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2005

Bilder © SCI / T-Series
** Sarkar
ram gopal varma


Subhash Nagre ist ein mächtiger Mann in Mumbai, der sein Leben und seine Geschäfte nach eigenen Regeln lebt, die nicht immer konform sind mit denen des Staates. Als er die Partnerschaft mit einem Gangster aus Dubai ablehnt eskaliert die Situation.

Es gibt kaum einen Grund zur Freude in dieser Geschichte. Die Umstände lassen es nur schwer zu. Denn wo vom Staat nicht für Gerechtigkeit gesorgt wird, wo Politiker und Polizisten korrupt sind da brauchen die hilflosen Menschen eine Stütze. Und diese Schwächen macht ein Mann zu seiner Stärke. Indiens Schauspiellegende Amitabh Bachchan (Sholay) verkörpert hier den Paten von Mumbai, einen Mann dem die kleinen Leute vertrauen, der aber auch viele Feinde hat, die darauf warten ihn zu stürzen. Ram Gopal Varma inszeniert mit „Sarkar“ seine Hommage an Francis Ford Coppolas „Der Pate“ und lehnt sich damit weit aus dem Fenster. Wie im amerikanischen Vorbild aus dem Jahre 1972 steht auch in Varmas Film die Familie und daraus resultierende Probleme im Mittelpunkt. Abishek Bachchan (Dum Maaro Dum) spielt nicht nur im Film den Sohn von Amitabh sondern ist das auch im echten Leben. Als Shankar Nagre kehrt er aus den USA zurück nach Indien, unbelastet, naiv und bestreitet gegenüber Freundin Pooja (Katrina Kaif, Dhoom 3) vehement sein Vater sei ein Gangster (womit er sein Geld verdient erfahren wir aber auch nicht). Subhashs anderer Sohn Vishnu (Kay Kay Menon, Life in a Metro) weiß da besser Bescheid, gibt er jedenfalls vor. Vishnu, ein impulsiver Typ mit Anflug von Minderwertigkeitskomplexen, ist Produzent eines Bollywoodfilms, interessiert sich aber mehr für die Hauptdarstellerin obwohl er zuhause Frau und Kind hat. Das Verhältnis zum Vater ist nicht das Beste und die Spannungen verstärken sich als Familienoberhaupt Subhash noch ein scheinbar lukratives Geschäft ablehnt.

Die Zutaten für einen spannenden Gangsterstreifen sind vorhanden doch gelingt es Varma nicht daraus etwas interessantes zu machen. Erschreckend vor allem wie die beiden Bachchans saft- und kraftlos ihre Charaktere interpretieren. Die Figuren wirken banal, zu glatt, bieten keine Reibungsfläche. Wie soll man sich da für deren Schicksal interessieren ? Als Clanchef reduziert sich das Spiel von Big B fast ausschließlich auf das Sitzen in den Räumen seines von zahlreichen bewaffneten Männern bevölkerten Hauses. Dem 1942 geborenen Inder fehlt hier die zu erwartende Ausstrahlung, wie wir sie aus zahlreichen Filmen kennen. Er delegiert, zeigt mit dem Finger an, muss kaum etwas sagen, damit die ehrfürchtigen Leute verstehen. Auf Dauer wird dieses minimale, fast körperlose Spiel aber langweilig für den Zuschauer. Auch Bachchan Juniors blasser Auftritt und seine Wandlung vom zurückhaltenden Einfaltspinsel zum Familienrächer beeindruckt nicht. Was fehlt ist vor allem auch der Furcht einflößende Widersacher von Subhash Nagre, jemand dem man abnimmt den König vom Thron stoßen zu können. Stattdessen bekommen wir Zakir Hussain (Paan Singh Tomar) in der Rolle des Rashid, den gekränkten Herausforderer aus Dubai, der ein „nein“ nicht akzeptieren will und deswegen ein Komplott gegen den Paten schmiedet. Dankbar ist man daher immer, wenn Ravi Kale erscheint. Als rechte Hand von Subhash Nagre zeigt er Emotionen, Respekt aber keine radikale Demut vor seinem Boss sondern wird auch mal laut in dessen Gegenwart. Er hätte diesem Film sicher auch auf der anderen Seite, in einer größeren Schurkenrolle gut getan.

Kleingehalten werden die Frauenrollen. Katrina Kaif, mittlerweile zum Superstar gereift, war 2005 noch am Anfang ihrer Karriere und der Minipart hier als Freundin ist nicht der Rede (schon gar nicht eine Tanzeinlage) wert. Die erfahrene Supriya Pathak (Ram-Leela) hat kaum mehr Möglichkeiten als brave Ehefrau von Subhash im Hintergrund sorgenvoll zu gucken. Etwas Wärme in diesem auch optisch düster, fast monochrom und leider monoton inszenierten Drama versprüht in ihren wenigen Szenen Tanisha (die jüngere Schwester von Bollywoodstar Kajol). Als Avantika, die seit der Kindheit in USA-Heimkehrer Shankar verliebt ist, geht sie tapfer damit um, dass es wohl keine Chance für ihre Liebe gibt. Keine Romantik, keine Tanzszene. Musik gibt es in „Sarkar“ aber trotzdem und zwar reichlich und so penetrant laut und wichtigtuerisch, dass sie wie ein hilfloser Versuch wirkt diesem zähen Drama mehr Schwung zu verpassen. Als Regisseur hat Ram Gopal Varma in den letzten 25 Jahren über 40 Filme gedreht (und unzählige produziert), darunter auch packende Gangsterfilme wie „Satya“ und „Company“, seine sogenannten „Vorbereitungsfilme“ auf „Sarkar“. Bedauerlich, dass der vorläufige Abschluss seiner Trilogie zum Thema „Verbrechen und Strafe“ so abstürzt. Drei Jahre später fand die Geschichte mit „Sarkar Raj“ ihre Fortsetzung.

DVD (SCI/ T-Series, NTSC, codefrei, 123 min)

Die indische Import-DVD kommt im Amaraycase mit Pappkartonhülle. Auf der DVD-Cover-Rückseite gibt es eine schriftliche Einführung des Regisseurs zum Film (englisch).
Bild: 2.35:1 (16x9); stellenweise ziemlich dunkel, kein guter Kontrast, Ausgangsmaterial mit Schmutzpartikel, es fehlt an Schärfe
Untertitel: Englisch u.a (ausblendbar).
Ton: DD 5.1 Hindi; passabel
Extras: Image Gallery (Diashow ca. 1 min), Trailer, TV-Spots (4x3-Letterbox-Format)
Anmerkung: Rotes T-Series-Logo wird gelegentlich kurz oben rechts eingeblendet.

Inszenatorisch und schauspielerisch eine Enttäuschung. Spannungsloses Genrekino.

Text © Markus Klingbeil
11.06.2014

Sarkar

Indien 2005. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 123 Min. (NTSC) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 01.07.2005 (Indien). Budget: n/a Regie: Ram Gopal Varma. Drehbuch: Manish Gupta. Dialoge: Arshad Sayed. Kamera: Amit Roy. Schnitt: Nipun Gupta, Amit Parmar. Musik: Amar Mohile. Darsteller: Amitabh Bachchan, Abhishek Bachchan, Kay Kay Menon, Supriya Pathak, Katrina Kaif, Tanisha, Rukhsar, Anupam Kher, Srinivasa Rao Kota, Ishrat Ali, Zakir Hussain, Ravi Kale, Raju Mavani.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih