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2013

Bilder © Rapid Eye Movies
** Dhoom 3
vijay krishna acharya


Zwei indische Cops werden aus Mumbai nach Chicago beordert um dort einen Bankräuber dingfest machen. Der Täter hinterlässt nämlich nach seinen Taten immer eine Nachricht in indischen Schriftzeichen sowie eine Clownsmaske.

Es hat eine Weile gedauert bis eine weitere Fortsetzung der indischen Blockbuster-Filmreihe „Dhoom“ gedreht wurde. 2004 von Yash Raj Films, einem der größten Filmstudios Indiens, aus der Taufe gehoben folgte 2006 „Dhoom: 2“ und nun sieben weitere Jahre später also das heißersehnte nächste Kapitel. Was bleibt wie gehabt sind die beiden indischen Supercops Jai Dixit und Ali Akbar, gespielt von Abishek Bachchan und Uday Chopra. Ihr Gegner ist nach John Abraham (Race 2) und Hrithik Roshan (Krrish 3) in der Beliebtheitsskala noch ein Stück weiter oben angesiedelt. Superstar Aamir Khan (3 Idiots) gibt sich die Ehre und mimt den Rächer an einer Chicagoer Bank, die seinen Vater vor 23 Jahren in den Selbstmord getrieben hat. Sanjay Gadhvi, Regisseur der ersten beiden Teile wird gegen Vijay Krishna Acharya ausgetauscht, der das „Dhoom“-Universum bisher als Drehbuchautor mitverantwortete und jetzt zusätzlich auch den Darstellern Anweisungen gibt. Für die beiden „relevanten“ Frauenrollen verpflichtete man die aus diversen Bollywoodblockbustern bekannte Katrina Kaif (Ek Tha Tiger, Jab Tak Hai Jaan) und die unbekannte Australierin Tabrett Bethell.

Der Film beginnt im Jahr 1990 und stellt uns in ausdrucksstarken Bildern einen Indischen Zirkus vor, dessen Räumlichkeiten selbst ohne Zauberkunst begeistern. Probleme hat Zirkuschef Iqbal Khan (Jackie Shroff, Devdas) allerdings die Massen zu mobilisieren und so steht er kurz vor der Pleite sollte sich der hartherzige amerikanische Bankenchef bei einer Sondervorstellung nicht doch noch erweichen lassen und Zahlungsaufschub gewähren. Der neue Trick, den Iqbal mit Sohnemann Sahir vorführt, verfehlt aber seine Wirkung. Der Vater nimmt sich das Leben, der Zirkus wird geschlossen. Ein erwachsener Sahir, gespielt von Aamir Khan, hat nun das Ziel die Bank in den Ruin zu treiben. Das tut er indem er von den Dächern buchstäblich Millionen von Dollar regnen lässt. Wie er diesen Coup bewerkstelligt, das zeigt uns der Regisseur leider nie. Vielmehr ist er nur daran interessiert ausführlich die Flucht von Sahir vor den unfähigen Chicago Cops zu zeigen. So werden wir gleich mehrmals mit Verfolgungsjagden durch die Straßen der Millionenmetropole berieselt, die der Unart vieler populärer indischer Actionfilme frönt – haarsträubend-unglaubwürdige Actionszenen, die in ihrer Absurdität noch durch schamlos lang andauernde Zeitlupeneinschübe stolz angepriesen werden.

