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2007
Bilder © Warner Bros.
*** Der Goldene Kompass
chris weitz

Der Goldene Kompass ist quasi eine Art Wahrsagerkugel (nur eben keine Kugel) und kann dem Besitzer bei richtiger Benutzung sehr nützlich sein. Jener Kompass ist in den Händen der jungen Lyra Belacqua (Dakota Blue Richards), die sich auf eine abenteuerliche Reise begibt auf der sie allerhand merkwürdiger und interessanter Gestalten sowie einen Polarbären trifft. Da immer mehr Kinder von der Bildfläche verschwinden und die geordnete Struktur der Welt von Lyra gefährdet ist, muss das 12jährige Mädchen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Spätestens seit der Verfilmung der "Herr der Ringe"-Bücher und den "Harry Potter"-Romanen haben die Fantasygeschichten gehörigen Aufwind im Kino bekommen. Kommt der zweite Teil der "Chroniken von Narnia" erst 2008 wird das märchenhungrige Publikum in der Zwischenzeit mit Filmen wie "Der Sternwanderer" oder "Mr. Magoriums Wunderladen" versorgt. Rechtzeitig zum Jahresende startet eine neue Saga - "Der Goldene Kompass" ist die Verfilmung des ersten Buches ‚Northern Lights' des in Oxford beheimateten Schriftstellers Phillip Pullman. Und da weiteres Buchmaterial zur Verfilmung vorliegt ist es nicht verwunderlich, dass "Der Goldene Kompass" trotz seiner knapp zweistündigen Laufzeit unfertig wirkt und nicht wirklich überzeugt.

Der Aufgabe, der sich Regisseur Weitz stellen musste ist die eine Vielzahl von Figuren einzuführen und eine Vielzahl an Begriffen zu erklären. Gobbler, Gypter, Bolvangar, Alethiometer, Interzision sind nur ein paar wenige Beispiele für einen ungewöhnlichen Wortschatz. Leider werden viele Personen nur kurz und unzureichend charakterisiert, darunter fällt zum einen Lord Asriel, dargestellt von Daniel Craig, der sich vor den Dreharbeiten zum nächsten Bond-Film in einer kleinen Rolle präsentiert. Auch Nicole Kidman, Wunschbesetzung von Buchautor Pullman, hat als kühl-berechnende Marisa Coulter, eine wohlhabende Dame mit diabolischem Plan, weitaus weniger Szenen als man ob ihrer Präsenz auf dem Filmposter vermuten könnte. Der Name zieht halt doch. Hauptperson ist aber ganz klar Newcomerin Dakota Blue Richards als Lyra Belacqua, eine 12-jährige Waise, die unter den Fittichen von Onkel Asriel steht und wie sich bald herausstellt ein ganz besonderes Mädchen, die sprichwörtlich Auserwählte, ist. Und Richards spielt dabei in ihrer ersten Filmrolle auch wirklich gut. Insbesondere das Zusammenspiel mit ihrem Dämon, ein sie in wechselnder Tiergestalt begleitender Geselle, funktioniert sehr gut, bedenkt man dass diese Figur, und auch diejenigen der anderen Protagonisten, im Computer kreiert wurde.

Diese Begleiter, die es in dieser Fantasiewelt gibt, spiegeln dabei auch das Naturell der zugehörigen Person wieder. Kidmans Dämon ist hinterlistig und wendet mitunter auch recht drastische Methoden an um seiner Herrin zu gefallen. Im Gegensatz dazu steht Richards Dämon, der mehr ein lieber, auch sehr neugieriger und nicht immer furchtloser Freund ist. Ohne diese Dämonen wirken die Personen leb- und gefühllos. Eine räumliche Trennung von Dämon und Person, die Interzision, ist also ideales Mittel um andere widerspruchslos zu beherrschen, d.h. diejenigen, die um den Verlust ihrer Macht fürchten weil womöglich die Tür zu einer unbekannten Parallelwelt geöffnet wird, haben Möglichkeiten allzu neugierige Geister unter Kontrolle zu bringen.

Die Bösewichter allerdings sind schwach gezeichnet, nur Marisa Coulter wird etwas besser beschrieben. Simon McBurney gibt als Fra Pavel ansatzweise einen vorzüglichen bösen Buben, darf das aber nur in einigen wenigen Szenen zeigen. Und auch Schauspiel-Veteran Christopher Lee, der scheinbar in allen Fantasy- und Sci-fi-Blockbustern der letzten Jahre aufgetreten ist, zeigt sein Gesicht nur in einer kurzen Szene. Mehr Raum wird dahingegen den Weggefährten von der jungen mutigen Heldin Lyra zugestanden - Hexen, Seefahrer, ein texanischer Ballonfahrer und ein gepanzerter Polarbär. Letzterer ist dabei fast schon der wichtigste Helfer im eiskalten Norden, auch wenn er selbst erst seine eigenen Probleme lösen und sich Ängsten stellen muss. Dass gibt dann dem Spezialeffekte-Team Arbeit genug, insbesondere bei der Kreation eines Haufen brüllender und auch kämpfender Polarbären.

Verfolgt man auch manche Szenen sehr interessiert so bleibt aber der Gesamteindruck eines nur durchschnittlichen Fantasystreifens, der irgendwo zwischen kindgerechtem "Harry Potter" und erwachsenem "Herr der Ringe" pendelt. Als Auftakt eines neuen Fantasyepos wirkt ‚Der Goldenen Kompass' unfertig und kann womöglich erst im Zusammenhang mit weiteren geplanten Verfilmungen der Bücher Phillip Pullmans seine volle Wirkung entfalten. Für sich gesehen vermag der Film aber kaum mitzureißen.

Text © Markus Klingbeil
04.12.2007

Der Goldene Kompass

(The Golden Compass)

USA/UK 2007. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 113 min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: 07.12.2007 (US) 06.12.2007 (D). Budget: 150 Mio. USD. Einspiel: n/a. Regie: Chris Weitz. Buch: Philip Pullman. Screenplay: Chris Weitz. Kamera: Henry Braham. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: Dakota Blue Richards, Nicole Kidman, Daniel Craig, Sam Elliott, Simon McBurney, Derek Jacobi
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih