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2014

Bilder © 20th Century Fox
**** X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
bryan singer


Die Mutanten der Zukunft stehen vor der Auslöschung. Einzige Rettung wäre ein Sprung zurück in der Zeit um mit der Verhinderung eines Attentats die Zukunft positiv zu verändern. Wolverine soll es richten.

Kein Jahr ohne Marvel-Film. Die „X-Men“ dürfen sich allerdings noch nicht mit „Spider-Man“ oder den „Avengers“ herumschlagen, weil unterschiedliche Studios die Rechte an diesen Charakteren aus dem Marvel-Comic-Universum haben. Und ein Crossover scheint trotz dem immer wieder geäußerten Wunsch von Hugh Jackman in naher Zukunft keine Chance zu haben. Jackman ist seit der ersten Live-Action-Adaption der X-Men-Superheldentruppe im Jahr 2000 dabei und als unsterblicher Wolverine einer der populärsten Comichelden überhaupt. Neben den Ensemblefilmen durfte er auch in zwei Soloabenteuern ran, ein drittes ist geplant. Im aktuellen Film, der die alte Generation mit der neuen vereint, fällt Jackman alias Wolverine wieder eine Schlüsselrolle zu. Sein Geist/sein Verstand (nicht sein Körper!) wird auf Zeitreise geschickt und schlägt 50 Jahre früher, in den 1970ern auf. Dort soll er mit Hilfe des jungen Professor Charles Xavier (James McAvoy, Drecksau) die künftige Attentäterin Raven alias Mystique (Jennifer Lawrence, The Hunger Games) von ihrem Vorhaben abbringen den Mutantenfeind Dr. Bolivar Trask (Peter Dinklage, Game of Thrones) zu töten. Denn sein Tod war der Start zur unglückseligen Zukunft der X-Men und ihrer Artverwandten. Hilfe für ihr Vorhaben brauchen Wolverine, Xavier und dessen getreuer Weggefährte Hank alias Beast (Nicholas Hoult, Jack and the Giants) aber von ihrem gemeinsamen Erzfeind Erik Lehnsherr alias Magneto (Michael Faßbender , The Counselor). Der sitzt wegen Mordes an John F. Kennedy (!) in Washington im Hochsicherheitstrakt.

Viele Charaktere, noch mehr Hintergrundinfos, die aufbereitet werden müssen. Vor drei Jahren hat der britische Regisseur Matthew Vaughn der Superheldencrew (ohne Wolverine) in „X-Men: Erste Entscheidung“ einen Neustart verpasst. Die Geschichte, angesiedelt im Jahr 1962, zeigte vertraute Charaktere (gespielt von anderen Schauspielern) und den Beginn ihrer Initiative für ein friedliches Zusammenleben von normalen Menschen und solchen mit besonderen Fähigkeiten (Mutanten). Kommerziell ein Erfolg und auch von Kritikern gelobt sollte Vaughn auch „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ inszenieren. Doch wie 2006 beim dritten X-Men-Film zog sich Vaughn kurzfristig zurück. Diesmal war ihm ein anderes Projekt (über einen jungen Geheimagenten) wichtiger (als einer von drei Drehbuchautoren hat er aber doch noch seinen Anteil am neuen Film). Zurück im Regiestuhl für diese Reihe ist nach 11 Jahren Bryan Singer, der nach zwei X-Men-Filmen 2000, 2003 ausstieg und versuchte einem anderen Comichelden Flügel zu verschaffen, mit „Superman Returns“ aber unter den Erwartungen blieb. Zuletzt musste er einen herben Rückschlag einstecken. „Jack and the Giants“ fiel 2013 an den Kinokassen durch und daraus resultierende Verluste der Produktionsstudios sollen in Höhe von 125-140 Mio. US-Dollar (!) liegen. Da kommt ein populäres Comichelden-Franchise gerade recht vor allem, weil Singer auf vertrautem Terrain wandert (er hat zur Story des 2011er-X-Men-Film beigetragen und fungierte als Produzent). Zwei parallel ablaufende Zeitebenen plus die Hintergrundgeschichten aus sechs vorherigen Filmen zu einem nachvollziehbaren Ergebnis zu bündeln ... wehe wer da den Durchblick verliert.

Reizvoll an diesem Eventmovie und ein gutes Argument sich diesen Film anzusehen ist natürlich die Rückkehr der Originalbesetzung und der Vergleich wie sich die Beziehungen untereinander in den letzten 50 Jahren (1973-2023) entwickelt haben. Patrick Stewart, Ian McKellen, Ellen Page, Halle Berry, Shawn Ashmore schlüpfen nach acht Jahren wieder in ihre Kostüme und versuchen sich in der düsteren Zukunft lange genug gegenüber Sentinels - Roboter, die Mutanten aufspüren und töten - zur Wehr zu setzen. Solange bis Wolverine den entscheidenden Kurswechsel in der Vergangenheit eingeleitet hat. D.h. natürlich liegt der Schwerpunkt von Singers Inszenierung in den 70ern und der Interaktion eines viel wissenden Wolverine mit den jüngeren X-Men. Das bietet einige Gelegenheiten für komische Momente, denn Wolverine muss erst einmal Zeitgeist schnuppern und er hat zudem noch nicht seinen ganz so tödlich-fingerfertigen Körper wie Jahre später. Ihre körperlichen Reize deutlicher in Szene setzen darf diesmal Jennifer Lawrence als blaues Chamäleon Mystique, die jede Form annehmen kann und wie wir wissen der Seite des Bösen zugeneigt ist. Eine der besten Szenen des Films (insbesondere was auch den 3D-Effekt betrifft) ist allerdings einem Neuling in der X-Men-Filmreihe zu verdanken. Even Peters (American Horror Story) ist Quicksilver, ein junger Mann, der sich in Bruchteilen von Sekunden von Ort zu Ort bewegen kann und damit die Zeit quasi zum Stillstand bringt. Bei der Befreiungsaktion von Magneto gibt es den 360-Grad-Wahnsinn zu bestaunen. Der im Vorfeld vieldiskutierte Auftritt von Anna Paquin als Rogue gehört übrigens zur blink-and-miss Kategorie. Wie auch einige andere Charaktere der ersten drei Filme. Die Neuzugänge, Chinas Superstar Fan Bing Bing (Shaolin) und Frankreichs Omar Sy (Ziemlich beste Freunde), können sich auch nicht besonders hervorheben.

Der voller Referenzen an die früheren Filme steckende Superheldenstreifen macht es nicht leicht alle Details im ersten Lauf zu erfassen und die Chronologie nachzuvollziehen. Und auch wenn manche Dialoge arg pathetisch vorgetragen werden ist dieses Abenteuer unterhaltsames Blockbuster-Kino. Ganz so gut wie Vaughns Vorgängerfilm ist „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ zwar nicht aber Singer kann ja versuchen 2016 mit „X-Men: Apocalypse“ noch eine Schippe draufzulegen.

Text © Markus Klingbeil
25.05.2014

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
(X-Men: Days of Future Past)


USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 131 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 23.05.2014 (USA) 22.05.2014 (D). Budget: 200 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Bryan Singer. Screenplay: Simon Kinberg. Story: Jane Goldman, Simon Kinberg, Matthew Vaughn. Kamera: Newton Thomas Sigel. Schnitt: John Ottman. Musik: John Ottman. Darsteller: Hugh Jackman, James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Peter Dinklage, Evan Peters, Josh Helman, Ellen Page, Ian McKellen, Patrick Stewart, Fan Bingbing, Anna Paquin, Halle Berry, Shawn Ashmore, Kelsey Grammer, Famke Janssen, James Marsden.
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