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1953
Bilder © 3sat / Warner
*** Verrat im Fort Bravo
john sturges


1863. Während des amerikanischen Bürgerkrieges wollen vier Gefangene, Soldaten der Konföderiertenarmee (u.a. John Forsythe), aus einem Gefangenenfort in Arizona ausbrechen. Doch mit Roper (William Holden), einem Hauptmann der nördlichen Unionsstaaten, haben sie einen hartnäckigen Gegner.

Ein abgelegenes Fort in wüstenähnlicher Landschaft mit beeindruckenden Felsenformationen ist Schauplatz dieses kaum herausragenden Westerns von John Sturges, dem Mann, der in den Folgejahren interessantere, spannendere Filme drehte (z.B. Der letzte Zug von Gun Hill, Der alte Mann und das Meer, Die glorreichen Sieben). Leading Man William Holden (The Wild Bunch, Die Brücke am Kwai) spielt Roper, einen Mann, dessen Aufgabe es ist die gefangenen Rebellen, Soldaten der Südstaaten, unter Kontrolle zu halten. Das fällt nicht schwer, denn ohne Pferd und Gewehr und wegen der Weite der Prärie und einer ständigen Bedrohung von Indianerangriffen wagt ohnehin keiner den Aufstand. Und sollte doch einer so tollkühn sein und einen Fluchtversuch unternehmen fängt Roper ihn garantiert wieder ein. Zimperlich ist er dabei nicht. Nur beim Anblick einer schönen Frau (Eleanor Parker, Sound of Music) bekommt er schon mal weiche Knie und lässt sich zu Liebesgeflüster hinreißen (in den 50ern kam man mit so was noch durch).

Carla Forester heißt die Dame im Film und wandelt auf den Spuren einer Femme Fatale, denn sie will ihren Besuch im Fort nutzen um vier Südstaatlern (darunter ihr Geliebter) zur Flucht zu verhelfen. Der scharfe Blick des eisernen Hauptmanns muss aber vorher getrübt werden, damit das Vorhaben gelingen kann. Wir ahnen schon, dass trotz John Forsythe als befehlsgebenden Südstaaten-Hauptmann und späterer Prügelpartner die Sache nur schief gehen kann. Für den im April 2010 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Forsythe, der in seiner Karriere für Hitchcock drehte und durch die TV-Serie "Der Denver-Clan" weltberühmt wurde, war "Verrat im Fort Bravo" einer seiner ersten Kinofilme. Wie so viele andere Schauspieler begann er seine Karriere mit kleinen Rollen in TV-Serien und hatte sogar einen Auftritt in einem Cary-Grant-Film. John Sturges gibt Forsythe in der ersten Hälfte des Films aber wenig zu tun, widmet er sich doch ganz der aufblühenden Beziehung zwischen Holden und Parker. Ein Tänzchen beim Hochzeitsball im Fort mit der Verräterin/Geliebten (je nach Standpunkt des Mannes) ist Forsyth aber doch gestattet.

Erstaunlicherweise wird die Hassbeziehung zwischen Nord- und Südstaatlern, wie sie die Eingangstexttafel zu Beginn des Films ankündigt ("Gefangene und Wächter hassten sich gegenseitig"), nicht wirklich ausgelebt. Brav bleiben die zahlenmäßig überlegenen Gefangenen im gatterbegrenzenden Aufenthaltsraum inmitten des Forts, packen im kleinen Kreis die Gitarre aus und leisten sich höchstens mal ein eindeutiges pfiffiges Liedchen (Dixie-Song; Synonym für die Südstaaten) um den vorbeischlendernden Hauptmann Roper zu ärgern. Das tut der aber nicht sondern züchtet zum Ausgleich lieber Rosen (!). Die echte Ausgangsaggressivität fehlt also und so steigt die Spannung in der zweiten Filmhälfte auch nur langsam an, wenn sich eine übersichtliche Anzahl von Vertretern der Südstaaten- und Nordstaatenarmee gegen einen noch gefährlicheren zahlenmäßig überlegenen Feind verbünden müssen: Indianer. Ja, die lt. Eingangstexttafel "grausamen" Mescalero-Indianer der Wildnis kommen in diesem Film nicht gut weg, werden sie doch als gesichtslose Burschen gezeigt, die, wenn sie auftauchen, jaulend mit Pfeil, Bogen und Speer ohne Rücksicht auf eigene Verluste Kutschen mit Reisenden angreifen und auch vor Soldatenkonvois nicht halt machen.

Für Einzelschicksale der Ureinwohner ist kein Platz, stattdessen darf man deren Belagerungstaktik bewundern. Und die ist schon clever. Unbestritten der gelungene dramaturgische Höhepunkt. Das Ausgangsmaterial für diesen Film stammt übrigens von den beiden Autoren Phillip Rock und Michael Pate - ihr erstes Drehbuch - und wurde vom erfahreneren Kollegen Frank Fenton für die Leinwand aufbereitet. Fenton schrieb auch die Screenplays zu "Ein Satansweib" (mit Jane Russell), "Fluß ohne Wiederkehr" (mit Marilyn Monroe) und "Der Garten des Bösen" (mit Orson Welles). Trivia: In Datenbanken und bei der mittlerweile vergriffenen DVD-Ausgabe lautet der deutsche Titel von "Escape from Fort Bravo" "Verrat im Fort Bravo". Bei der TV-Ausstrahlung liest sich die Titelschrift im Film aber als "Verrat in Fort Bravo". Im richtigen Bildformat (1.75:1) gibt's den Film alternativ noch als Import-DVD in der amerikanischen Western Classics Collection von Warner zusammen mit "Ein Mann liebt gefährlich", "Cimarron", "Der Schatz des Gehenkten" (ebenfalls von Sturges), "Vom Teufel geritten", "Der große Schweiger".

Vor allem schön fotografierte Landschaftsbilder insbesondere vom Death Valley National Park in Kalifornien (obwohl der Film in Arizona spielt) kann man in diesem 50er-Jahre-Western genießen. Und die Actionszenen, wenn Indianer involviert sind, zeigen John Sturges Inszenierungsqualitäten. Inhaltlich fällt sein 20. Film (in nur 7 Jahren!) trotz guter Besetzung in die Kategorie der eher durchschnittlichen Western.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 06.04.2011

Verrat im Fort Bravo

(Escape from Fort Bravo)

USA 1953. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 94 Min. Bildverhältnis: 1.75:1 Kinostart: 04.12.1953 (USA) 03.09.1954 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: John Sturges. Buch: Phillip Rock, Michael Pate. Screenplay: Frank Fenton. Kamera: Robert Surtees. Schnitt: George Boemler. Musik: Jeff Alexander. Darsteller: William Holden, Eleanor Parker, John Forsythe, William Demarest, William Campbell, Polly Bergen, Richard Anderson, Carl Benton Reid, John Lupton.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih