf Naziseite agiert u.a. Christan Berkel (Black Book, Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat) als Kompaniechef, der mit den menschenverachtenden Befehlen bei der Partisanenjagd und dem Töten von unbeteiligten Zivilisten so seine Gewissensprobleme hat. Den Part des gnadenlosen Menschenfeindes übernimmt Max Malatesta in einem eindringlichen Auftritt als SS-Mann, der eine ganze Dorfgemeinde erschießen lässt.

Alexandra Maria Lara (Der Baader Meinhof Komplex, Small World) ist nur zu Beginn des Films zu sehen und versucht als Stimme der Nazi-Propaganda die schwarzen Soldaten mit rassistischen Anmerkungen bzgl. ihrer gesellschaftlichen Stellung in Amerika zu entmutigen. Lee belegt dies an anderer Stelle in einer entsprechenden Rückblende (Buffalo Soldiers werden in einem Restaurant wegen ihrer Hautfarbe nicht bedient). Aber auf auch amerikanischer Kriegsseite steht mit ein von Walton Goggins (TVs The Shield) gespielter sehr autoritärer Captain, der im Umgang mit seinen schwarzen Untergebenen keine Sympathiepunkte erntet. In weiteren kleinen Rollen geben sich John Turturro (Transformers - Die Rache, Das geheime Fenster), Joseph Gordon-Levitt (Inception, G.I. Joe - Geheimakte Cobra), John Leguizamo (The Happening, Land of the Dead) und Kerry Washington (Ray, Der letzte König von Schottland) die Klinke in die Hand und spielen ihre Rollen in der um 40 Jahre später angesiedelten Geschichte um ein wertvolles Artefakt, das zum Auslöser der Erinnerungen an den Krieg wird.

Blu-ray (Pandastorm Pictures GmbH)

Das gute Bild wird im anamorphen Format (2.35:1 / 1080p25) präsentiert. Einen satten Sound erlebt man insbesondere bei den Schusswechseln. Zur Wahl steht der Ton in deutscher Synchronfassung (DTS-HD 5.1 / DD 5.1) und dem englisch/italienisch/deutschem O-Ton (DTS-HD 5.1). Optionale Untertitel liegen in englisch und deutsch vor. Extras: 9 Deleted Scenes (alle im 16:9-Format), Historisches Essay (7:36min, dt. Voice-Over mit Slideshow; interessantes Feature, das die Geschichte des Films einordnet), Veteranen diskutieren mit Spike Lee (17:10min; kurzweilige Rundtischdiskussion mit Romanautor, Regisseur und Veteranen, 16:9-Format, deutsch untertitelt), Die Erlebnisse der Buffalo Soldiers (21:38min; noch mehr interessante Fakten für die Wissenshungrigen, 16:9-Format, deutsch untertitelt). Abgerundet wird die Blu-ray mit dem deutschen Trailer (2.35:1, anamorph) sowie weiterem Titeln von Pandastorm (Mulan - Legende einer Kriegerin, Das Massaker von Katyn, Tage des Ruhms, Ambush 1941 - Spähtrupp in die Hölle; alle im 16:9-Format).

Spike Lee zeigt in seinem Film wie Platoons bestehend aus lauter schwarzen Soldaten ihren wichtigen Beitrag leisteten zum Sieg über Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Das verkommt aber nicht zum überschwänglichen Heldenepos oder einer platten Abrechnung mit dem weißen Amerika sondern wirkt vielmehr wie eine engagierte Lektion in Sachen Geschichte, die überaus gut besetzt ist und packend erzählt wird.