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2011
Bilder © Paramount
** Thor
kenneth branagh


Der junge, überhebliche Donnergott Thor (Chris Hemsworth) wird von seinem Vater Odin (Anthony Hopkins) aus dem Königreich Asgard verbannt, weil er sich nicht an Regeln halten kann. Auf der Erde soll er Demut und Verantwortungsbewusstsein lernen, ganz ohne seine Superkräfte. Er trifft auf Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman), die sich sehr für ihn, der vom Himmel gefallenen ist, interessiert.

Hollywood liebt seine Comichelden. Denn Comichelden kann man nicht nur über das Heft am Kiosk vermarkten oder über Actionfiguren, Videospiele, Zeichentrickserien, Happy-Meals oder sonstiges Merchandise. Comichelden bringen auch Geld an der Kinokasse und wenn das nicht genug ist sprudeln die Einnahmen über die Weiterverwertung als DVD/Blu-ray und TV/Video on Demand. Das amerikanische Unternehmen Marvel hat über viele Jahrzehnte ein komplexes Universum an unterschiedlichen Helden angesammelt, die uns das Phantastische in den Alltag bringen. Mit eigenem Filmproduktionsstudio unternimmt Marvel seit ein paar Jahren Höchstanstrengungen um in kürzester Zeit so viele Helden wie möglich in eigenständigen Filmen unterzubringen um sie im Megaevent "The Avengers" (Dt. Kinostart: 03.05.2012) miteinander zu vereinen. Hinweise darauf werden seit "Iron Man" (2008) in allen Marvel-Produktionen am Ende des jeweiligen Films in kurzen Filmsequenzen gestreut. So auch in "Thor" (also beim Abspann sitzen bleiben!).

"Thor" ist mehr noch als die "Iron-Man"- und "Hulk"-Filme ein großer Spielplatz für computergenerierte Effekte und schafft es ebenso wenig wie das ganz auf Optik setzende, erst kürzlich im Kino gelaufene "Tron"-Sequel von Disney eine vernünftige, abwechslungsreiche Geschichte zu liefern. Besetzt mit den international renommierten Schauspielern Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer, Die Maske des Zorro) und Natalie Portman (Black Swan, Star Wars: Episode I) sowie einem vertrauten Gesicht wie Stellan Skarsgård (Illuminati, Mamma Mia!) wird aber die Titelfigur von dem einem Massenpublikum nicht bekannten Australier gespielt. Chris Hemsworth (Star Trek, A Perfect Getaway) heißt der 27-jährige, der nicht nur den Hammer aus einem Gesteinsblock ziehen muss sondern die Last dieses 150-Mio.-Dollar-Unternehmens schultern soll. Das scheint eine lösbare Aufgabe zu sein, wenn man sich der Unterstützung eines Regisseurs wie Kenneth Branagh gewiss ist. Branagh ist bekannt für seine vielen Shakespeare-Adaptionen, die auf Schauspieler und nicht auf Computereffekte setzen.

Dass auch solche Regisseure gute Actionfilme mit Blockbusterqualitäten inszenieren können, denen man aufgrund ihrer bisherigen Werke vorher etwas skeptisch gegenübergestanden ist, zeigte z.B. Marc Forster mit dem Bond-Film "Ein Quantum Trost". Drama- und Komödienspezialist Mike Newell scheiterte hingegen mit seinem CGI-Actionabenteuer "Prince of Persia: Der Sand der Zeit". Branagh, zuletzt mit dem Kammerspiel "1 Mord für 2" (2007) im Kino, folgt enttäuschenderweise dem Beispiel seines Landsmannes Newell und lässt sich vom CGI-Overkill einer Phantasiewelt überwältigen. Hin- und her springt man ständig zwischen den Parallelwelten Erde/Königreich der Götter, deren temporäre Verbindung von Heimdall, dem Torwächter kontrolliert wird. Realwelt meets Fantasy, wenn die Götter vom Himmel fallen und auf die Hilfe einer kleinen Gruppe Wissenschaftler angewiesen sind. Eine Verschwörung gibt es nämlich, einen handfesten Krieg in Asgard, der arglose Erdmenschen in Bedrängnis bringt, weil eben Schlüssel- und Hassfigur Thor bei uns seine Strafe absitzt. Dem Vater zu gehorchen hätte ihm den Thron eingebracht - der ist nun futsch. Der Vater auch beinahe. Das weckt den Zorn des Donnergottes und wehe dem Verräter, der seinen Weg kreuzen wird.

Chris Hemsworth kann als Held nicht glänzen, aber wie auch, wenn das Drehbuch, an dem fünf Autoren gewerkelt haben, keine interessante Story liefert. Verwunderlich z.B. ist wie schnell sich die Gottheit an das Erdenleben anpasst, sich über den ganzen technischen Schnickschnack den die Wissenschaftler in ihrem Gebäude haben nicht wundert, er selbst auf Innovationen wie das Telefon kaum eine Reaktion zeigt. Stattdessen wird er als edler Ritter porträtiert, der merkwürdig spricht und ganz auf die Bergung seines Power-Hammers - der ging beim Absturz verloren - fokussiert ist. Natalie Portmans Rolle gibt noch weniger her, dient sie doch alleine dem romantischen Aspekt, denn auch ein Gott will geliebt werden, selbst wenn eine Sterbliche nicht unbedingt die bevorzugte Wahl eines Gottes sein sollte. Teils unfreiwillig komisch, teils überzogen-dramatisch spielt Tom Hiddleston (hat in 6 TV-Folgen neben Branagh in "Kommissar Wallander" gespielt) als Loki, der bösartige Bruder Thors mit dunklem Geheimnis.

Mehr Lachnummern als Minihelden sind Thors Sidekicks, darunter ein komplett unterforderter Tadanobu Asano (in seiner Heimat Japan ein Star u.a. als "Ichi the Killer") und "Punisher" Ray Stevenson. Etwas mehr zu sehen bekommen wir diesmal von Agent Coulson (Clarg Gregg, TVs The New Adventures of Old Christine), der für die geheimnisvolle Superspionorganisation S.H.I.E.L.D neue Helden rekrutiert und dafür Thor im Auge hat. In den beiden "Iron-Man"-Filmen hatte er schon kleinere Auftritte, nächstes Jahr, wenn Marvel weitere Filme herausbringen wird, werden wir ihn sicher wiedersehen. Auf jeden Fall hämmert Thor auch künftig wieder solo: Eine Fortsetzung wurde schon vor (!) dem US-Kinostart dieser Folge angekündigt. Als nächstes gibt es aber erst einmal die Vorgeschichte der X-Men in "X-Men: Erste Entscheidung" (09.06.2011) und den nationalen Retter "Captain America: The First Avenger" (21.07.2011) zu begutachten, falls man dann noch nicht längst genug hat von Helden ohne Strumpfhosen.

Kenneth Branagh sollte wieder Shakespeare verfilmen, denn seine Handschrift erkennt man in diesem Werk nicht. Wüsste man es nicht besser hätte es auch irgendein anderer Regisseur sein können, der hier Anweisungen gab. Zugekleistert von Computereffekten, dazu ein hochgerechneter 3D-Effekt (kaum der Rede wert), sind diese Lehrstunden des Donnergottes nicht mal als sinnloses Popcornkino längerfristig unterhaltend. Dafür nehmen die Macher ihre müde Geschichte zu ernst und selbst bewährte Darsteller können ihre Fähigkeiten nicht ausspielen. Der viel gescholtene "Kampf der Titanen" war da eindeutig unterhaltender.
Text © Markus Klingbeil
08.05.2011

Thor

USA 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 114 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 06.05.11 (USA) 28.04.2011 (D). Budget: 150 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Kenneth Branagh. comic books: Stan Lee, Larry Lieber, Jack Kirby. Story: J. Michael Straczynski, Mark Protosevich. Screenplay: Ashley Miller, Zack Stentz, Don Payne. Kamera: Haris Zambarloukos. Schnitt: Paul Rubell. Musik: Patrick Doyle. Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Anthony Hopkins, Stellan Skarsgård, Kat Dennings, Clark Gregg, Idris Elba, Colm Feore, Ray Stevenson, Tadanobu Asano, Samuel L. Jackson (cameo), Jeremy Renner (cameo).

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