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2009
Bilder © Universum Filmverleih
**** Crank 2 - High Voltage
mark neveldine, brian taylor


Nach dem Sturz aus einem Helikopter wird Chev Chelios (Jason Statham) von der Yakuza aufgelesen, ins Krankenbett verfrachtet und am Leben erhalten um ihm nach und nach die Organe zu entnehmen. Das Herz ist schon weg und durch eine künstliche Version mit Batterie ersetzt worden um die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Rasend vor Wut entkommt Chev seinen Kidnappern und durchpflügt halb L.A. um sich sein organisches Eigentum wiederzuholen.

Nachdem der erste Teil des um sein Leben kämpfenden Auftragskillers Chelios - er wurde vergiftet - im Kino zum Überraschungshit wurde und insbesondere auf DVD ungemein an Popularität gewann, fiel die Entscheidung eine Fortsetzung zu drehen nicht schwer. Neveldine und Taylor schrieben wieder das Drehbuch, führten Regie und schossen auch selbst Bilder mit der Kamera. Ein ausgeflipptes Original zu übertreffen scheint ein fragwürdiges Unternehmen zu sein insbesondere Sequels meistens in punkto Unterhaltungswert eher schwächeln. "Crank 2" hält sich nicht mit großen Neuerungen und langer Exposition auf, sondern setzt da an, wo man zuletzt aufgehört hat. Der Grundton bleibt, jede Plausibilität wird schon von der ersten Minute an über Bord geworfen und man verschafft sich damit eine Spielwiese unbegrenzter Möglichkeiten. Noch härter, noch zynischer, noch gewalttätiger. Ohne dass bei anderen Trademarks wie coolen Sprüche und durchgeknallten Figuren Abstriche gemacht werden müssen. Das verspricht die PR.

Drei Jahre nach dem Drehen von "Crank" 2006 ist die Crew wieder vollständig versammelt und es gibt neben dem eisenharten Jason Statham auch ein Wiedersehen mit Amy Smart als dessen Freundin, Dwight Yoakam als allwissender Doc Miles, Keone Young als Gangsterboss Don Kim und Efren Ramirez als Zwillingsbruder Venus des verstorbenen Kaylo. Lange halten sich die Regisseure allerdings nicht mit Vorgeschichten auf, schneiden stattdessen des ein ums andere Male erklärende knackige Kurzsequenzen ein, damit auch der bisher vom "Crank"-Universum verschont gebliebene Zuschauer den Durchblick bei Hetzjagd #2 nicht verliert. Denn mehr noch als beim ersten Film bricht bei "Crank 2: High Voltage" die Vorliebe der Macher für 80er-Jahre Videospiele und ästhetisch gelackte Musicclips durch, womit sich Neveldine und Taylor ja bestens auskennen. Staham steht quasi pausenlos während der 96-minütigen Filmdauer unter Strom (und das ist wortwörtlich gemeint). Das muss er, sonst hört sein Kunstherz auf zu schlagen.

Vom gesundheitlichen Standpunkt ist im Gegensatz zum letzten Mal eher Ruhe für Statham angesagt, aber wer den schlagkräftigen Briten kennt, weiß, dass das nicht klappt. Es reihen sich Absurditäten und wahnwitzige Szenen non-stop aneinander, so dass der Nonsense-Plot gerne als trashiger Wegweiser hingenommen wird. Die Figur Chev Chelios ist das Stehaufmännchen schlechthin, die fleischgewordene Komponente eines Jump-and-Run-Computerspiels, der mehr Leben hat als eine Katze. Er ist ein kurzgeschorener Popeye ohne Seemannsanzug, der zum Energieorgasmus statt Spinat zu konsumieren seinen Finger mal eben in die Steckdose steckt oder sich an den Hochspannungskasten klemmt. Er ist Jack Bauer auf Speed. Alles im Film ist natürlich heillos übertrieben, Klischees und Schimpfwörter werden im Akkord abgearbeitet, aber auch bissige Seitenhiebe auf Trash-TV-Kultur und Filmbusiness gestattet man sich. Da sehen wir z.B. in einer Rückblende den jungen Chelios mit seiner Mutter (Gastauftritt von Spice-Girl Geri Halliwell) in einer Jerry-Springer-Klon-Show, bei der das Gewaltpotential des Buben erörtert werden soll.

Und es gibt eine Straßen-Demonstration von Pornodarstellern, die in Anspielung auf vergangene Streiks anderer Branchen für eine bessere Bezahlung kämpfen (no dough - no blow). Dafür lässt man dann auch Genrestars Ron Jeremy und Jenna Haze von der Leine. In Los Angeles werden eben nicht nur Familienfilme gedreht. Neben der Hauptfigur Chelios bekommen aber auch die Nebendarsteller mehr erzählerisches Gewicht und Leinwandzeit. So gibt sich Amy Smart als naives Blondchen nicht nur freizügiger - sie strippt und hat wieder Sex in der Öffentlichkeit - sondern muss auch Kugelhagel, Polizeiverhör und nervenden Nachtclubbesitzer erdulden um ihrem herzlosen Freund beizustehen. Praktisch ist zudem auch, dass Doc Miles in einem früheren Leben mal Herzspezialist war, bevor ihm wegen einer Dummheit die Approbation entzogen wurde und er sich jetzt ungeniert seinem Fetisch (füllige Frauen) hingeben kann. In Gastrollen agieren Ling Bai (Taxi 3) als nervende Prostituierte und David Carradine (Kill Bill Vol.2) als revitalisierter chinesischer Greis, dessen Libido Austin Powers Konkurrenz machen könnte.

Doch was wären all die überraschenden Offenbarungen und Aktionen, die Querschläger von Yakuza, Latinogang und afroamerikanischer Rockerbande, ohne einen überzeugenden Titelhelden, der den ganzen Wust zusammenhält und dem man jede Übertreibung nachsieht. Außer Jason Statham fällt einem keiner ein, der dazu in der Lage wäre. Der Brite ist gut im Geschäft, liefen doch seit dem letzten Sommer vier Filme mit ihm in der Titelrolle in deutschen Kinos (neben "Crank 2" noch "Tansporter 3", "Death Race" und "Bank Job"). Und geht man bis Anfang 2005 zurück, dann sind im Kino und auf DVD ganze 12 Filme mit Beteiligung Stathams erschienen. Als potenter Actionstar, der die meisten seiner Stunts selbst durchführt und auch Schrammen in Kauf nimmt scheint es momentan in Europa und Amerika keine Alternative zu geben. Das macht aber nichts, denn es macht Spaß diesem Briten bei der Arbeit zuzusehen. Gerade abgedreht hat Statham das amerikanische Remake zu "13 Tzameti". 2010 dann im Kino zu sehen.

Die Fortsetzung enttäuscht nicht und packt in allen Bereichen eine Schippe drauf. So wird die Figur des Ex-Auftragskillers Chelios zum Über-Helden, den nichts und niemand aufhalten kann bei seiner "Herzenssache". Da brennt nicht nur die Luft. Chelios lässt einen nicht los. Nicht einmal beim Abspann.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 18.04.2009

Crank 2 - High Voltage
(Crank: High Voltage)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 96 Min. Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: 17.04.2009 (USA) 16.04.2009 (D). Budget: 20 Mio. USD Einspiel: - Regie: Mark Neveldine, Brian Taylor. Buch: Mark Neveldine, Brian Taylor. Kamera: Brandon Trost. Schnitt: Marc Jakubowicz, Fernando Villena. Musik: Mike Patton. Darsteller: Jason Statham, Amy Smart, Clifton Collins Jr., Ling Bai, David Carradine, Corey Haim, Efren Ramirez, Dwight Yoakam.

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