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2001
Bilder © Warner Bros.
*** American Outlaws
les mayfield


Als Jesse James (Colin Farrell) und seine Freunde im Dienste der Konföderiertenarmee nach dem Ende des Bürgerkrieges zurück nach Hause zu ihren Farmen in Missouri kommen werden sie mit den unfreundlichen Methoden der Eisenbahngesellschaft konfrontiert, die billig Land für ihre Zwecke erwerben will. Doch Jesse und sein älterer Bruder Frank (Gabriel Macht) lassen sich nicht einschüchtern und reagieren ...

"This is so action-packed. I mean it's gonna be a huge summer blockbuster … big popcorn-movie" äusserte sich Colin Farrell selbstbewusst im Making-of-Bericht auf dem Set des vom Flubber-Regisseur Les Mayfield gedrehten Westerns "American Outlaws". Noch am Anfang seiner Hollywood-Karriere stehend dürfte sich der damals 25-jährige Ire aber beim Blick auf die Zuschauerzahlen verwundert die Augen gerieben haben. Kaum einer wollte die erneute Verfilmung des Jesse-James-Mythos sehen. Da nutzte auch eine junge, unverbrauchte Besetzung und eine stilistisch an die Young-Guns-Filme mit Kiefer Sutherland (1988 u. 1990) angelehnte Inszenierung nichts. In Deutschland beherrschte 2001 Bully Herbig mit seinem "Schuh des Manitu" die Kinoleinwände, "American Outlaws" lief fast genau ein Jahr nach dem US-Start in Deutschland an was der wachsenden Fanschar 2002 gleich vier Colin-Farrell-Filme innerhalb von nur vier Monaten bescherte.

Den Outlaw Jesse James haben schon viele prominente Darsteller im Film verkörpert. 2007 erst übernahm Brad Pitt in "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" den Part des Gangleaders. Kris Kristofferson, James Keach, Robert Duvall, Robert Wagner, Audie Murphy, Tyrone Powers und Roy Rogers sind bereits schon Jahrzehnte zuvor in die Haut des berühmten Revolverhelden geschlüpft. Farrell spielt Jesse als Draufgänger, der die Gefahr sucht, beidhändig schießt und großen Spaß daran hat in den Krieg gegen skrupellose Eisenbahnbosse zu ziehen. Schließlich haben sie den Tod der gottesgläubigen Mutter (Kathy Bates in einer Mini-Rolle, die so klein ist, dass man auch eine unbekannte Darstellerin hätte nehmen können) und eine niedergebrannte Farm zu verantworten. Zahlenmäßig unterlegen - gerade acht Mann schließen sich zur James-Younger-Gang zusammen - beschließt man Eisenbahner Rains (Harris Yulin, Die Piratenbraut) da zu schädigen wo es am meisten weh tut: am Geldbeutel.

Sie rauben also eine Bank nach der anderen aus und stehlen das Geld, das zur Auszahlung an die Bahnarbeiter gedacht ist. Die steckbrieflich angegebene Summe zur Ergreifung von Jesse James & Co. kontert die pistolenschwingende Boygroup mit großzügigen Spenden an die Bevölkerung à la Robin Hood. Verrat ist in diesem Film also nicht das Thema und damit leider auch ein fehlender Spannungszug. Spannung stellt sich auch deswegen nicht so recht ein, weil der anfangs angedachte Hauptjäger - der von Ex-Bond Timothy Dalton verkörperte schottische Pinkertondetektiv - bei einer frühen Begegnung mit Jesse James körperlich geschädigt wird, lange von der Bildfläche verschwindet und in den Folgemonaten erfolglos bemüht ist seinen Auftraggebern den Kopf des Banditen zu servieren. Es läuft also auf den entscheidenden Coup hinaus, der bedingt durch Spannungen in der Gruppe - es geht um den Führungsanspruch zwischen Jesse James und Cole Younger - zum entscheidenden Wendepunkt im Leben der Outlaws werden könnte.

Ordentliche Actionszenen - samt Explosionen und Eisenbahnüberfall - gibt es einige im Film, lange im Gedächtnis werden sie aber nicht bleiben. Da gibt es einfach zu viele bessere Beispiele in der Westernfilmhistorie. Das gilt auch für den Film im Ganzen, denn keiner der Darsteller setzt mit seinem Spiel besondere Akzente. Scott Caan (TVs Hawaii Five-O) als Cole Younger und damit Hitzkopf #2 bekommt z.B. viel zu wenig Spielraum um die Dominanz der James-Brüdern zu brechen. Fehlplatziert bzw. seltsam belanglos wirkt insbesondere die Liebelei zwischen einem (in diesen Momenten) schüchternen Colin Farrell und Blondine Ali Larter (TVs Heroes, Resident Evil: Afterlife) als Zeralda Mimms, der späteren Frau von Jesse James. Eine weichgespült-oberflächliche Westernromantik, die allzu verkitscht daherkommt und das dynamische Bild des Outlaws ins Wanken bringt. Das Drehbuch stammt im übrigen von Autor Roderick Taylor, der auch die Stories für "Die Fremde in dir" (2007) und "Ein Richter sieht rot" (1983) schrieb.

DVD (Warner-UK, PAL, 91 min)

Der Film wird mit guter Bildqualität im anamorphen 1.78:1-Format und englischem DD5.1-Ton präsentiert (zweite Tonspur in spanisch). Optionale Untertitel liegen in englischer, spanischer, portugiesischer Sprache vor. Bonusmaterial: Audiokommentar mit Regisseur, Co-Drehbuchautor und dem Schnittmeister, 4 Behind-the-Scenes-Featurettes (Making of, Creating the Old West, How to be an Outlaw, Costuming the Cowboys, insges. 24 min), 2 Deleted Scenes plus den Kinotrailer.

Ein leichter Westernhappen für zwischendurch, der das Loch im Magen aber nicht stopfen kann. Dafür braucht es dann doch bessere Zutaten. Ein junger Colin Farrell als Outlaw Jesse James schlägt sich ordentlich in einem Film (mit eigens aufgebauter Westernstadt), der Humor und Action auf ein junges Publikum zuschneidet.
Text © Markus Klingbeil
02.05.2011

American Outlaws

USA 2001. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 91 Min. Bildverhältnis: 1.78:1 Kinostart: 17.08.2001 (USA) 15.08.2002 (D). Budget: 35 Mio. USD Einspiel: 13 Mio. USD (USA) Regie: Les Mayfield. Story: Roderick Taylor. Screenplay: Roderick Taylor, John Rogers. Kamera: Russell Boyd. Schnitt: Michael Tronick. Musik: Trevor Rabin. Darsteller: Colin Farrell, Scott Caan, Gabriel Macht, Gregory Smith, Timothy Dalton, Will McCormack, Ali Larter, Harris Yulin, Ronny Cox, Terry O'Quinn, Kathy Bates, Nathaniel Arcand.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih