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2010
Bilder © Sony
**** Machete
robert rodriguez, ethan maniquis


Ein ehemaliger mexikanischer Gesetzeshüter soll für 150.000 Dollar einen texanischen Senator umbringen. Zu spät merkt er, dass man ihn als Sündenbock für ein politisches Schmierentheater missbraucht, doch er entkommt verletzt was ihn aber nicht daran hindert bald darauf seinen Rachefeldzug zu starten.

Im Jahr 2007 versuchten Quentin Tarantino und Robert Rodriguez dem Publikum ihre Liebe zum Trashkino, zum amerikanischen B-Film der 70er Jahre zu vermitteln. Das Projekt hieß "Grindhouse", folgte der Tradition des Doublefeatures, bestand also aus zwei aufeinanderfolgenden, thematisch unterschiedlichen Filmen. Rodriguez' "Planet Terror" beschrieb ein militärisches, biochemisches Experiment in deren Folge die infizierten Menschen zu mordlüsternen Bestien, nennen wir sie ruhig Zombies, wurden. Tarantinos "Death Proof - Todsicher" zeigte Kurt Russel in der Rolle von Stuntman Mike, einem charmant-hinterhältigen Psychopaten, der mit seinem Auto junge Frauen tötete. Aber drei Stunden Trashkultur war wohl zuviel für die anvisierte Zielgruppe und "Grindhouse" spielte nicht einmal die Hälfte der Produktionskosten ein.

Als Folge daraus wurden bedauerlicherweise "Planet Terror" und "Death Proof - Todsicher" außerhalb Amerikas nur als separate Filme aber mit zusätzlichen Szenen veröffentlicht um finanziell noch zu retten was möglich war. Damit wurde diese tolle Idee einer Hommage an ein Format aus früheren Kinotagen leider entwertet, denn auch alle Fake-Trailer, die zwischen den Hauptfilmen liefen, verloren ihre Überbrückungslegitimation und wurden daher gleich weggelassen. Der einzige Trailer, der "überlebte" war der zu "Machete" und lief in Deutschland wie auch bei der amerikanischen Aufführung vor "Planet Terror". Überraschenderweise war dieser filmische Appetithappen so beliebt (auch dank des Internets), dass der Ruf im Fanlager nach einem kompletten Film über den Ex-Federale Machete immer lauter wurde und Robert Rodriguez dem "Volksbegehren" nur zu gerne nachkam.

Was nämlich wohl die wenigsten wissen ist, dass Rodriguez sich mit der Idee zu einem lateinamerikanischen Helden à la Machete schon in den 90er Jahren beschäftigte. Und Danny Trejo (hat mittlerweile schon Rollen in knapp 200 TV-Serien, TV-Filmen und Kinostreifen absolviert), den er damals in einer kleinen Rolle in "Desperado" besetzte, schien die perfekte Wahl. Hat der 2007er-Trailer mit Trejo als "Machete" ungemein Lust auf mehr gemacht und Erwartungen geschürt so enttäuscht der jetzt nachgeschobene Film auch nicht (netterweise tauchen viele Szenen aus dem damaligen Trailer auch im Film auf). Ganz im Sinne eines politisch unkorrekten Actioners kennt die Inszenierung von Rodriguez und seinem Co-Regisseur Ethan Maniquis (ein langjähriger Weggefährte von Rodriguez in unterschiedlichen Funktionen bei vielen seiner Filme) keine Gnade, lässt Köpfe phasenweise im Sekundentakt rollen und setzt auf einen hohen, blutigen Bodycount, wie es auch in "Planet Terror" praktiziert wurde. Da schwant einem bzgl. der FSK-Freigabe für das DVD-Release schon böses.

Mag der Film mit seiner Rächerstory inhaltlich wenig hergeben, so sind es aber vor allem die mit coolen One-Linern gespickten Dialoge, die die z.T. absurden Gewaltszenen perfekt konterkarieren und dem Werk damit jeglichen Ernst rauben. Rodriguez fährt dabei eine beeindruckende Schar an Schauspielern auf, die man nicht unbedingt mit dieser nicht jugendfreien B-Movie-Hommage in Verbindung bringen würde. Falls also der Name Danny Trejo (oder sein markantes Gesicht) nicht jedem ein Begriff sein sollte, der wird aber höchstwahrscheinlich in den Nebenrollen einige bekannte Darsteller entdecken. Den zweifachen Oscarpreisträger Robert DeNiro (zu sehen u.a. in Heat, Meine Braut, ihr Vater und ich) z.B. als rassistischer Senator, der seine Wahlkampagne als Hetzkampagne gegen Immigranten versteht und dies mit üblen TV-Wahlspots unterstreicht. Oder Miami-Vice-TV-Star Don Johnson als schießgeiler Kopf einer Bürgerwehr, der mit dem Senator zusammen Mexikaner jagt und am Grenzübertritt hindert.

Auf seinem Weg der Rache begegnet Machete zudem zwei feurigen Damen namens Yvette Sartana (Jessica Alba, The Killer Inside Me, Sin City), eine eifrige Beamtin von der Einwanderungsbehörde und Luz (Michelle Rodriguez, Avatar - Aufbruch nach Pandora, Fast & Furious), eine toughe Frau, die illegale Einwanderer mit Ausweisen und Jobs versorgt. Jeff Fahey (TV's Lost) hat den Sprung aus dem 2007er Fake-Trailer in den 2010er-Film zwar geschafft, muss aber seinen Part als ultimativen Bösewicht an Steven Seagal (Nico, Hard to Kill) abgeben, der als Drogenbaron die Fäden zieht und einige Jahre zuvor Machetes Frau und Kind tötete. Rodriguez gibt dem Actionhelden der späten 80er-Jahre sein Gnadenbrot und holt den mittlerweile 59-jährigen Seagal aus den Niederungen der Actionabteilungen unserer Videotheken. Dem Ruf Stallones ist Seagal ja bekanntlich nicht gefolgt. Wer aufpasst wird auch noch Bekannte aus "Planet Terror" entdecken (z.B. Tom Savini, Cheech Marin, die Babysitter-Twins Electra und Elise Avellan u.a.).

Wer Ex-Disney-Liebling Lindsey Lohan mal als Junkie im Nonnenkostüm und Knarre in der Hand sehen will oder einfach nur Lust hat auf einen harten Rächerfilm mit einer Vielzahl absurder Gewalttätigkeiten in Kombination mit abgefahrenen Gags in Wort und Bild, der kommt an Rodriguez' neuer Krawallhommage an die B-Movies nicht vorbei.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 19.10.2010

Machete

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 105 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 03.09.2010 (US) 04.11.2010 (D) Budget: 20 Mio. USD Einspiel: 26.5 Mio USD (US) 31.6 Mio USD (weltweit) Regie: Ethan Maniquis, Robert Rodriguez. Buch: Robert Rodriguez, Álvaro Rodríguez. Kamera: Jimmy Lindsey. Schnitt: Rebecca Rodriguez, Robert Rodriguez. Musik: John Debney, Carl Thiel. Darsteller: Danny Trejo, Robert De Niro, Jessica Alba, Steven Seagal, Michelle Rodriguez, Jeff Fahey, Cheech Marin, Don Johnson, Shea Whigham, Lindsay Lohan, Tom Savini, Tito Larriva

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih