Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2011
Bilder © Universal
*** Paul - Ein Alien auf der Flucht
greg mottola


Graeme und Clive (Simon Pegg, Nick Frost), zwei britische Sci-fi- und Comicfreaks, machen sich nach dem Besuch einer Fanveranstaltung (ComicCon) von San Diego aus im Wohnmobil auf den Weg um prominente Aliensichtungsschauplätze zu besuchen. Unterwegs freunden sie sich mit einem echten Außerirdischen an, der aus Regierungsgewahrsam entkommen ist und um Fluchthilfe bittet.

Erinnert sich noch jemand an den Film "Die Chaoscamper" aus dem Jahr 2006 ? Ein Roadmovie in dessen Verlauf sich die Protagonisten in einem Wohnmobil, einem RV (recreational vehicle) wie die Amerikaner sagen, verlustieren und allerhand unlustiger Blödsinn passiert ? Nein ? Muss man auch nicht kennen, denn trotz Robin Williams und Cheryl Hines in den Hauptrollen war der Film eine ziemlich öde Angelegenheit. Im neuen Werk von "Superbad"-Regisseur Greg Mottola, das sechs Jahre von der ersten Idee bis zum fertigen Film benötigte, sind nun zwei Nerds im RV durch Amerika unterwegs. Ausgedacht haben sich diese mit vielen Sci-fi-Zitaten gespickte Komödie die in ihrem Heimatland äußerst populären Simon Pegg und Nick Frost. Zuletzt waren beide in den Genreverulkungen "Hot Fuzz" (2007) und "Shaun of the Dead" (2004) Seite and Seite im Kino zu sehen.

So schlimm wie "Die Chaoscamper" ist "Paul" zwar bei weitem nicht aber auch nicht ein weiterer großer Wurf auf den die beiden Komiker seit ihrem phänomenalen Auftritt in "Shaun of the Dead" bisher vergeblich warten. Denn der Trip mit dem Außerirdischen, der vor sechs Jahrzehnten auf der Erde abgestürzt ist und diese Tage seinen Schädel hätte aufsägen lassen sollen, wirkt wie ein nicht optimal abgestimmter Mix aus Hollywoodmainstream, bissiger Satire und fanspezifischer Genreverehrung. Paul, so heißt das Männlein vom anderen Planeten, ist das Abbild eines Alienklischees mit Riesenschädel, ein gewöhnungsbedürftiger am Computer mit Hilfe des Motion-Capture-Verfahrens (s. Gollum aus Herr der Ringe) generierter Titelheld, der Joints raucht, gerne seinen Hintern präsentiert, die Luft anhalten kann um dann unsichtbar zu werden und nach jahrzehntelanger Arbeit in geheimer Abgeschiedenheit mit Regierungsbeamten sich natürlich perfekt mit der Sprache der Erdbewohner auskennt.

Im Original spricht die Kreatur mit der Stimme des Komikers Seth Rogen (The Green Hornet), der an der Figurenausarbeitung beteiligt war. Die deutsche Synchronisation enttäuscht mit einem monotonen Bela B. Felsenheimer (von der Punkrockband Die Ärzte). Wie auch sonst die Übersetzung ins deutsche vermutlich wieder so manchen Gag versemmelt, schließlich fällt der britisch-amerikanische Sprachenclash völlig unter den Tisch. Nun sei aber die ganze Schuld daran, dass diese insbesondere wegen dem hinter und vor der Kamera versammelten Talent erwartungsvoll beäugte Komödie nicht ganz so zündet wie erhofft nicht allein der deutschen Übersetzung oder Auswahl der Synchronstimmen zugeschoben. Es geht eben manchmal im Verlauf des Films inhaltlich auch zu kindisch, zu pubertär zu und die Wandlung der erzkonservativen Christin Ruth Bruggs (gespielt von Kristen Wiig, TVs Saturday Night Live) deren Auge(n) Paul buchstäblich öffnet und eine Welt voller Abenteuer und derber Flüche präsentiert verläuft erwartungsgemäß und weniger amüsant als geplant.

Wer zudem mit den Werken der Regisseure Spielberg (der ruft im Film auch an, weil er Rat von Paul für einen Film braucht!) oder Lucas wenig oder gar nichts anfangen kann, der muss die visuellen und verbalen Anspielungen auf Filme wie "E.T. - Der Außerirdische", "Eine unheimliche Begegnung der dritten Art" oder "Star Wars" sowie diverse Popkulturreferenzen (z.B."Akte X" oder die Bedeutung der Comic-Con in San Diego) mit stoischem Gesichtsausdruck verfolgen. Die Miene wird sich dann aber vielleicht im letzten Drittel des Films wieder verändern, wenn Mottola durch die Konfrontation der Jäger (ein religiös-fanatischer Daddy, Cops & Regierungsbeamte mit Schusswaffen) mit den Gejagten (Paul ist die einzige Waffe mit Heilkräften!) ein actionreiches Finale inszeniert bei dem Sigourney Weaver als diesmal nicht so sympathische Alienjägerin zum Gastauftritt erscheint.

Diese Sci-fi-Komödie trifft nicht immer den richtigen Ton, auch eine Reihe Gags verpuffen wirkungslos. So bleibt der Eindruck doch mehr poliertes Hollywoodkino gesehen statt den spitzzüngigen britischen Witz gehört zu haben den Simon Pegg und Nick Frost ja liefern können wie die Vergangenheit zeigte. Es wartet also ein durchwachsenes Unterhaltungsprogramm auf den Komödienfan.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 16.03.2011

Paul - Ein Alien auf der Flucht

(Paul)

USA/UK/F/ESP 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 104 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 18.03.2011 (USA) 14.02.2011 (UK) 14.04.2011 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Greg Mottola. Buch: Nick Frost, Simon Pegg. Kamera: Lawrence Sher. Schnitt: Chris Dickens. Musik: David Arnold. Darsteller: Nick Frost, Simon Pegg, Jason Bateman, Kristen Wiig, John Carroll Lynch, Blythe Danner, Bill Hader, Jeffrey Tambor, Jane Lynch, Sigourney Weaver.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih