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2009
Bilder © Sony Pictures
* Year One - Aller Anfang ist schwer
harold ramis


Zed (Jack Black) und Oh (Michael Cera) sind zwei Loser wie sie in der Steinzeit noch nie vorkamen. Als Jäger und Sammler Nieten beherrschen Frauen zwar ihre Gedanken, doch Annäherungsversuche scheitern kläglich. Ihre letzte Dummheit ärgert die eigenen Stammesbrüder so sehr, dass die beiden Freunde flüchten müssen. Auf ihrem Weg ins Ungewisse treffen sie den verschlagenen Bibel-Kain und geraten in ein Dorf voller Römer, die nach Regen lechzen.

Wie soll man die Kritik zu diesem Film am besten beginnen ? Vielleicht schnörkellos. Denn das neue Schaffenswerk von Harold Ramis ist grottenschlecht und sterbenslangweilig. Ein grimassenschneidender Jack Black, der trotzig die abgestandenen, mitunter geschmacklosen Gags serviert ist da eigentlich nur peinlich. Dabei könnte man meinen, dass hier genügend komödiantisches Talent am Werke ist um ein ordentliches Produkt abzuliefern. Schnell begreift man aber als gequälter Zuschauer, dass hier ein dümmlicher Plot mit witzlosen Aktionen auf Biegen und Brechen ausgewalzt wird - auf 97 Minuten, wer denn Durchhaltevermögen beweist.

Ramis hat als Darsteller in den beiden kultigen "Ghostbusters"-Filmen mitgewirkt. Das war in den 80ern. Er hat als Regisseur Filme mit Chevy Chase, Bill Murray, Robin Williams, Michael Keaton, Robert DeNiro und Billy Crystal gedreht. Außerordentlich dankbar muss man ihm für das Komödienhighlight " ... und täglich grüßt das Murmeltier sein" (1993). Auch mit "Reine Nervensache" und der Fortsetzung konnte man sich gut amüsieren. "Teuflisch" und "Vier lieben dich" hatten ihre Momente. Um so erschreckender ist es was Ramis hier dem Zuschauer vorsetzt. Vor allem weil dem ganzen Übel sein eigenes Script zu Grunde lag.

Mit Komödie hat das nämlich nichts zu tun, mehr mit einem mehrfach eingefrorenen und wieder aufgewärmten Mahl, das zu Beginn schon äußerst schlecht gewürzt war. Da sieht selbst ein Jack Black schlecht aus, einer, der in Filmen wie "Abgedreht - Be kind rewind", "Schwer verliebt" oder "High Fidelity" gnadenlos die Lachmuskeln des Zuschauers penetriert hat. Stattdessen wird hier gefurzt, uriniert und auch mal an Bärenkacke geleckt. "Aller Anfang ist schwer" ist der Zusatztitel des Films in der deutschen Werbekampagne, doch vor allem ist dieser Anfang grausam-blöd und langweilig.

Co-Star Michael Cera wurde 2007 mit den beiden Erfolgsfilmen "Superbad" und "Juno" bekannt und spielte außerdem in der netten Liebeskomödie "Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht". Was er in "Year One" verloren hat ist ein Rätsel, wirkt er doch mit seinem immer gleichbleibenden Gesichtsausdruck mehr wie eine trübe Tasse, die keiner mehr im Regal stehen haben will. Er wurde wohl als potentiell witziger Kontrast zu Black engagiert - hier der dürre bleiche Bub, der etwas Grips in der Steinzeitbirne hat, da das kräftige Dickerchen, dessen Hirn in die Hose gerutscht ist.

Kämpft man sich tapfer durch den öden Plot und ringt die aufkommende Müdigkeit nieder, dann "belohnt" einen Ramis mit einer Vielzahl an Schauspielprominenz aus der B-Liga, die sich in hoffentlich gut entlohnten Nebenrollen zum Affen machen. David Cross (TVs Arrested Development) ist als biblischer Kain im Einsatz, der Bruder Abel alias Paul Rudd (Trauzeuge gesucht!) um die Ecke bringt um dann die Tat den beiden vorbeispazierenden Dumpfnasen Zed und Oh in die Schuhe zu schieben. Ex-Fußballer Vinnie Jones, der sich jährlich durch das Drehen diverser B-Streifen im Geschäft hält, lässt als Römer seine Muskeln spielen und guckt sonst nur grimmig.

Desweiteren finden sich ein: eine wortkarge Juno Tempel (Wild Child, Die Girls von St.Trinians) als Liebesobjekt des schüchternen Oh, Xander Berkley als König, der ständig Jungfrauen opfert um die Götter gnädig zu stimmen damit die Dürrezeit vorübergeht sowie Olivia Wild (TVs Dr. House, Turistas) als Stieftochter des Königs, deren Anblick bei Zed zu Hormonstau führt. Obwohl er ja ursprünglich jemand anderes retten und flachlegen will. Völlig daneben ist der klischeetriefende Auftritt von Oliver Platt (Frost/Nixon), der als zugeschminkter homosexueller Hohepriester seinen Sklaven ständig an die Wäsche will und das Kraulen der üppigen Brusthaare einfordert.

Wer auch immer das Zielpublikum für diese unsinnige, verunglückte Komödie sein sollte, angebissen hat es (bisher) jedenfalls nicht. 60 Millionen US-Dollar hat Ramis für die Visualisierung seiner Einfälle verpulvern können. Am Startwochenende in den USA flossen gerade mal knapp 20 Millionen USD zurück in die Kassen, eine Woche später brachen die Einnahmen sogar um 69 % ein. Sony muss jetzt auf den internationalen Markt setzen und darauf hoffen, dass es doch noch ein Publikum gibt, dass heiß ist auf den ganz, ganz schlichten Humor. Erfolgsmacher Judd Apatow (Beim ersten Mal, Superbad), hier nur als Produzent im Einsatz, dürfte diesen Flop aber kaum lange ärgern. Er hat genug andere Projekte am laufen in die er sich verbeißen kann.

Harold Raimis Steinzeit/Bibelverulkungskomödie ist eine einzige Enttäuschung in der nicht ein Gag funktioniert. Stattdessen ist Fäkalhumor wieder Trumpf und Jack Blacks Grimassenschneiderei der letzte Strohhalm um dem Zuschauer wenigstens eine Reaktion - ein gequältes Verziehen seiner Miene - abzuringen. Doch schafft er das wirklich ?


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.08.2009

Year One - Aller Anfang ist schwer

(Year One)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 97 Min. Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: 19.06.2009 (USA) 27.08.2009 (D). Budget: 60 Mio. USD Einspiel: 42.8 Mio. USD (USA) 52 Mio. USD (weltweit) Regie: Harold Ramis. Buch: Harold Ramis. Screenplay: Harold Ramis, Gene Stupnitsky, Lee Eisenberg. Kamera: Alar Kivilo. Schnitt: Craig Herring, Steve Welch. Musik: Theodore Shapiro. Darsteller: Jack Black, Michael Cera, Oliver Platt, David Cross, Christopher Mintz-Plasse, Hank Azaria, Vinnie Jones, Juno Temple, Olivia Wilde, June Diane Raphael, Xander Berkeley, Harold Ramis, Bill Hader.
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