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2007
Bilder © Warner Bros.
** Invasion
oliver hirschbiegel


Eine Psychiaterin (Nicole Kidman) und ihr Freund (Daniel Craig) erleben hautnah die katastrophalen Auswirkungen, die der Absturz eines NASA-Shuttle-Flugzeugs auf Washington und später auf ganz Amerika und die Welt hat. Ein intelligenter außerirdischer Virus geht um und bemächtigt sich der menschlichen DNA. Es kommt nach Infizierung zur Umprogrammierung des menschlichen Erbguts während man schläft und die Betroffenen werden zu emotionslosen Figuren ohne Persönlichkeit.

Jack Finneys Sci-fi-Roman ‚The Body Snatchers' aus dem Jahre 1955 diente bereits mehrere Male als Vorlage für Spielfilme angefangen vom schwarz-weiss Klassiker ‚Die Dämonischen' von Don Siegel aus dem Jahre 1956. 1978 nahm sich Philip Kaufman in ‚Die Körperfresser kommen' und 1993 Abel Ferrara in ‚Body Snatchers' dem Thema an. Eine Variation davon findet sich auch in Carpenters ‚Sie leben!' (1988). Es scheint also, dass spätestens alle 15-20 Jahre ein neues Produkt aus altbewährter Vorlage entstehen muss. Angesichts der erwähnten vorhandenen recht guten filmischen Umsetzungen über die Bedrohung aus dem Weltall steht die Frage im Raum: ‚Warum noch einmal'? Leider liefert ‚Invasion', das englischsprachige Debut des deutschen Regisseurs Oliver Hirschbiegel (Der Untergang, 2004) keine überzeugenden Argumente und wird zum Ende des Filmjahres als überflüssige Neuverfilmung nur eine Randnotiz bleiben.

Die Besetzung klingt zuerst mal vielversprechend, haben Nicole Kidman, Daniel Craig (Layer Cake, 2004), Jeffrey Wright (Syriana, 2005) und Jeremy Northam (Cypher, 2002) schon mehrfach bewiesen, dass sie ihren Job überzeugend durchführen können. Kidman hat zwar mit der Wahl ihrer letzten Projekte nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen (Die Dolmetscherin, 2005, Verliebt in eine Hexe, 2005, The Stepford Wives, 2004 waren kommerzielle Flops und auch keine Kritiker-Lieblinge) aber Filme wie ‚Birth', (2004) oder ‚The Others' (2001) haben gezeigt, dass sie in ihren Rollen zu überzeugen vermag.

Als Psychiaterin in ‚Invasion' bekommt sie durch ihre Arbeit früh mit, dass etwas mit den Personen um sie herum nicht stimmt und fortan gilt die einzige Sorge ihrem Jungen, den sie aus den Fängen des Ex-Mannes, gespielt von Jeremy Northam, retten muss. Wirkliche Spannung tritt dabei aber nur sporadisch auf, da hilft dann auch der sprunghafte, hektische Schnitt nicht, der Kidmann auf der Flucht quasi in zehn Sekunden durch fünf verschiedene Umgebungen führt. Nicht nur Kidman bleibt blass auch Daniel Craigs Nebenrolle als Arzt und Freund Kidmans bleibt oberflächlich und schablonenhaft. Keine Ausnahme bildet Jeffrey Wrights Figur, ebenso Arzt, clever genug hinter das Geheimnis des Alien-Virus zu kommen und ein Gegenmittel zu kreieren. Eine tiefergehende Charakterisierung sieht das Drehbuch von Neuling Dave Kajganich nicht vor.

Dabei wollen die Aliens durch die ‚Borg'-artige Assimilation der Menschen und einer willenlosen Gleichschaltung der Massen sowie dem Ausschalten von Emotionen doch nur eine bessere Gesellschaft ohne Streit und Krieg aufzeigen. Dieser Punkt wird auch gut demonstriert, möglicherweise aber von einem Teil des Publikums nicht vollständig wahrgenommen. Denn nur im Hintergrund laufen TV-Bilder von internationalen Versöhnungszeremonien, die USA-Besetzung des Irak wird beendet, der nordkoreanische Diktator Kim Jong-Il schließt Friedensverträge usw. Dabei ist Jeremy Northam als Regierungsbeamter der erste, der vom schlauen Virus ergriffen und im Schlaf ‚umgedreht' wird, später die Alien-Mission dank seiner beruflichen Stellung vorantreibt und der verängstigen Ex-Frau die Vorzüge schmackhaft zu machen versucht.

Schlaf ist es, der einen nicht ereilen darf falls man infiziert ist und Müdigkeit wird nicht nur mit literweise Cola und Aufputschmitteln bekämpft. In einer Szene möchte man dann auch dem zögernden Jungen Kidmans zurufen: ‚Mach's wie John Travolta' als er mit Nadel und gefüllter Spritze vor der Mutter kniet - bereit ihr die Nadel ins Herz zu rammen um sie zu revitalisieren. Dass der Junge sowieso ein ganz besonderer ist zeigt sich nicht nur in dieser Szene. Fast interessanter als die schon oft durchgekaute Geschichte der Körperfresser ist die Produktionsgeschichte von ‚Invasion', die im Presseheft gänzlich unterschlagen wird.

Der Film war ja bereits Ende 2005 im Kasten (also bevor Daniel Craig die ersten Szenen als neuer James Bond drehte), doch die anschließend gefertigte Schnittfassung von Regisseur Hirschbiegel und seinem Editor Hans Funck, mit dem er auch bei ‚Der Untergang' und ‚Das Experiment, 2001' zusammenarbeitete, gefiel Joel Silver und seinen Co-Produzenten nicht so dass die Wachowski-Brüder (Matrix-Trilogy) und Regisseur James McTeigue (V für Vendetta, 2005) für Nachdrehs engagiert wurden. Doch auch ein zweiter Editor auf der Ersatzbank, Joel Negron, kann den trotz aufgepeppter Actionsequenzen insgesamt enttäuschenden Thriller nicht retten.

Zu vieles wirkt überhastet, die Schauspieler außer Form oder unterfordert und bei manchen Szenen hat man das Gefühl als wären sie unvollständig oder es fehlt eine vorausgehende, erklärende Sequenz (Blutfleck an der Wand ? Seit 5 Jahren in Atlanta aber trotzdem noch im Besitz eines fertig eingerichteten, bezugsfertigen, großen Wohnhauses in Washington? etc ..).

Jack Finney schrieb mit seinem Roman ‚The Body Snatchers' einen interessanten Roman, der mehrfach verfilmt wurde. Aber ‚Invasion' ist sicher nicht der Film, den man sich ansehen sollte. Die Alternativen aus den 50ern, 70er, 80ern und 90ern sind um einiges interessanter und überzeugender.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 09.10.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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