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2007
Bilder © Warner Bros.
**** Die Ermordung des Jesse James
durch den Feigling Robert Ford

andrew dominik


Robert Ford ist ein großer Bewunderer des Banditen Jesse James und versucht alles um dessen Respekt und Anerkennung zu erhalten. Als Mitglied der James Gang kommt er seinem Idol so nahe wie nur wenige, doch um seine eigene Haut zu retten lässt er jede Loyalität vergessen.

Der Name Andrew Dominik wird dem Massenpublikum unbekannt sein. Zwar hat der neuseeländische Regisseur vor sieben Jahren mit ‚Chopper', einer mehrfach ausgezeichneten australischen Produktion über den Serienmörder Mark Read, unter Kritikern für Aufsehen gesorgt, einem größeren internationalen Publikum ist der Film vorwiegend über Festivals bekannt. Mit seinem aktuellen Film über Jesse James und Robert Ford dürfte Dominiks Bekanntheitsgrad aber sprunghaft ansteigen, denn mit Brad Pitt hat er nicht nur einen einflussreichen Produzenten sondern auch gleich einen seiner Hauptdarsteller mit an Bord.

Dass Western auch heute noch ihre Fans finden zeigte die von März 2004 - August 2006 im US-TV ausgestrahlte Serie ‚Deadwood', die nicht nur durch ihren rüden Umgangston sondern auch durch ihre kompromisslosen Rivalitätskämpfe für Authentizität und Flair sorgte. In dieser Hinsicht ist ‚Die Ermordung des Jesse James ...' doch sehr verschieden - Rüpeleien und handfeste Keilereien sowie bleihaltige Auseinandersetzungen sind auf ein Minimum reduziert.

Brad Pitt spielt keinen geringeren als den legendären Revolverheld und Banditen Jesse James, der im späten 19 Jhdt. zusammen mit seinem Bruder Frank (Sam Shepard, Bandidas (2006)) und seiner Gang mehrere Raubüberfälle verübt ohne je geschnappt zu werden. Jesse James ist schon zu Lebzeiten ein Mythos, ein Mann dessen Geschichten in Abenteuerheften verklärt werden und der viele Bewunderer hat - eine Art Robin Hood, der aber die Beute nicht an Arme verteilt. Doch wirklich sympathisch ist der Familienvater nicht, denn er geht über Leichen, sowohl beim Job, als auch bei Freunden, die zu Verrätern mutieren.

Jesse James ist intelligent und er beherrscht es perfekt für die Öffentlichkeit - unter dem falschem Namen Mr. Howard - den wohlhabenden, netten Nachbarn zu mimen. Die Figur des Jesse James wurde bereits mehrfach auf der Kinoleinwand mit Leben erfüllt, z.B. 1939 in einer Verfilmung mit Tyrone Power und Henry Fonda (‚Jesse James'), 1957 mit Robert Wagner (‚The true story of Jesse James') oder 2001 mit Colin Farrell (‚American Outlaws').

Dominiks Film, der auf dem Roman von Ron Hansen beruht, nimmt sich viel Zeit die Konflikte der Gangmitglieder untereinander langsam zu entflechten und darzulegen. Konflikte, die verschärft werden, weil die Gesetzeshüter die in alle Richtungen verteilten Komplizen von Jesse James hartnäckig aufspüren. ‚Die Ermordung des Jesse James ...' ist ein langsamer Western, es gibt chronologische Einschnitte, eine Erzählstimme, die für die zeitliche Einordnung der Geschehnisse sorgt.

Auf hektische Schnitte, opulente Shoot-Outs oder ein Kugelballett wird verzichtet, stattdessen konzentriert sich Andrew Dominik ganz auf die ausführliche Charakterisierung der Protagonisten - insbesondere auf die von Casey Affleck (Gone Baby Gone, 2007) dargestellte Figur des Robert Ford. Affleck ist dabei die Idealbesetzung des schüchternen, von Minderwertigkeitskomplexen geplagten, introvertierten Schwächlings, der glaubt sich über die Freundschaft mit Jesse James und später mit dem Verrat und der Ermordung des Idols profilieren zu können.

So wird die vermeintliche Brad-Pitt-Show bald ad acta gelegt und Casey Affleck avanciert zur tragenden Figur, darf sein Schauspieltalent voll ausspielen. Man begegnet einer Vielzahl an Charakteren im Laufe der 160 Minuten Spielzeit, doch wer in Erinnerung bleibt sind eben jene, die bis zum geschichtsträchtigen Schluss vor Ort sind. Pitt, Affleck und ein guter Sam Rockwell (Confessions of a dangerous mind, 2002), der als einer der Ford-Brüder und Mitläufer in der James-Gang nur widerwillig Teil der finalen Konfrontation wird.

Doch ein hochgejubelter Bandit, der die Gesetzeshüter ein ums andere Mal vorführt ist bei den Menschen weitaus populärer als ein rückgratloser Feigling und Verräter. Und die sich aus dieser Haltung ergebenen Konsequenzen muss der Antiheld hautnah erleben. Ein unrühmlicher Abgang für eine unrühmliche Tat.

Der Reiz des Films besteht aber nicht nur aus der analytischen Begleitung des Weges eines Emporkömmlings sondern vornehmlich auch durch das ständige Misstrauen und das gegenseitige Belauern von Jesse James und seinen Bandenmitgliedern. Die Frauenrollen hingegen sind nur wenig ausgearbeitet und so bleibt auch Mary-Louise Parker (TV's Weeds) als Ehefrau von Jesse James kein Entfaltungsspielraum.

‚Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford' ist eine zunächst unspektakuläre, actionarme Aufarbeitung der Geschehnisse um das Leben kurz vor dem Tod von Jesse James, die Geduld beim Zuschauer einfordert. Hat man sich aber nach 40-50 Minuten an das Tempo gewöhnt und lässt sich auf die ausführlichen Charakterschilderungen ein, dann wird der Film zum interessanten Lehrstück um das Ringen von Anerkennung, Freundschaft, Loyalität, Ruhm sowie der Kehrseite der Medaille mit Misstrauen, Neid und Ausgrenzung. Herausragend dabei die Darstellung von Casey Affleck als Möchtegern-Held Robert Ford.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 28.10.07

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih