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1954
Bilder © MGM
*** Vera Cruz
robert aldrich


1866. Zwei Amerikaner und ihre Gang lassen sich von der kriselnden mexikanischen Regierung als Leibgarde für eine französische Komtesse anheuern, denn der Weg nach Vera Cruz führt durch von Aufständischen bevölkertes Gebiet. Dass an der ganzen Sache etwas faul ist wird den Kriegsveteranen aber bald klar.

Der eine startete seine Filmkarriere in den 1920ern, der andere 20 Jahre später. Und ihr Aufeinandertreffen wird entsprechend ihrem Erfahrungsschatz auch inszeniert. Gary Cooper, der zwei Jahre zuvor in Fred Zinnemans Westernklassiker "High Noon - 12 Uhr Mittags" (1952) brillierte und für seine Rolle als aufrechter Marshal mit dem Oscar ausgezeichnet wurde verkörpert hier - nicht unerwartet - den abgeklärten Gentleman. Ihm gegenüber steht Burt Lancaster, der zuvor ebenso von Zinnemann zu Höchstleistungen angetrieben wurde (in "Verdammt in alle Ewigkeit" (1953)) und seine Figur mit Übermut, Draufgängertum und Skrupellosigkeit ausstattet. Benjamin Trane und Joe Erin heißen sie im Film, zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges in Mexiko aufeinandertreffen um sich nach Bereicherungsmöglichkeiten umzusehen.

Zwei Angebote liegen vor. Zwei konkurrierende Seiten. Doch die Juarez-Revolutionäre, die das Staatsoberhaupt, Kaiser Maximilian von Österreich, stürzen wollen bieten keine materielle Entlohnung. Also lassen sich Einzelgänger Ben, Grinsgesicht Joe (Lancaster wollte sich wohl für eine Zahnpastawerbung anbieten) und seine unberechenbaren Gefolgsleute lieber vom Kaiser anheuern um eine Kutsche zu eskortieren. Dass ein Frau so wichtig ist, dass zusätzlich 70 Soldaten mit auf die Reise geschickt werden müssen glauben aber weder Ben noch Joe und forschen nach. Drei Millionen Dollar stecken im Geheimfach der Kutsche, Geld um den Nachschub an Soldaten aus Europa zu gewährleisten. Kaum verwunderlich, dass die Zahl der Wissenden bald steigt, jeder hinter der Kohle her ist und allerhand getrickst wird. Da hält auch das dünne Freundschaftsband zwischen Cooper und Lancaster nicht lange, lassen die anderen Gangmitglieder (u.a. Ernest Borgnine, Charles Bronson) Loyalität vermissen.

Die Männer besetzen zwar wieder einmal die dominierenden Rollen aber immerhin finden sich doch noch zwei Frauenfiguren, die etwas ausführlicher vorgestellt werden und gleichzeitig Vorwand für nicht immer dezente amouröse Gesten bieten. Denise Darcel, die mit ihrem schweren französischen Akzent die Rolle der durchtriebenen Komtesse übernimmt, stammt tatsächlich aus Frankreich, spielte in anderen Filmen auch an der Seite von Rod Taylor, Lex Barker und Glenn Ford; zur großen Hollywoodkarriere hat es aber nicht gereicht. Um Lancaster zu manipulieren, der als Joe auch in der Gegenwart von Frauen nicht zum sanften Lamm wird, muss sie ihre gesamten Verführungskünste anbringen. Eher langweilig, weil berechenbar mutet da die Beziehung zwischen Gary Cooper und einer feurigen mexikanischen Revolutionsanhängerin (Sara Montiel) an, die zunächst als Taschendiebin in Erscheinung tritt, später dann wegen ihrer Aufopferung für ihre Überzeugungen nicht nur den Respekt von Cooper gewinnt.

Für Regisseur Robert Aldrich war "Vera Cruz" erst der dritte Spielfilm. Kurz zuvor drehte er "Apache" mit Burt Lancaster in der Hauptrolle als Indianer und Charles Bronson (Ein Mann sieht rot) in einer Nebenrolle. Einen Oscar hat der 1983 verstorbene Aldrich in seiner knapp 30-jährigen Karriere zwar nicht gewonnen aber in den 60ern so einige Klassiker wie "Wiegenlied für eine Leiche", "Der Flug des Phoenix" oder "Das dreckige Dutzend" inszeniert. Aber auch der komplett in Mexiko gedrehte, von Lancaster co-produzierte "Vera Cruz" hat seinen Platz in der Westernhistorie und gilt für viele als ein Vorläufer der später gedrehten Italo- oder Spaghettiwestern. Gehörig referenziert wird der Film auch in der spanisch-amerikanischen-Co-Produktion "Perdita Durango" aus dem Jahr 1997. Dort spricht der von Javier Bardem (No Country for Old Men) gespielte Protagonist voller Bewunderung von den von Cooper und Lancaster verkörperten Charakteren.

DVD (MGM, RC2, PAL, 90 min)

"Vera Cruz" ist der erste Film im SuperScope-Format, einer optischen Variante, die billiger herzustellen war als mit dem ein Jahr zuvor auf den Markt gebrachten Cinemascope von 20th Century Fox. Dem wird die britische DVD (identisch mit der dt. Veröffentlichung) gerecht und präsentiert den Film im richtigen Bildformat von 2.00:1 (die Angabe auf dem Cover ist falsch!) in ordentlicher Bildqualität. Neben dem bevorzugten englischen Ton werden außerdem noch vier Synchronfassungen in DD2.0 angeboten (darunter auch ein etwas scheppernder deutscher Ton). Optional sind Untertitel in englisch, deutsch und sieben weiteren Sprachen zuschaltbar. Außer dem ramponierten Kinotrailer im Vollbild und mit englischem Ton gibt es keine Extras dieser 2004 produzierten DVD. Ein Interview mit dem noch aktiven (R.E.D.) und erst kürzlich von der Screen Actors Guild für das Lebenswerk ausgezeichneten, heute 94-jährigen Ernest Borgnine wäre aber schon schön gewesen.

Mit Humor gewürzter, starbesetzter Revolutionswestern, der ordentlich unterhält aber etwas an Tempo und Spannung vermissen lässt. Für den Westernliebhaber aber sicher von Interesse.



Text © Markus Klingbeil
VÖ: 10.03.2011

Vera Cruz

USA 1954. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 90 Min. Bildverhältnis: 2.00:1 Kinostart: 25.12.1954 (USA) 13.05.1955 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Robert Aldrich. Story: Borden Chase. Screenplay: Roland Kibbee, James R. Webb. Kamera: Ernest Laszlo. Schnitt: n/a. Musik: Hugo Friedhofer. Darsteller: Gary Cooper, Burt Lancaster, Denise Darcel, Cesar Romero, Sara Montiel, George Macready, Jack Elam, Ernest Borgnine, James McCallion, Charles Bronson.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih