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2006
Bilder © New Line Cinema
**** The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning
jonathan liebesmann


1939 wird ein missgebildetes Baby geboren und von der Hewitt Familie aufgenommen. 30 Jahre später ist das Kind zu einem kräftigen 2-Meter-Mann geworden, der in der Schlachterei Rinder bearbeitet. Als er arbeitslos wird und im Jähzorn seinen Chef tötet ist der weitere Weg vorprogrammiert. Und den kreuzt ausgerechnet eine vierköpfige Gruppe auf Durchreise, die unbewusst in das Revier der Hewitts eindringen. Der Kampf ums Überleben beginnt.

Leatherface ist neben Michael Myers, Freddy Krueger und Jason Voorhees eine der Kultfiguren, die das Horrorgenre in den 70ern und 80ern hervorgebracht hat. Seit Tobe Hoopers Schocker 1974 ist der maskierte, wortkarge Killer nun unter Anleitung seiner sadistischen Familiengang mit der Kettensäge unterwegs und verschreckt unschuldige junge Menschen. Verstört und bereit diese Begegnung aus ihrem Lebenslauf zu streichen waren vermutlich auch Dennis Hopper, Viggo Mortensen, Matthew McConaughey und Renée Zellwegger, die sich in die eine oder andere Fortsetzung verirrten. 2003 erinnerte sich Actionspezialist Michael Bay (Transformers) an den Massenmörder und verhalf ihm, der die letzten Jahrzehnte in Low-Budget-Werken dahindümpelte, zum "Comeback". Für unter 10 Millionen Dollar gedreht spülte die Neuverfilmung unter der Regie vom Deutschen Marcus Nispel weltweit über 107 Millionen Dollar in die Kassen und war zugleich auch Wegbereiter für ein Wiederaufleben des amerikanischen Splatter-Horror-Kinos, das in den folgenden Jahren Filmreihen wie Saw und Hostel hervorbrachte. Im gleichen Jahr wie das 2003-Remake von Texas Chainsaw Massacre lief mit Haute Tension außerdem ein noch härterer Streifen aus Frankreich auf diversen Festivals. Der Regisseur Alexandra Aja drehte später ein gelungenes Remake von Wes Cravens "The Hills Have Eyes".

Um der Gewaltspirale des gegenwärtigen Horrorfilms zu folgen wollten die Produzenten vom 2003er Film nun mit "Texas Chainsaw Massacre - The Beginning" noch weiter gehen als bisher und filmten die Todesszenen mit der Gewissheit, dass die MPAA, die amerikanische Zensurstelle, dies für eine Kinoauswertung auf keinen Fall durchgehen lassen würde. Anders als bei deutschen Videoveröffentlichungen kann in Amerika praktisch alles bei einer ungeprüften ("unrated") DVD-Veröffentlichung gezeigt werden und so sind die Bemühungen von Effektespezialist Greg Nicotero und KNB FX in der Heimkinoversion in voller Länge zu sehen. Als Regisseur für die Geschichte, die von den Anfängen der Horrorsippe in Fuller, Texas erzählt wurde der Südafrikaner Jonathan Liebesman ausgewählt. Liebesman war schon Kandidat für die 2003er-Verfilmung, hatte aber schon für sein Spielfilmdebut ‚Der Fluch von Darkness Falls' bei einem anderen Studio unterschrieben, bevor das "Texas"-Projekt richtig in Gang kam. Das Problem, das sich nun den Drehbuchautoren Sheldon Turner und David J. Schow stellte war nun jenes, dass ‚The Beginning' als Prequel zu Bays 2003er-Produktion funktionieren musste und inhaltlich drei Jahre vorher, im July 1969, angesiedelt ist. Wer also das Remake gesehen hat, der weiß bereits welche Figuren im neuen Film überleben müssen, damit es keine Anschlussprobleme gibt. Die Herausforderung ist also jene, trotzdem spannende Szenarien zu entwickeln um besagtes dramaturgisches Hindernis vergessen zu lassen.

Betrachtet man die Ausgangssituation so ist diese im Grunde vergleichbar mit den früheren "Texas"-Filmen als auch mittlerweile Standardgerüst eines jeden Hinterwäldler-Horror-Streifens. Zwei Pärchen sind mit dem Wagen durchs ländliche Texas unterwegs zur Stadt Austin. Dort müssen sich die beiden Brüder Dean (Taylor Handley) und Eric (Matthew Boomer) beim Militär melden für ihren Einsatz in Vietnam. Während Eric bereits eine Tour hinter sich hat und sich nur wegen seinem Bruder ein zweites Mal verpflichtet will Dean lieber mit Freundin Bailey (Diora Baired) nach Mexiko abhauen. Lange bleibt das Vorhaben Deans aber nicht verborgen und die Streitereien untereinander und eine unangenehme Begegnung mit einer Motorrad-Braut führen zu einem folgenschweren Unfall, der vom selbsternannten Sheriff Hoyt (furchterregend und sadistisch: R. Lee Ermy) für seine Zwecke missbraucht wird. Was folgt ist eine Szenenabfolge, die stark an Tobe Hoopers Originalfilm erinnert und Liebesmans Werk eher zu einem Remake (inklusive berüchtigtem Familiendinner) macht als wirklich viel neues produziert. Im Schnelldurchlauf wird Thomas Hewitts aka Leatherface' unschöne Kindheit abgehandelt. Bedingt durch sein missgestaltetes Gesicht entstand das Bedürfnis sich hinter einer Maske zu verstecken - zunächst aus Tierhaut, später aus Fetzen von Menschenhaut oder gleich ein ganzes Gesicht. Auch bekommt man einen intensiven Eindruck vom wahnsinnigen Hoyt, der als Familienoberhaupt den Ton angibt und Thomas zu Gewalttaten antreibt. Letztendlich ist es aber das gewohnte perverse Spiel ums Leben bei dem diesmal eigentlich nur die Bösen gewinnen können.

Liebesman macht das Beste aus den Vorgaben und einer Besetzung, die außer Jordana Brewster (The Fast and the Furious) und R. Lee Ermy (Full Metal Jacket) mit kaum bekannten Darstellern auskommt. Die machen das allerdings recht gut und auch die Horror-Family von 2003 ist wieder komplett. Ebenfalls konnte Liebesman auf einen Grossteil der 2003er-Crew und sogar auf viele bekannte Locations (z.B. das texanische Horror-Haus) zurückgreifen. Statt Daniel Pearl sorgt nun Kameramann Lukas Ettlin für den passenden Look und er steht seinem Vorgänger in nichts nach. Dass der Film für Freunde des gepflegten Horror-Thrillers nichts ist, dafür sorgt schon Greg Nicotero, der erstaunlich realistische Gore-Effekte zaubert und dabei ordentlich Blut vergießt. Obwohl dem Hardcore-Horror-Fan mehr geboten wird als im vorigen Teil war ‚The Beginning' an den Kinokassen weitaus weniger erfolgreich als der Vorgänger (Fast doppelt so teuer und nur halb so viel Einnahmen). 2007 gab es mit "Hannibal Rising" und Rob Zombies "Halloween" ebenfalls Filme, die die Entstehung eines Monsters zeigten. Diese Filme waren zwar auch kommerziell erfolgreicher als "The Beginning", können aber weder inhaltlich noch was die Spannung betrifft überzeugen.

DVD (UK, PAL, RC2, 2-Disc-Set):

Der Film wird im 1.85:1-Format (anamorph) präsentiert. Das Bild ist gut, ohne sichtbare Schmutzpartikel. Ton gibt's in Englisch DD5.1 und DTS-ES 6.1 als auch in DD2.0. Auf Disc 1 kann man wählen zwischen der Kinoversion (87 min) und der ungeschnittenen Version (92 min). Beide Versionen sind komplett eigenständig auf der DVD vorhanden (kein Seemless Branching). Der Audiokommentar ist für die ungeschnittene Version aufgenommen worden, läuft aber auch (wohl etwas gestrafft) beim Ansehen der Kinofassung. Beteiligt daran sind Regisseur Liebesman ("Liebo") und die Produzenten Brad Fuller und Andrew Form. Es wird fast durchgängig geplaudert ohne dass Langeweile entsteht, wobei die Produzenten im Verlauf den größeren Wortanteil haben, den Regisseur aber immer mit gezielten Fragen ins Spiel bringen. Disc 2: Interessantes Making of (43 Minuten) mit Interviews aller Beteiligten zur Entstehungsgeschichte des Films, wie die Effekte kreiiert wurden, etc. (im 16:9-Format). Deleted Scenes/Extended Scenes + alternatives Ende (12min). Ausserdem noch Trailer (zum Hauptfilm und "Little Children" und "Tenacious D."). Hinweis: Die deutsche Verleih-DVD ist an zwei Stellen gekürzt ... und man merkt es.

Die (im Ausland erhältliche) ungeschnittene Fassung von "Texas Chainsaw Massacre: The Beginning" ist spannendes, düsteres Horrokino trotz altbekanntem Plot und garniert mit derben Splattereffekten aus dem Hause KNB FX. Der Film wirkt dabei weniger wie eine Vorgeschichte als ein besseres Remake eines Genre-Klassikers. So hart und böse hätte Marcus Nispels Version drei Jahre zuvor aussehen sollen. An Tobe Hoopers Schocker, der weitaus weniger Gore-Effekte zeigt aber durch den "Terror im Kopf" effektiver wirkt, kommt aber auch Liebesmans Version nicht heran.

"The Texas Chainsaw Massacre is like the Grandaddy of horrific Slasher … this movie has to push the boundaries" (Jonathan Liebesman)


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 29.09.2008

The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning

USA 2006. Länge: 87/92 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 06.10.2006 (USA) 18.01.2007 (D). Budget: 16 Mio. USD Einspiel: 39.5 Mio. USD (USA) 51.7. Mio. USD (weltweit) Regie: Jonathan Liebesman. Buch: Sheldon Turner, David J. Schow. Screenplay: Sheldon Turner. Kamera: Lukas Ettlin. Schnitt: Jonathan Chibnall, Jim May, Joel Negron. Musik: Steve Jablonsky. Darsteller: Jordana Brewster, Taylor Handley, Diora Baird, Matthew Bomer, R. Lee Ermey, Andrew Bryniarski, Terrence Evans, Marietta Marich

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