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2010
Bilder © Sony
*** The Green Hornet
michel gondry


Britt Reid (Seth Rogen), der Sohn eines einflussreichen Zeitungsverlegers, verschafft sich eine neue Identität und geht nächtens maskiert mit dem Hausmechaniker seines verstorbenen Vaters auf Verbrecherjagd. Das schmeckt insbesondere Unterweltboss Chudnofsky (Christoph Waltz) nicht.

Erst eine erfolgreiche Hörspielserie im amerikanischen Radioprogramm der 1930er, dann gab's TV-Serien in den 40ern und 60ern (mit Bruce Lee!) und zwischendrin natürlich auch Comicbücher, die den Superhelden ohne Superkräfte am Leben erhielten. Jetzt also die 90-Millionen-Dollar-teure Hollywoodversion, die viel Zerstörung, Klamauk und alberne Sprüche für ein junges Zielpublikum liefert. Es geht um ein ungleiches Duo, das glaubt sein eigenes Potential noch nicht ausgeschöpft zu haben und sich von nun an im Kampf gegen das Verbrechen in Los Angeles beweisen will. Den Part des partylustigen, arbeitsfaulen Millionenerbes übernimmt Amerikas vielbeschäftigter Komödienstar Seth Rogen (Zack and Miri make a Porno, Beim ersten Mal, Superbad), der auch mit seinem bewährten Co-Autor Evan Goldberg für das Drehbuch verantwortlich ist. Viele halbgare infantile Gags schreibt sich der kräftige Lockenkopf auf den Leib und auch Sidekick Jay Chou (Der Fluch der goldenen Blume) wird dabei in seinem Hollywooddebüt nicht verschont.

Letztes Jahr gab's mit "Jerry Cotton" den Versuch eine in Deutschland populäre Figur der 60er Jahre einem heutigen Publikum neu vorzustellen. Das hat nur bedingt funktioniert, war aber nicht so schlecht wie viele meinten. Schaut man nun nach Amerika sieht man am Beispiel von "The Green Hornet", dass auch dort Kultfiguren vergangener Zeiten so ihre Schwierigkeiten haben aus der Masse an Filmen, hier insbesondere Superheldenfilme und Actionkomödien, herauszustechen. Da hilft selbst ein Visionär wie der französische Regisseur Michel Gondry (Vergissmeinnicht, Anleitung zum Träumen) nicht um das 08/15-Erzählgerüst durch seine genialen Einfälle aufzupolieren. Die fehlen hier nämlich. Seine Handschrift ist in dem vor allem im Schlussdrittel auf Destruktion getrimmten Film nicht zu erkennen. Was wir bis dahin erleben sind pubertäre Jungsspiele mit Prügeleien zur Identitätsfindung, Rangeleien um die heiße Blondine (Cameron "Knight and Day" Diaz in einer uninspirierten Rolle als Sekretärin) bis hin zur "Verpiss dich"-Attitüde und erlösender Erneuerung des "Best Friends Forever" - Schwurs.

Nichts Substantielles zu tun bekommt neben Cameron Diaz und Tom Wilkinson (er spielt in einer Minirolle den strengen Vater von Britt) auch der Deutsch-Österreicher Christoph Waltz (Inglourious Basterds), der die Angebote aus Hollywood nach dem Oscargewinn natürlich nutzt um sein Bankkonto aufzufüllen. Wer möchte es ihm verdenken. Als machthungriger Bösewicht aus Osteuropa, der gruselig sein möchte und zutiefst gekränkt ist, wenn man seine Anzüge nicht mag, kann er keinen erinnerungswürdigen Charakter erschaffen. Wer also einen zweiten Hans Landa erwartet wird enttäuscht sein. Im Finale läuft er zudem fast die ganze Zeit unkenntlich mit einer Gasmaske auf dem Kopf herum. Da immerhin hat sich der gesunde Menschenverstand durchgesetzt, denn einer der Tricks von Green Hornet ist eine Pistole mit Betäubungsgas. Mit richtigen, tödlichen Kugeln schießt unser Möchtegern-Held nicht.

Dafür gibt's aber eine Menge netter Gadgets, allesamt von Neukumpel und Kung-fu-Experte Kato (Asienpopidol Jay Chou) entworfen. Bemerkenswert sind dabei die fahrenden Untersätze mit einer fulminanten Ausstattung, bei der selbst James Bond neidisch wäre. Daniel Craig kriegt ja leider nicht mehr solche Wunderautos. Black Beauty ist in diesem Fall keine Bezeichnung für ein Rassepferd sondern einen glänzend-schwarzen Chrysler Imperial mit Ecken und Kanten im klassischen Look, ordentlich PS unter der Haube und vielen Gimmicks, die nicht in der TV-Show zu sehen waren. Das Auto mit selbst in Türen integrierten Schusswaffen ist damit weitaus tödlicher als seine Insassen und nicht nur optisch der heimliche Star des Films. Generell ist an der schicken Optik, sei es die Ausstattung der Sets, die Retrokampfkleidung (nett!) der beiden Hauptdarsteller oder die stilisierten Kampfsequenzen in Slow-Motion nicht zu meckern. Ein dürftiger Inhalt immerhin gut verpackt. Auf die nachträgliche Konvertierung in 3D hätte man aber verzichten können. Es gibt es nur sehr wenige Szenen bei denen der Effekt eintritt.

Boys with Toys. Anfangs noch ganz witzig erschöpfen sich Humor und Action in hollywoodtypischem Overkill (Verfolgungsjagden, Explosionen, Gebäude plattmachen) und so hinterlässt "The Green Hornet" den Eindruck einer nur mäßigen Actionkomödie. Maskierte Helden haben auch schon mal besser unterhalten. Kick-Ass, anyone ?

Text © Markus Klingbeil
12.01.2011

The Green Hornet

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 118 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 14.01.2011 (USA) 13.01.2011 (D). Budget: 90 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Michel Gondry. Hörspielvorlage: George W. Trendle. Buch: Seth Rogen, Evan Goldberg. Kamera: John Schwartzman. Schnitt: Michael Tronick. Musik: James Newton Howard. Darsteller: Seth Rogen, Jay Chou, Cameron Diaz, Tom Wilkinson, Christoph Waltz, David Harbour, Edward James Olmos, Jamie Harris, Chad Coleman, Edward Furlong .

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih