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2008
Bilder © 20th Century Fox
** Verrückt nach Steve
phil traill


Ein Blind Date, vermittelt durch die eigenen Eltern, soll Mary Horowitz (Sandra Bullock) dazu bringen sich etwas mehr zu amüsieren anstatt nur über das Erstellen von Kreuzworträtsel nachzudenken. Als sie dann Steve (Bradley Cooper) sieht verliebt sie sich auch gleich Hals über Kopf . Dem geht das allerdings viel zu schnell und er sucht das Weite. Doch Mary gibt nicht auf und folgt ihm quer durchs Land.

Sandra Bullock ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen - auch außerhalb Amerikas. Aber nicht alle ihrer Filme haben den selben Unterhaltungswert wie Bullocks charmantes Auftreten in der Öffentlichkeit. Schon die Fortsetzung von "Miss Undercover" im Jahr 2005 war nicht der erhoffte große Erfolg für die deutschstämmige Amerikanerin auch wenn die weltweite Einspielmarke von 100 Mio. US-Dollar so gerade noch geknackt wurde. Nach langer Durststrecke zeigte sie sich vier Jahre später aber mit "Selbst ist die Braut" (Einspiel weltweit: 317 Mio. USD) wieder in Komödientopform und überzeugte vor allem die amerikanischen Kritiker mit ihrer Darstellung als couragierte Stiefmutter in dem Football-Drama "The Blind Side" (299 Mio. USD).

Zwischen den Veröffentlichungsdaten dieser beiden Filmen wurde noch ein dritter Film mit Sandra Bullock in den US-Kinos gezeigt, der allerdings vom Publikum geschmäht wurde und sich schnell aus den Top 10 der Charts verabschiedete. Das lag wohl nicht allein an den miesen Kritiken zu "Verrückt nach Steve" (nicht einmal "Miss Undercover 2" wurde so abgestraft) sondern vor allem daran, dass dieser Film auch dem wohlwollendsten Bullock-Fan kaum ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Und damit fällt dann positive Mundpropaganda gleich mal weg. Dem deutschen Kinopublikum wollte man Bullocks Missgriff aber letztendlich nicht vorenthalten (und gleich auf DVD veröffentlichen) und so kommen auch wir in den zweifelhaften Genuss dieses unausgegoren Mix aus Roadmovie, Stalkerdrama, überdrehter Liebeskomödie und Mediensatire.

Ob der Film jetzt in Deutschland gut läuft oder nicht dürfte der durch ihr privates Ehedrama in die Schlagzeilen geratenen Schauspielerin momentan ohnehin egal sein. Schon die Verleihung des Preises für die schlechteste schauspielerische Darstellung (Goldene Himbeere) einen Tag vor der Oscarveranstaltung diesen Jahres ertrug sie mit Humor. Sie erschien selbst zur Preisverleihung um die Trophäe in Empfang zu nehmen und brachte allen Anwesenden noch jeweils eine DVD von "Verrückt nach Steve" mit falls sich jemand den Film noch mal ansehen und die Meinung vielleicht revidieren möchte. Bullock hat nicht nur die Hauptrolle gespielt sondern auch mit ihrer eigenen Firma Fortis Films die Verfilmung des Drehbuchs von Kim Barker ("Lizenz zum Heiraten") produziert. Das hat sie sich also in mehrfacher Hinsicht selber eingebrockt.

Die Geschichte ist gespickt mit sonderbaren, überdrehten Situationen, die zum Lachen animieren sollen aber frühzeitig als Rohrkrepierer enden. Es ist eine Jagd auf gute Gags, die keine sind, so wie die spektakulären Stories keine karrierefördernden sind, denen Steve (Bradley Cooper, Hangover) in seiner Eigenschaft als Kameramann und Hartman Hughes (Thomas Hayden Church, Spider-Man 3) als Sensationsreporter auf der Spur sind. Da sind selbst ein dreibeiniges Kind und in einer verlassenen Mine verschüttete taubstumme (!) Jugendliche kein Tabu. Und während das Duo mit seinem asiatischstämmigen Sidekick (Ken Jeong, All inclusive) von Ort zu Ort reist heftet sich Mary, das hemmungslos drauflosplappernde, wandelnde Lexikon mit blondgefärbten Haaren und knallroten hohen Stiefeln, unbeirrbar an deren Fersen.

Doch diese Art und Weise geht einem schnell auf die Nerven. Da hat man vollstes Verständnis dafür, dass die Reisegruppe erleichtert klatscht als die Busfahrerin Mary an die Luft setzt. Allein einem lässigen Thomas Hayden Church ist es zu verdanken, dass bei 99 Minuten Laufzeit nicht alles vergeudete Zeit ist. Oft punktete eine Komödie noch mit sonderbaren Charakteren in Nebenrollen, doch hier wirken selbst diese mit DJ Qualls ("Road Trip") und Katy Mixon ("Mein Schatz, unsere Familie & ich") als harmlose Demonstranten besetzten Figuren völlig überflüssig. Die hätte der Hurrican auch gleich wegpusten können. Man hätte im weiteren Verlauf der Geschichte niemanden vermisst.

Ein Tiefpunkt in Sandra Bullocks Karriere ist diese missratene Komödie, gleichzeitig das Spielfilmdebüt von Regisseur Phil Traill. Doch dank Boxoffice-Hits wie "Selbst ist die Braut" besteht kein Grund um ihre Zukunft zu fürchten. Die öffentliche Meinung steht ohnehin z.Zt. voll auf ihrer Seite. Nur sollte man um "Verrückt nach Steve" lieber einen großen Bogen machen.



Text © Markus Klingbeil
VÖ: 01.05.2010

Verrückt nach Steve

(All About Steve)

USA 2008. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 99 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 04.09.2009 (USA) 29.04.2009 (D). Budget: n/a Einspiel: 33.9 Mio. USD (USA) 37.5 Mio. USD (weltweit) Regie: Phil Traill. Buch: Kim Barker. Kamera: Tim Suhrstedt. Schnitt: Rod Dean, Virginia Katz. Musik: Christophe Beck. Darsteller: Sandra Bullock, Thomas Haden Church, Bradley Cooper, Ken Jeong, DJ Qualls, Keith David, Howard Hesseman, Beth Grant, Katy Mixon.
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