Als Gag ist das Aussetzen der Schwerkraft durchaus mal ein probates Mittel, wenn man seinem Publikum zeigen will, dass man eine lockeren Umgang mit der Realität pflegt und der Spaßfaktor über allem steht. In „Dhoom 3“ allerdings wird dieses stilistische Mittel bis zum Erbrechen und darüber hinaus eingesetzt und unserem Dieb sogar ein ultrageiles Motorrad Marke BMW zur Flucht zur Verfügung gestellt, das selbst Bond-Wizard Q vor Neid in den Wahnsinn treiben würde. Als Persiflage auf das Actiongenre nehmen sich die Figuren und ihr Handeln aber widersinnigerweise viel zu ernst um als außenstehender Betrachter mit ihnen darüber lachen zu können. Lachen sollen wir, wenn Ali Akbar, der nicht so schlaue Sidekick des ach-so-schlau-tuenden / ernst-dreinblickenden Jai Dixit, seine Witze reißt und Frauen unbeholfen anbaggert. Uday Chopra - Bruder von Aditya Chopra, der dieses Werk hier produziert hat - war nie ein guter Schauspieler und wird es wohl auch nie werden (seinen endgültigen Rückzug hat er bereits öffentlich angekündigt). Im Doppelpack mit Bachchan gehört er aber zur Dhoom-Reihe dazu wie eben der Schurke, den sie jagen. Ein Schurke, der aber immer so gestrickt ist, dass er die Sympathien des Publikums bekommt. Aamir Khan, der maximal einen Film pro Jahr dreht und damit immer Volltreffer landet, köderten die Produzenten sogar mit einer Doppelrolle.

Die Welt in der Khans Figur lebt, die Darstellung der Zirkuswelt, ist auch das wenig positive was man aus diesem Film ziehen kann. Eine grandiose Ausstattung, glamourös und aufregend zugleich insbesondere wenn wir zu der Szene kommen in dem das Vermächtnis des toten Vaters wieder vom Sohn mit Publikum zum Leben erweckt wird. Als Artist und Zauberer verführt und täuscht Sahir und lässt für einen Moment die Dämlichkeiten des Drehbuchs vergessen. In der Arena findet gewissermaßen ein ganz anderer Film statt, der allerdings viel zu kurz läuft. In diesen Momenten kann sich auch die in drei Stunden Laufzeit weitgehend von ihrem Regisseur ignorierte Katrina Kaif profilieren. Die spärlichen Song & Dance-Sequenzen mit ihr sind packend inszeniert und mehr Entfaltungsmöglichkeiten hätte man ihrer Figur gewünscht. Noch schlechter kommt die als amerikanische Polizistin und Aufpasserin der indischen Supercops auftretende Tabrett Berthell weg. Als Motorradbraut darf sie in ihren wenigen Szenen u.a. einmal bildschirmfüllend die blonde Mähne in Zeitlupe schütteln bekommt aber nie die Chance zu beweisen, dass sie Schauspieltalent hat. Überhaupt zählt hier neben „fantastischen“ Motorradstunts auch mehr die Wucht des Tritts mit der Mann seinen Gegner durch die Backsteinmauer treten kann. Dass der Bankdirektor im Namen der Stadtpolizei unserem (zunächst) gescheiterten Heldenduo einen Platzverweis erteilt und sie nach Hause schicken will … wer wird denn da nach Kompetenzen fragen.

Wer glaubt man kann Actionszenen nicht noch übertrieben-unglaubwürdiger darstellen als in manchen Hollywood-Großproduktionen, der kann sich bei diesem Film, der in Indien Boxofficerekorde bricht, eines Besseren belehren lassen. Eine langweilige Geschichte mit einer Fülle an Logikfehlern müsste man bei diesem 3-Stunden-Ausflug ins Weltkino aber in Kauf nehmen.

Text © Markus Klingbeil
14.01.2014

Dhoom 3

Indien 2013. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 172 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 20.12.2013 (Indien) 09.01.2014 (D). Budget: n/a Regie: Vijay Krishna Acharya. Story: Vijay Krishna Acharya, Aditya Chopra. Screenplay & Dialoge: Vijay Krishna Acharya . Kamera: Sudeep Chatterjee. Schnitt: Ritesh Soni. Musik: Pritam Chakraborty, Julius Packiam. Darsteller: Aamir Khan, Abhishek Bachchan, Uday Chopra, Katrina Kaif, Tabrett Bethell, Jackie Shroff
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih