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2009
Bilder © Walt Disney Studios
*** Die Jagd zum magischen berg
andy fickman


Da staunt Taxifahrer Jack Bruno (Dwayne Johnson) nicht schlecht als er statt üblicher 08/15-Las-Vegas-Touristen auf einmal zwei Aliens in Kindergestalt auf der Rückbank sitzen hat. Sara und Seth nennen sich die Geschwister, die gerade mit ihrem Raumschiff eine Bruchlandung auf der Erde hingelegt haben, weil unser blauer Planet etwas hat was sie zum Überleben brauchen. Und Jack ist keiner, der Hilfesuchende im Stich lässt.

Die Aliens sind wieder da und sie sehen unsere durch die globale Erwärmung ins trudeln geratene Erde als Hilfsmittel an um ihre eigenen Probleme zu lösen. Am einfachsten wäre es natürlich wieder sechs Milliarden Menschen auszulöschen und den Planeten mit der eigenen Rasse zu kolonisieren. Doch der Sci-Fi-Autor Alexander Key, der die Geschichte um hilfesuchende Außerirdische schon 1968 veröffentlichte, richtet sich an ein jugendliches Publikum. Und für eine familienfreundliche Episode ist der rabiate Auslöschungsgedanke nicht allzu passend. Auch wenn jetzt in der dritten Verfilmung nach 1975 und 1995 das Kriegsbegehren der unbekannten Spezies kurz verbal erläutert wird lautet das alles überschattende Motto von Regisseur Andy Fickman: Abenteuer, Action, Spaß und Zusammenhalt. Die Kinder sind es dann auch, die hierher zu uns geschickt wurden um den Supergau zu verhindern und für eine friedliche Ko-Existenz mit dem menschlichen Wirt oder gar für eine Heilung des eigenen kranken Planeten zu sorgen.

Die Erde ist wirklich nicht zu beneiden. Nicht nur, dass der Mensch sie kontinuierlich herunterwirtschaftet, nein auch filmisch kriegt unsere Lebensgrundlage dieses Jahr so einiges zu spüren und das obwohl weder Al Gore noch Leonardo Di Caprio neue Dokus rausbringen. "Der Tag, an dem die Erde stillstand", "Knowing - Die Zukunft endet jetzt" und zum Ende des Jahres Roland Emmerichs Untergangsszenario "2012". Katastrophenthriller haben und hatten schon immer ihren Platz in der Filmgeschichte. "Die Jagd zum magischen Berg" ist da aber die Light-Variante und fluffiges Kontrastprogramm zum ernstgemeinten Pessimismuscocktail anderer Filmemacher.

Dafür sorgt allein schon die Besetzung des muskelbepackten, 100kg schweren und knapp zwei Meter großen Ex-Wrestlers Dwayne Johnson, der sich gerne für familienfreundliche Projekte besetzen lässt. Die Ironie, die er seinen Figuren jedes Mal mitgibt kann man gerne als Pluspunkt verbuchen, denn vergeblich sucht man ihn bisher in dramaturgisch anspruchsvollen Rollen. Erwartungen diesbezüglich hat man ohnehin nicht, denn das Format der Actionkomödie wäre ideal für ihn, wie er in der Vergangenheit zeigte. Dabei hatte ihm Arnold Schwarzenegger himself doch bereits durch seinen Cameoauftritt in "Welcome to the Jungle" (2003) die inoffizielle Krone des Actionhelden übergeben. So muss der Brite Jason Statham (Transporter 3, Crank 2) diese Nische, in den 80ern noch mit Stallone, Schwarzenegger, Van Damme & Co. illuster besetzt, heute alleine am Leben halten.

Die Vorteile, die Dwayne "The Rock" Johnson durch seine robuste Statur hat, wird ansatzweise auch in "Die Jagd zum magischen Berg" gezeigt. Als Ex-Knacki, der jetzt auf ehrliche Weise durch Taxifahren in Las Vegas sein Geld verdient spürt er noch die Schatten und Gangsterfiguren der Vergangenheit im Nacken, die mit Nachdruck darauf drängen ihn wieder aus dem normalem Leben zu ziehen. Doch der mit charmantem Lächeln ausgestattete Held wider willen bleibt natürlich standhaft und lässt sich im Verlauf nicht nur zum Bodyguard der beiden Alien-Kids rekrutieren sondern verliebt sich auch noch in die Wissenschaftlerin Dr. Alex Friedman (Carla Gugino), deren Weg er schon früh kreuzt. Die landesweit herrschende Alien-Hysterie (und der ominösen "Area 51") gibt aber auch im Film die Möglichkeit ironischer Seitenhiebe, denn gerade zu der Zeit als die echten Aliens in Menschengestalt auftauchen findet in Las Vegas ein Fan-Treffen, eine UFO-Convention statt.

Bei der tummeln sich Star-Wars-Fans, Sci-Fi-Freaks und Konsorten, die sich durch ihre abenteuerliche Kostümierung gegenseitig überbieten und in wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Vorlesungen neue Erkenntnisse und Weisheiten aufs Brot schmieren lassen. Da fällt dann der Kopfgeldjäger in Monsteroutfit nicht weiter auf. Der wurde nämlich à la "Terminator" auch ins Wurmloch gepfercht um die Kids auf ihrer Mission abzufangen und zu pulverisieren. Dieser unfreundliche Bursche ist auch das personifizierte Böse im Film, jedenfalls in den wenigen Momenten in denen man ihn sieht. Vom Outfit und seinen Fähigkeiten nach zu urteilen könnte er glatt ein entfernter Verwandter des Predators sein. Hier hört er auf den Namen Siphon und wurde von dem Monster-Effekte-Spezialisten Tom Woodroof jr. (Terminator, Tremors, Alien vs. Predator) erschaffen, der auch selbst im Kostüm steckt.

Die 15-und 16jährigen Jungstars AnnaSophia Robb und Alexander Ludwig sind es aber, die als überkorrekt und fast geschwollen daherredende höfliche Außerirdische das jugendliche Zielpublikum begeistern sollten, weil sie keinen Ansatz für Reibungspunkte geben. Sie sind Vorzeigekinder (welch' elterliche Freude), die zudem besondere Fähigkeiten wie Kontrolle über die eigenen Körpermoleküle, Gedanken anderer und Telekinese mitbringen. Da gibt es dann auch ein paar nette Spezialeffekte zu sehen, die z.T. aber anderswo schon mal gesehen (und auch besser). Aber dafür ist es ja auch ein Familienfilm, der selbst dem körperlich starken Johnson feuchte Augen macht. Bevor aber die Tränen fließen muss erst in die geheime Militärbasis des magischen Berges ("Witch Mountain") eingebrochen werden. Und wie das geschieht weckt Erinnerungen an frühere Bond-Filme mit der Stürmung so mancher Bösewichterverstecke.

Carla Gugino, gerade mit "Watchmen - Die Wächter" und "The Unborn" im Kino zu sehen, hat da zwischen all den Effekten, den Kindern und ihrem berühmten Co-Star nicht viel zu melden, schafft es aber immerhin für zwei, drei witzige Szenen zu sorgen. Besonders erinnerungswürdig ist ihr Part allerdings nicht. Da hat Regisseur Garry Marshall (Pretty Woman, 1990) als Verschwörungstheoretiker und Sci-fi-Autor einen prägnanteren Kurzauftritt. Der irische Schauspieler Ciarán Hinds (There Will Be Blood), ein Gesicht, das man schon in unzähligen Filmen gesehen hat, macht aus seinem Auftritt als Bundesagent und Alienjäger das Beste was aus dieser Nebenrolle herauszuholen ist und bewahrt Kontenance trotz mehrerer Fehlschläge bei der Jagd auf die "illegalen Einwanderer ohne Ausweis". Rechte, wie sie Guginos Figur einfordert, haben die potentiell gefährlichen Neuankömmlinge nämlich keine.

Eine Familien-Action-Komödie über eine Alieninvasion, die keine ist oder die Geschichte von zwei süßen Bälgern auf Rettungsmission für ihren eigenen Planeten versucht Regisseur Andy Fickman an den Mann oder besser die Familie zu bringen. Das passiert ohne wirkliche Höhepunkte und Überraschungen und ist damit das erwartete glattpolierte Walt-Disney-Produkt, das man dank ordentlicher Besetzung ohne auf die Uhr zu gucken durchstehen kann. Und besser als die letzte Fickman/Johnson-Zusammenarbeit "Daddy ohne Plan" allemal.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 18.03.2009

Die Jagd zum magischen Berg
(Race to Witch Mountain)

USA 2009. Länge: 99 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 13.03.2009 (US), 09.04.2009 (D) Budget: - Einspiel: -. Regie: Andy Fickman . Buch: Alexander Key (1968). Screenplay: Matt Lopez, Mark Bomback. Kamera: Greg Gardiner. Schnitt: David Rennie. Musik: Trevor Rabin. Darsteller: Dwayne Johnson, AnnaSophia Robb, Alexander Ludwig, Carla Gugino, Ciarán Hinds, Tom Everett Scott, Chris Marquette, Garry Marshall, Tom Woodruff Jr.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih