Bei der Eskorte eines hochgefährlichen NATO-Waffensystems wird der Convoy von der Baroness (Sienna Miller) und ihrer Gang überfallen. Die beiden Militärs Duke (Channing Tatum) und Ripcord (Marlon Wayans) können den Diebstahl dank des Einsatzes der Joes, einer geheimen Spezialeinheit, verhindern. Doch die Baroness und ihre Hintermänner lassen nicht locker...
Das US-Militär dürfte diesen Sommer Grund zur Freude haben - mit "Transformers - Die Rache" und "G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra" locken ohrenbetäubende Zerstörungsorgien die Zuschauer scharenweise in die Kinos. Da fällt ein kriegskritischer Film wie Kathryn Bigelows "Tödliches Kommando" gegen die Übermacht der Fantasyballereien nicht ins Gewicht. Sind es bei Michael Bay Roboter aus dem All, die ihren Krieg auf der Erde austragen so handelt Stephen Sommers Actioner nach alter Bond-Tradition vom üblen Schurken, der mit Hilfe einer tödlichen Waffe die Nationen dieser Welt in die Knie zwingen will.
Was beide Filme außer die Sinne betäubender Action gemeinsam haben ist ihr Ursprung. Die amerikanische Spielzeugfirma Hasbro brachte die Charaktere ins Kinderzimmer - die G.I. Joe-Reihe gibt es schon seit 1964. In den 80ern folgte dann auch eine Zeichentrickserie und Comichefte. Darin kämpft eine geheime Elitetruppe, die Joes , bestehend aus einer Vielzahl Top-Crime-Fighter von über 10 Nationen. Die erste Realverfilmung legt den Grundstein für die zerstörerische Auseinandersetzung gegen die kriminelle Vereinigung Cobra, deren Entstehung wir hier beobachten können.
Das riecht natürlich schwer nach einer von den alten Bond-Filmen inspirierten Geschichte. Der Geheimdienst Ihrer Majestät musste in den 60ern und 70er meist im Alleingang in mehreren Abenteuern gegen die Organisation SPECTRE antreten. Bond heute hat es mit Wirtschaftsverbrechern zu tun, die unter dem Namen QUANTUM ihr kriminelles Werk vollbringen. Stephen Sommers Inszenierung spielt mit diesen Referenzen im CGI-Zeitalter und gibt seinem Film eine etwas leichtere, humoristische und leicht trashige Note. Da hat er Michael Bay etwas voraus, da der sein Blockbuster-Sequel nahezu ironiefrei serviert.
Leider kann sich aber auch Sommers, der Schöpfer der Mumien-Reihe, der Versuchung nicht entziehen eine Actionszene an die andere zu reihen um sich die Anstrengung zu sparen vernünftige Dialoge hervorzubringen . Dabei gibt es doch eine ganze Reihe interessanter Figuren, denen eine bessere Charakterisierung gut zu Gesicht gestanden hätte. Zwar werden dann und wann Flashbacks eingeworfen um die Motivationen der Hauptfiguren für diesen Kampfeinsatz zu erläutern, doch bleibt vieles recht oberflächlich. Vor allem, weil die Figuren in der Jetzt-Zeit keine Chance zum Reden bekommen, da sie ja fast permanent kämpfen müssen.
Vieles steht und fällt mit der Optik, insbesondere wenn ein Film inhaltlich nicht viel her gibt. Zunächst aber ist der Schurke des Films schnell ausgemacht: Der Waffenentwickler McCullen (Christopher Ecclestone, 28 Days Later), der mit seiner Firma M.A.R.S. 70 % des Weltmarktes beherrscht, sowohl Angriffs- als auch Verteidigungsutensilien fertigt. Selbst der US-Präsident ist Kunde und auch die NATO buttert ordentlich Euros in die Forschung und Entwicklung der Nano-Technologie. Da wird die Utopie des perfekten Soldaten, der via Fernsteuerung manipuliert wird und kein Schmerzempfinden mehr hat zur greifbaren Realität. Georg W. Bush würde vor Übermut gleich zwei Bretzeln auf einmal schlucken, doch bald droht nicht ihm, sondern dem fiktiven Präsidenten (Jonathan Pryce) doppeltes Ungemach.
Weltherrschaft in Bond-Tradition mit einem Schurkengelächter wie man es sonst nur aus den Shaw-Brothers-Filmen kennt. Da wirkt der böse Doktor/ irre Forscher mit verunstaltetem Gesicht, Atemmaske und frischgebrautem Nano-Elixier wie ein Relikt aus jener Zeit als die Action noch handgemacht, dreidimensionale Computereffekte kein Thema waren und ein Vincent Price oder Bela Lugosi zum Gruseln einluden.
Dieses Gefühl der Nostalgie wird aber rasch zertrampelt von den nicht immer gelungenen Effekten, die unsere Helden wie Supermänner in Spezialanzügen durch die Lüfte fliegen lassen. Fast ein wenig Marionetteneffekt, denn trotz mehrmaligen Aufschlägen auf französischem Asphalt oder anderswo in der Welt werden den Protagonisten nur leichte Schrammen zugefügt.
Die ersten Minuten des Films weisen den Weg. Den Ernst lässt man besser weichen und den Gehirnzellen gönnt man eine Ruhepause. Zur Belohnung gibt es für die Jungs die fiese Baronesse in engem Leder/Latexoutfit mit Waffengürtel im Westernlook. Geschossen wird viel, aber nicht mit einem rückschrittlichen Colt sondern mit einer Feuerkraft, die Captain Kirks Phaser alt aussehen lassen.
Die Engländerin Sienna Miller (Interview), vormalig das It-Girl der Nation, zwängt sich in das sexy-enge Outfit, das Erinnerungen an Kate Beckinsale und Rhona Mitra in ihren "Underworld-Abenteuern" weckt. Die Brille allerdings ist neu und unverzichtbar für den Coolness-Faktor und den Durchblick. Den würde man aber so auch nicht verlieren, da rein optisch Gut und Böse verschiedenartig markiert sind.
Der Rekord von zerstörten Autos, den die "Blues Brothers" wohl hatten, soll in diesem Film gebrochen worden sein. Zertrümmert wird aber weit mehr als ein schlechtgelaunter Hancock in drei Monaten schaffen würde. Und wer den Eiffelturm durch hungrige Nanomilben zum Einsturz bringt, der zieht nicht nur den Zorn der Franzosen auf sich sondern auch den eines Roland Emmerichs, selbsternannter Spezialist für katastrophale Zerstörungsorgien (zu sehen dann Ende 2009).
Nicht immer sieht das computergenerierte Treiben überzeugend aus, bei manchem Effekt glaubt man mehr einen Flummiball über die Leinwand hüpfen zu sehen als den hilfebringenden Rocketman. Aber wer bis dahin immer noch die "Unwahrscheinlich-Mimik" im Programm hat, der wird auch durch die Sprüche von Spaßmacher Marlon Wayans (Dance Flick - Der allerletzte Tanzfilm) kaum die Zähne auseinanderkriegen.
Actionbombast ohne Liebesgeschichte ging schon bei "Transformers - Die Rache" nicht also muss was fürs pochende Herz mit rein. Stephen Sommers toppt das noch und liefert gleich zwei zum Schnäppchenpreis und unter zwei Stunden. Da gibt es zum einen das Ex-Pärchen Duke (der wortkarge Soldat) und Ana (die Latex-Baroness). Ein Vorfall vier Jahre zuvor hat sie auseinandergebracht und das mehrmalige Wiedersehen fördert Gefühle zu Tage, die ein Töten des Jetzt-Feindes äußerst schwierig machen.
Channing Tatum hat hier mehr Leinwandzeit als zuletzt in Michael Manns "Public Enemies" (da wird er schon nach ein paar Minuten von Christian Bale erlegt) und dürfte mit dieser Heldenrolle seinen Anspruch auf Amerikas nächstes Teenieidol untermauert haben. Bekannt wurde der 29jährige durch seinen Auftritt vor drei Jahren in dem Tanzfilm "Step Up". Dieser Tage läuft noch ein weiterer Actionfilm mit ihm in den Kinos - "Fighting". Liebe #2 widerfährt dem Pärchen Marlon Wayans/ Rachel Nichols (mit feuerrotem Haar!), die erst gemeinsam mit der Cobra-Gang ein paar Kämpfe austragen müssen bevor der erste Kuss fällig wird.
Die interessanteste Geschichte aus den Flashbacks auszuwählen dürfte nicht schwer fallen. Es ist die des schwertschwingenden Storm Shadow, dem Lehrmeister der Baronesse. Gespielt wird der in diversen Martial-Arts-Praktiken versierte, stets in elegantem weiß gekleidete Gefolgsmann von M.A.R.S.-Chef McCullen vom Koreaner Lee Byung-hun. Der ist dem Asien-Fan durch sein intensives Spiel in dem Gangsterthriller "A Bitterseet Life" und dem Grenzdrama "Joint Security Area" bestens bekannt.
Zur Zeit läuft auch sein letzter koreanischer Film in den deutschen Kinos - die Actionkomödie "The Good, the Bad and the Weird". Da spielt er auch einen Schurken. Als Gegner der Joes muss er sich vor allem mit dem Mann messen, den er aus seiner Kindheit kennt. Stuntman Ray Parks, bekannt als Darth Maul in "Star Wars - Episode I", übernimmt die Kraft erfordernde Rolle des Snake Eyes, der Storm Shadow ordentlich einheizt. Da viel Kampfszenen allerdings parallel laufen wechselt die Kameraperspektive auch häufig, so dass die Einzelfights leider nicht in voller Pracht zu genießen sind.
Viel Lärm um wenig Inhalt aber phasenweise durchaus unterhaltend präsentiert sich Stephen Sommers logikfreier Popcornkino-Blockbuster. Weniger ernst als "Transformers - Die Rache" aber ebenso destruktiv geht es hier im Minutentakt zur Sache und so beendet man dann vor allem visuell betäubt die Vorführung.