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1956
Bilder © Paramount
**** Zwei rechnen ab
john sturges


1881, Dodge City, Kansas. Marshall Wyatt Earp (Burt Lancaster) sorgt mit souveräner Hand für Ordnung in seiner Stadt bis ihn erst die Liebe, dann der Hilferuf seines Bruders erreicht. Virgil hat Probleme mit der Clanton-Bande. Zusammen mit dem gesundheitlich angeschlagenen Ex-Zahnarzt Doc Holliday (Kirk Douglas) begibt sich Earp nach Tombstone, Arizona.

Legendär sind sie, die gerne als Helden des Wilden Westens beschriebenen Wyatt Earp und Doc Holliday. In Film- und Fernsehen wurde natürlich über die Jahre am Mythos gestrickt und Dutzende Male für Unterhaltungsbeiträge interpretiert . Wie historisch genau so etwas dann abläuft ist weniger wichtig solange die Geschichte durch interessante Aspekte überzeugen kann. Nicht unwichtig aber die Schauspielerbesetzung. Man könnte jetzt eine lange Liste mit Namen von Personen runterbeten, die man in den letzten 70 Jahren in einer dieser Schlüsselrollen gesehen hat. Das würde aber den Rahmen sprengen und sicher die Geduld manchen Lesers strapazieren also seien mit Henry Fonda, James Garner, Kurt Russel und Kevin Costner nur vier "Earps" und mit Stacy Keach, Dennis Quaid und Val Kilmer noch drei "Docs" genannt. Kilmer dreht übrigens gerade einen neuen (Low-Budget-) Western (zu sehen in 2012) und darf nun auch mal Wyatt Earp spielen.

Im vorliegenden 50er-Jahre-Streifen von Westernspezialist John Sturges (Der letzte Zug von Gun Hill, Verrat im Fort Bravo, Die glorreichen Sieben) ist es interessanterweise nicht Marshall Earp, der hier besonders Eindruck macht sondern sein problembeladener Helfer Doc Holliday (in einem Liedtext gibt es z.B. auch die Zeile "Will the doc and his friend ..." was dessen Stellenwert hervorhebt). Gut besetzt sind die Rollen mit Burt Lancaster und Kirk Douglas, beide in den Jahren zuvor schon solo in Western wie "Vera Cruz" und "Mit stahlharter Faust" zu sehen gewesen. Wir haben also zwei echte Typen mit Ausstrahlung vor uns deren Umgang miteinander das Hauptanliegen des Regisseurs ist. Die im Originalkinotitel "Gunfight at the O.K. Corral" vorweggenommene legendäre Auseinandersetzung mit den Familien Clanton/McLaury beansprucht dabei nur einen kleinen Teil der zwei Stunden Lauflänge des Films. Bis sich Wyatt Earp mit dem Gedanken beschäftigt nach Tombstone zu reiten vergeht sogar erst einmal eine ganze Stunde.

Zunächst nämlich muss der Marshall, der seine Runden ohne Pistolengürtel macht (wie einst James Stewart in "Der große Bluff"), den trinkfesten Kartenspieler Doc Holliday vor einem Lynchmob bewahren und ihm - zurück in Dodge City- gewisse Regeln klarmachen. Denn der Doc mit kaputter Lunge, der sich außerdem in einer schwierigen Beziehung zu einer Frau befindet, hat einen ziemlich miesen Ruf, zieht Ärger magisch an und deshalb wird er immer schnell aus den Städten gejagt. Wyatt Earp ist aber trotz aller Strenge nachsichtig was sich im Verlauf seiner Amtszeit mehrfach bezahlt macht. So aufrecht, gesetzestreu und durchsetzungsfähig wie Lancaster seine Figur hier spielt darf es nicht verwundern, dass Shoot-Outs im Film Mangelware sind. Kein Problem, wenn man einen Kirk Douglas hat, der spielerisch leicht zwischen ernsten und heiteren Gemütszuständen hin- und herspringt.

Durch seine "lebensmüde" Art wirkt er oft wie ein Pulverfass vor der Explosion und legt es geradezu darauf an abgeknallt zu werden. Wie gut und schnell der Doc aber noch den Six-Shooter zieht davon dürfen sich u.a. auch Lee van Cleef (einige Jahre später avancierte der zum Kultstar in diversen Italowestern von Sergio Leone u.a.) und ein 21 Jahre junger Dennis Hopper überzeugen. DeForest Kelly - ab 1966 als "Pille" McCoy auf der Enterprise beschäftigt - kann sich glücklich schätzen als Morgan Earp im Team von Bruder Wyatt zu sein. Trivia: 1967 drehte John Sturges für United Artists den Film "Die fünf Geächteten" (OT: Hour of the Gun) in dem es wieder um Wyatt Earp, Doc Holliday und die Clanton-Brüder geht. Vom 56er-Film war aber keiner der Darsteller mehr dabei, weil das Filmstudio von Sturges einen unterscheidbaren, eigenständigen Film zum Thema haben wollte .

DVD (Paramount, RC2, PAL, 118min)

In England gibt es den Film auch in einem preisgünstigen Set zusammen mit dem Paul-Newman-Drama "Hondo" und Sergio Leones "Spiel mir das Tod". Alle drei DVDs haben deutschen Ton. "Zwei rechnen ab" (Gunfight at the O.K. Corral) wird im anamorphen 1.78:1-Format präsentiert. Die Bildqualität ist erfreulich gut, Tonfassungen sind in englisch und deutsch sowie in franz., ital., spanisch vorhanden (alle DD 2.0). Optionale Untertitel gibt es in den genannten Sprachen auch, Extras leider keine.

Zwar sind die Schusswechsel sparsam dosiert doch die starke Fokussierung der Geschichte auf die erblühende Männerfreundschaft zwischen Wyatt Earp und Doc Holliday funktioniert trotzdem sehr gut. Kirk Douglas hat dabei bessere Gelegenheiten zu glänzen als Burt Lancaster und nutzt das auch entsprechend.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.05.2011

Zwei rechnen ab

(Gunfight at the O.K. Corral)

USA 1956. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 118 Min. Bildverhältnis: 1.78:1 Kinostart: 30.05.1957 (USA) 03.10.1957 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: John Sturges. Vorlage (Artikel): George Scullin. Screenplay: Leon Uris. Kamera: Charles Lang. Schnitt: Warren Low. Musik: Dimitri Tiomkin. Darsteller: Burt Lancaster, Kirk Douglas, Dennis Hopper, Frank Faylen, DeForest Kelley, Rhonda Fleming, Jo Van Fleet, John Ireland, Lyle Bettger, John Hudson, Martin Milner, Nelson Leigh, Jack Elam.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih